Es war ein Wochenende wie gemalt für den BVB. Zunächst patzte der Verfolger Nummer eins, der FSV Mainz 05, beim SC Freiburg, die TSG Hoffenheim ebenso in Hamburg und der FC Bayern, der vor dem Samstag bereits zehn Punkte hinter der Borussia rangierte, kam in Mönchengladbach nicht über ein 3:3-hinaus und am Sonntag krönten die Schwarz-Gelben ihren Ausflug an die Leine mit einem 4:0-Sieg bei Hannover 96. Kein Wunder also, dass die bereits euphorisiert angereiste Anhängerschaft nach dem Abpfiff endgültig in anderen Shären schwebte. Das ominöse M-Wort jedenfalls, das Spieler, Trainer und Verantwortliche meiden wie das Weihwasser jedenfalls schmetterten sie heraus so laut sie konnten. Und zwar mit dem Zusatz „…wird nur der BVB!“
Die Basis für den Erfolg der Borussia in der AWD-Arena war dabei ihre enorm schwungvolle Anfangsphase, in der Shinji Kagawa früh für die Führung sorgte. Und der fünfte Treffer des 22-Jährigen, der in der Liga zuletzt viermal leer ausgegangen war, in seinem elften Bundesligaspiel schien Kagawa regelrecht Flügel zu verleihen: Jedenfalls drehte er fortan erst richtig auf, suchte konsequent nach den Lücken in der mitunter desorientierten Viererkette der 96er und verfehlte seinen zweiten Treffer nur knapp, als zwei Schüsse aus der Distanz innerhalb von nur 60 Sekunden knapp am Pfosten vorbeirauschten (24.). „Ich bin sehr erleichtert, dass es endlich wieder mit einem Tor geklappt hat“, gab Kagawa später zu Protokoll, der sich in den vergangenen Wochen trotz ansprechenden Leistungen sehr selbstkritisch gegeben hatte.
Trotz der geringen Gegenwehr der Hausherren zeigten die Borussen sich allerdings nicht durchgängig von ihrer besten Seite. „Nach dem 1:0 haben wir den Faden verloren“, befand Jürgen Klopp. Nur phasenweise zeigten die Dortmunder, warum sie die erfolgreichsten „Fremdgänger“ der Bundesliga sind und bislang alle Auswärtsspiele gewannen. Zu selten spielten sie den schnellen Ball in die Spitze, blieben zu häufig in der Abwehrreihe der Hannoveraner hängen.
Besserung stellte sich erst nach dem Seitenwechsel ein. Hannover investierte nun mehr in die Partie, was dem BVB Räume bot, die er gnadenlos nutzte. In der 54. Minute allerdings scheiterte zunächst Mario Götze und dann Lucas Barrios aus weniger als fünf Metern an Florian Fromlowitz.
„Da war dann richtig Pfeffer in der Partie“, stellte Klopp fest und tatsächlich: Spätestens um die 60. Minute konnte es einem Angst und bange werden um den BVB, zumal Slomka bereits in der Halbzeit Mikael Forssell und somit den personifizierten Borussen-Schreck gebracht hatte, der gegen die Westfalen bereits dreimal getroffen hatte.
Diesmal freilich stach der Joker nicht – im Gegenteil. Als die 96er alles nach vorne warfen, konterte die Borussia eiskalt und nach Nuri Sahins genialem Pass in den Lauf von Piszczek und dessen Hereingabe, drückte Lucas Barrios den Ball zum 2:0 über die Linie. Und spätestens nach dem 3:0 durch den eingewechselten Robert Lewandowski war den mitgereisten BVB-Fans klar: „Wer wird Deutscher Meister – BVB Borussia! Wer wird Deutscher Meister – Borussia BVB!“ Daran konnte auch der von Nuri Sahin zwischenzeitlich verschossene Elfmeter nichts ändern, nach dem 4:0 durch Jakub Blaszczykowski wurden die Gesänge nur noch lauter. Zu vernehmen war es aber dennoch, was Mirko Slomka seinem Kollegen Jürgen Klopp abschließend mit auf den Weg gab: „Der BVB ist in allen bereichen einer Spitzenmannschaft würdig.“ Vielleicht sogar einer Meistermannschaft.