"Bisher haben wir in der Champions League gute Leistungen gebracht und dann anschließend in der Meisterschaft daneben gelegen. Jetzt habe ich die Hoffnung, dass wir es diesmal umgedreht machen und uns die gute Leistung für die Bundesliga aufgehoben haben", sagte der Trainer von Schalke 04 nach dem äußerst glücklichen 0:0 beim israelischen Meister Hapoel Tel Aviv.
Die blamable Vorstellung des Bundesliga-17. beim krassen Außenseiter als Mutmacher für den Abstiegskampf - Magath scheint bei den Königsblauen mit seinem Latein am Ende. Was seine neuen Stars gegen den Champions-League-Neuling boten, weckte wenig Hoffnung auf Besserung und machte den Trainer und Manager ratlos. "Wir können es ja, wir haben es ja schon gemacht", sagte er fast beschwörend und erinnerte an bessere Champions-League-Zeiten.
Manuel Neuer verhinderte eine peinliche Pleite
Doch die Schalker Bundesliga-Krise hat nun auch den Europapokal erreicht. Anders als beim 2:0 gegen Benfica Lissabon und beim 3:1 im Hinspiel gegen die Israelis zeigten die Königsblauen in Tel Aviv nicht ihr schönes Gesicht. Einzig der überragende Manuel Neuer verhinderte mit einer Weltklasseleistung eine peinliche Pleite - und eine weitere Zuspitzung der Lage vor dem richtungweisenden Bundesliga-Spiel am Freitag (20.30 Uhr/Sky und Liga total!) gegen den FC St. Pauli.
Es wird immer deutlicher: Die Mannschaft, die Magath teuer zusammengekauft hat, funktioniert nicht. Gerade hat sich die Abwehr ein wenig stabilisert, da setzt die millionenschwere Offensive um den alternden Superstar Raul aus. In den vergangenen vier Pflichtspielen erzielten die Schalker lediglich ein Tor, Rekordeinkauf Klaas-Jan Huntelaar, der in den ersten Wochen in schöner Regelmäßigkeit traf, ist seit fünf Spielen ohne Torerfolg.
Raúl darf selber entscheiden
"Natürlich würde ich mich über mehr Tore unserer Offensive freuen", sagte Magath und bemängelte: "Wir spielen nicht zielgerichtet genug, manchmal zu verspielt." Vor 15.000 Zuschauern im Bloomfield Stadium zeigte niemand aus der teuren Abteilung Attacke nur annähernd internationale Klasse: Raul rieb sich erneut im Mittelfeld auf, Huntelaar hing völlig in der Luft, und Spielmacher Jose Manuel Jurado gefiel sich mit doppelten Doppelpässen ohne Raumgewinn als brotloser Künstler.
Raul, von dem sich Magath "mehr Aktionen im Strafraum" wünschte, darf aber weiter als freischaffender Künstler wirken. "Das entscheidet er selbst", sagte der sonst so autoritäre Trainer. Trotz nur eines Gegentores in den letzten vier Partien bereitet aber auch die Defensive weiter Kopfschmerzen. Die Zentrale mit Christoph Metzelder und Benedikt Höwedes hat sich zwar stabilisiert, doch die Außenverteidiger sind weiter Schwachstellen.
Sergio Escudero, den Magath erstmals seit der ersten DFB-Pokalrunde (2:1 in Aalen) wieder aufs Feld ließ, wirkte orientierungslos und zweikampfschwach. Der Japaner Atsuto Uchida auf der rechten Seite ließ sich ebenfalls häufig überlaufen. So kamen die Israelis immer wieder zu Torchancen. Neuer musste zweimal mit sensationellen Reflexen retten: mit einer blitzschnellen Fußabwehr gegen Eran Zahavi (29.) und nach einem Kopfball von Yossi Shivhon (69.).
"Die Mannschaft weiß, dass sie sich auf mich verlassen kann", sagte der Nationaltorwart und fügte schulterzuckend an: "Als Torwart bist du sowieso immer ein Einzelkämpfer." Die 500 mitgereisten Schalker Fans wussten ganz genau, wem sie den Punkt und damit zumindest den Wechsel in die Europa League zu verdanken hatten. Während sie ihren "Manu" lautstark feierten, gab es für den Rest nach dem Schlusspfiff wüste Beschimpfungen.
Magath:" Ausgangsposition ist nach wie vor gut"
Um in der Champions League zu überwintern, benötigt Schalke in den beiden ausstehenden Gruppenspielen am 24. November gegen Spitzenreiter Olympique Lyon oder am 7. Dezember bei Benfica Lissabon noch einen Sieg. "Unsere Ausgangsposition ist nach wie vor gut", behauptete Magath.
Davon kann in der Bundesliga überhaupt nicht die Rede sein. Das Duell mit Aufsteiger St. Pauli wird zum Nervenspiel. "In unserer Situation ist es schwierig, einen klaren Kopf zu bewahren", gab Neuer zu. Und Metzelder warnte: "Wir dürfen nicht die Nerven verlieren."