Tag vier im Trainingslager des BVB stand ganz im Zeichen von zwei Worten und drei Personen: Reyes Magos, die heiligen Drei Könige – besser bekannt als die Schreckensherrscher von Jerez: Denn wie jeder weiß (eine Person ausgenommen), gehört der 6. Januar zu den höchsten Festtagen in Spanien. Was in Deutschland Heiligabend, ist hier „Reyes Magos“. Übersetzt: Geschenke ja, Arbeitsleben nein.
Die Auswirkungen bekamen freilich wieder wir Tabellenführer-Touristen zu spüren. Selbst eine Flasche Wasser zu erhalten blieb ein Wunschtraum, die Supermärkte waren genauso geschlossen, wie der Laden von Tante Emma. Und im Hotel? Da machten die Angestellten, was sie am besten können: Pause nämlich – zu stören scheinen dabei nur die nervenden Mitbewohner, die ständig etwas wollen. Einen Kaffee, eine Cola, ein Sandwich.
Glücklicherweise öffnen Bar und Restaurant im sogenannten Vier-Sterne-Hotel aber erst um halb neun (jeden Tag wohlgemerkt), vorher ist Schmalhans nicht nur der Küchen, sondern auch der Bar-, Nachfragen- und Nichtfunktionierende-Chipkarte-für-die-Hotelzimmertür-Umtausch-Küchenmeister. Zumindest tagsüber also muss sich niemand mit diesen nervigen Hotelgästen auseinander setzen.
Die hatten tagsüber aber heute ohnehin besseres zu tun – beziehungsweise schlechteres. Beim traditionellen Kick gegen die Sponsoren des BVB wurde kurz und schmerzlos eine 1:3-Schlappe einkassiert. Klar, die Jungs sollen ja auch während dieser Tage von Jerez bei Laune gehalten werden, könnte man meinen. Richtiger ist: Selten einmal lagen Theorie und Praxis so weit auseinander, wie in diesem Fall – schließlich bekommen wir doch eigentlich Woche für Woche gezeigt, wie es richtig geht.
Das gleiche hat übrigens auch mein Fahrlehrer einst versucht, der sich gestern wohl im Grabe umgedreht hätte, würde er denn schon die Radieschen von unten beobachten. Denn während ich an einer Roten Ampel versuchte, den Stadtplan von Jerez zu verstehen, geriet ich tatsächlich ins Rollen und wurde erst durch das vor mir stehende Auto davon abgehalten, bis nach Sevilla zu rollen. Und was soll ich sagen? Prompt sprangen die vier massiv gebauten Spanier aus ihrer Karre, schnappten sich vier Eisenstangen und begannen, gepackt von blinder Wut, auf meinen Leihwagen, meinen Beifahrer und natürlich auch mich einzuschlagen!
Obwohl, eigentlich doch nicht. Viel mehr drehten sich alle vier verdutzt um, schüttelten nur kurz den Kopf und brausten schließlich von dannen. Manchmal muss man eben auch Glück haben…