Es herrscht Alarmstufe Rot in der Pfalz. Aber auch die Hoffnung auf ein friedliches Ende des so brisanten Südwestderbys: Wenn heute auf dem Betzenberg Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern und Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr/live bei Sky und Liga total!) aufeinandertreffen, steht das Geschehen auf den Rängen fast mehr im Blickpunkt als das Treiben auf dem Rasen. Doch trotz des Gewaltaufrufs einiger Eintracht-Fans im Internet glauben die Beteiligten an einen friedlichen Verlauf des Duells vor 48.800 Zuschauern im wohl ausverkauften Fritz-Walter-Stadion. "Ich rechne nicht damit, dass es zu Krawallen kommen wird. Ich bin überzeugt, dass unsere Fans uns total positiv unterstützen. Alles andere wird nicht stattfinden", sagte Frankfurts Coach Michael Skibbe.
Kein zweites Genua
Auch Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen geht von einem reibungslosen Derby aus, will die Drohungen einiger Ultras aber nicht bagatellisieren. Szenen wie in dieser Woche beim abgebrochenen EM-Qualifikationsspiel zwischen Italien und Serbien hält der Vereinsboss für undenkbar. Bruchhagen: "Wir haben natürlich eine problematische Fan-Struktur, alle müssen auf der Hut sein. Aber solche Dinge wie in Genua kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen."
Im Sinne der Deeskalation schalteten beide Klubs Anzeigen in Zeitungen und im Internet. FCK-Kapitän Martin Amedick und Torhüter Tobias Sippel riefen in der Kampagne gemeinsam mit den Eintracht-Profis und Ex-Lauterern Halil Altintop und Ioannis Amanatidis zu einem gewaltfreien Miteinander auf den Tribünen auf. "Duell der alten Rivalen - nur friedlich wird's ein Fußballfest" lautete das Motto. "Der Betze wird beben. Ich wünsche mir ein Spiel, bei dem die Fans richtig Stimmung machen, aber auf Randale verzichten", sagte Sippel.
850 Sicherheitskräfte im Einsatz
Ein aufgestocktes Großaufgebot von rund 850 Sicherheitskräften soll Ausschreitungen verhindern. Mehrere Zugangswege und -straßen werden gesperrt sein, damit die Trennung der Fans durch die Polizei besser möglich ist. Der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn hatte das Südwestderby als "Risikospiel" eingestuft, nachdem zu Wochenbeginn ein hässlicher Gewaltaufruf der Frankfurter Ultra-Szene für große Besorgnis gesorgt hatte.
Unter der brachialen Überschrift "Pfalzüberfall 2010 - Schlachtfest in Kaiserslautern" hatten die Chaoten Randale angekündigt. Explizit eingeladen wurden auch alle Hooligans, die bereits Stadionverbot haben. Unter der Woche hatte die Eintracht die Kommunikation mit den Fans-Klubs gesucht, um an die Vernunft der Anhänger zu appellieren. "Es gibt aber kleinste Gruppierungen, die für bürgerliche Betrachtungen leider nicht mehr zu erreichen sind", sagte Bruchhagen.
FCK mit drei Niederlagen in Serie
Nicht zuletzt deshalb rief auch Kaiserslauterns Trainer Marco Kurz zur Besonnenheit auf. "Ich hoffe, dass es bei diesem Spiel die Rivalität nur auf dem Rasen gibt. Wir werden alles dafür tun, dass sich die hitzige Atmosphäre allein auf das Sportliche beschränkt", sagte der 41-Jährige, dessen Team nach drei Niederlagen in Serie und nur einem Punktgewinn aus den vergangenen fünf Partien unter Druck steht.
Die Roten Teufel müssen auf Stürmer Ilian Micanski (muskuläre Probleme) und weiterhin auf Chadli Amri (Sprunggelenkverletzung) verzichten. Die Eintracht kann abgesehen von den Langzeitverletzten Zlatan Bajramovic (Achillessehnen-OP) und Sebastian Rode (Knorpel-OP) in Bestbesetzung antreten. Möglicherweise kehrt Mittelfeldspieler Alex Meier nach einer Verletzungspause in die Startelf zurück.
Angesichts dieser Vorzeichen steht die zweite Sonntagspartie zwischen 1899 Hoffenheim und Borussia Mönchengladbach (17.30 Uhr/live bei Sky und Liga total!) deutlich im Schatten. "Punktemäßig sind wir drei, vier Zähler von dem entfernt, was wir uns vorgestellt haben. Spielerisch sind wir aber nach dem schweren Schlag in Stuttgart wieder auf dem richtigen Weg", sagte Borussen-Coach Michael Frontzeck, der gleich sechs Ausfälle zu verkraften hat. Sein Hoffenheimer Kollege Ralf Rangnick muss wegen der Rot-Sperre von Josip Simunic die Abwehr umbauen.