Am 31. Oktober 2000 feierte die BVB-Aktie ihre Erstnotierung an der Börse. Borussia Dortmunds Präsident Hans-Joachim Watzke hält das Papier für unterbewertet, glaubt an einen Vertrauensgewinn bei den Anlegern und sagte dem Sport-Informations-Dienst (SID), wie sich der Verein weiter konsolidieren will.
Herr Watzke, am Sonntag feiert die BVB-Aktie ihr zehnjähriges Jubiläum. Grund zum Feiern gibt es aber nicht. Wer damals einen Anteilsschein für 11,00 Euro erworben hat, hat heute bei einem Kurs von 1,70 Euro einen 85-prozentigen Verlust. Wo sehen Sie die Aktie derzeit?
Die Aktie spiegelt nicht ihren wahren Wert wider. Sie ist angesichts einer Marktkapitalisierung von rund 105 Millionen Euro unterbewertet.
Womit begründen sie das?
Unsere Spieler werden mit einem Marktwert von 120 Millionen Euro taxiert. Wir haben sie aber nur mit einem Anlagevolumen von 20 Millionen eingebracht. Das Stadion wird auf einen Wert von 195 Millionen Euro geschätzt. Es ist aber nur noch mit 50 Millionen Euro belastet. Dazu kommen noch beispielsweise andere Werte wie Grundstücke und die Marke BVB.
Warum sollte sich im Moment jemand eine BVB-Aktie kaufen?
Zunächst einmal glaube ich, dass momentan bei den Anlegern wieder das Vertrauen zurückkehrt. Zudem habe ich mit Freude festgestellt, dass in den letzten Wochen mit dem Papier erstmals Geld verdient wurde.
Wie das?
Nachdem sich zwei Fonds wie vereinbart Anfang des Jahres endgültig von rund 20 Millionen Aktien getrennt hatten, kamen diese in den Streubesitz. Wer da Aktien gekauft hat, darf sich inzwischen über ein schönes Plus freuen.
Der Wert der Aktie schwankt deutlich. Wird der Anteilsschein immer mehr zu einem Zockerpapier?
Durch das höhere Umsatzvolumen kommt das jetzt häufiger vor, weil man die Aktie nun besser verkaufen kann. Aber ich denke, die Zocker sind in der Minderheit.
Die BVB-Aktie ist stark abhängig vom Erfolg der Mannschaft. So fiel der Kurs nach dem Pokal-Aus deutlich. Ist das eine Gefahr?
Ich weiß um die Risiken. Ich habe doch nicht die Fantasie zu glauben, dass wir alle restlichen Spiele gewinnen, deutscher Meister, Pokalsieger und Euro-League-Gewinner werden. Es werden Rückschläge kommen.
Sie dürften sich derzeit an ihrer Mannschaft erfreuen.
Da wird mein Herz wärmer. Wir haben 2007 die Philosophie ausgegeben, junge, talentierte Spieler zu holen und wirtschaftlich solide zu arbeiten. Ein halbes Jahr später haben wir den passenden Trainer gefunden. Er ist das elementare Mosaikteilchen. Wir gehen den richtigen Weg.
Warum ist der BVB immer noch der einzige deutsche Fußball-Klub an der Börse?
Den Weg haben wir mit unserem Insolvenz-Szenario 2004 und 2005 selbst zugemacht. Bayern München beispielsweise ist einen intelligenten Weg gegangen. Sie haben sich strategische Partner ins Boot geholt. Die verdienen mit denen so viel Geld, die brauchen keinen Börsengang.