Doch nur weil die Meisterschaft angesichts von zehn Punkten Vorsprung auf die Konkurrenz zum Greifen nahe ist, wird die Aktie nicht automatisch zum stabilen Edelpapier. "Fußball-Aktien eignen sich natürlich auch zum Zocken, weil laufend sportliche Erfolge und Niederlagen Gelegenheiten bieten", sagt Sebastian Hein vom privaten Bankhaus Lampe.
Und der BVB ist als einziger börsennotierter Klub Deutschlands das beste Beispiel für die Zockerei. Nach dem Aus in der Europa League brach die Aktie um 17 Prozent ein. Hein hielt das für ein wenig überzogen, zumal das Aus im europäischen Wettbewerb nicht so sehr ins Gewicht falle. Wichtiger sei da schon die Qualifikation für die Champions League.
Doch der jüngste Kurseinbruch spiegelt die Achterbahnfahrt des Papiers seit seiner Emission im Oktober 2000 wider. Für 11 Euro war die Aktie ausgegeben worden. In sportlich erfolglosen und finanziell schwierigen Jahren, in denen der BVB vor dem Kollaps stand, rutschte das Papier auf den Tiefstwert von 84 Cent.
Gezeichnet von der jüngeren Vergangenheit, gibt man sich in Dortmund dann auch eher kleinlaut. "Wir freuen uns über den bisherigen Verlauf. Aber vom Titel Herbstmeister können wir uns nichts kaufen", sagt Thomas Treß. Der zweite Geschäftsführer des BVB neben Hans-Joachim Watzke, zuständig für die Bereiche Finanzen und Organisation, will den Anlegern deshalb auch keinen Rekordgewinn versprechen: "Wir erwarten ein positives Ergebnis."
Eine konkretere Aussage lässt sich Treß nicht entlocken. Man stünde am Anfang einer positiven Neuentwicklung, und erst wenn sich diese als nachhaltig erweise, könne man über Prognosen reden. Für einige Finanzexperten ist die Sache jedoch klar. So urteilte der Börsenbrief Finanzen & Börse, dass sich ein Einstieg in die Aktie derzeit nicht aufdränge. Andere raten dazu, Gewinne mitzunehmen.
Denn Gewinne hat zumindest der, der in der schwärzesten Stunde des Klubs eingestiegen ist. Seit Ende September zeigt der Kurs sogar deutlich nach Norden, die sportliche Entwicklung lockte viele Anleger an. Und angesichts einer Wertsteigerung von 1,15 Euro (Mitte September) auf ein Jahreshoch von 3,72 Euro wird da lieber Kasse gemacht. Am Mittwochmittag stand die Aktie bei 2,35 Euro.
Beim BVB verhält man sich ganz im Sinne der Aktionäre. "Wir halten auch wenig davon, für irrsinnige Summen neue Spieler zu kaufen. Wir bauen sie lieber selbst auf", sagt Treß. Und auch im Falle der Champions-League-Qualifikation gilt: "Maximaler sportlicher Erfolg, ohne uns dafür zu verschulden. Wir gehen mit Geld auch weiterhin effizient um."