"Im SchülerVZ hätte solch ein Video einen Amok-Alarm an den Schulen zur Folge. Ich frage mich immer, was das für Leute sind, die solche Dinge ins Internet stellen?", sagte Volker Goll von der Koordinationstelle Fanprojekte dem Sport-Informations-Dienst (SID).
Krawallmacher der in Teilen gewaltbereiten Frankfurter Ultras hatten am Dienstag ein zweiminütiges Video auf dem Internetportal YouTube platziert und damit bei den Hessen, Pfälzern und der Polizei für helle Aufregung gesorgt. Unter dem brachialen Motto "Pfalzüberfall 2010 - Schlachtfest in Kaiserslautern" rufen die Chaoten vor dem Duell am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) auf dem Betzenberg offen zur Gewalt auf. Blut fließt in dem professionell gemachten Video in Strömen, ein Metzger mit Frankfurt-Schürze schwingt ein Beil mit Eintracht-Schriftzug. Zudem ist ein aufgehängtes Schwein mit dem FCK-Emblem abgebildet.
In dem Video wird dazu aufgerufen, dass sich alle gewaltbereiten Fans am Sonntag um 8.00 Uhr auf dem Frankfurter Hauptbahnhof einfinden. Explizit eingeladen werden auch alle Hooligans, gegen die bereits Stadionverbote verhängt wurden. Die Ultras sprechen vom "Spiel gegen die Inzucht" und "Zivilisation gegen primitive Bauern". Auf der Website heißt es weiter: "Wir werden als großer Frankfurter Mob per Zug in der Pfalz einfallen - macht mobil - sagt allen Bescheid!"
Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen reagierte mit absolutem Unverständnis auf den neuerlichen Gewalt-Aufruf der Ultras. Dem Klub drohen nach mehreren Vorfällen in der Vergangenheit - in der vergangenen Woche waren die Hessen vom DFB-Sportgericht wegen verschiedener Vergehen zu 8000 Euro verurteilt worden - Sanktionen bis hin zu einem "Geisterspiel" vor leeren Rängen.
"Ich weiß um die große Problematik", sagte Bruchhagen, der selbst in der Vergangenheit Drohbriefe von dem gewaltbereiten Teil seiner Fankundschaft erhalten hat: "Wir sind im Fokus und hochgradig gefährdet." Der Leiter des Frankfurter Fanprojekts, Stephan von Ploetz, bezeichnete das Derby ebenfalls als absolutes Risikospiel, dass vom Gewaltpotenzial "zu den ersten drei" in Deutschland gehöre.
Deshalb riefen am Dienstag auch die Spieler beider Mannschaften zur Deeskalation auf. "Der Betze wird wieder beben und ich wünsche mir ein tolles Spiel gegen die Eintracht, bei dem die Fans richtig Stimmung auf den Rängen machen, aber auf Randale verzichten - das Süd-West-Derby muss friedlich bleiben", sagte FCK-Keeper Tobias Sippel. Der Frankfurter Stürmer Ioannis Amanatidis meinte: "Es kann nur ein Fußballfest werden, wenn es rundherum friedlich bleibt."
Während die Polizei in Kaiserslautern dem Mob mit einem Großaufgebot entgegentreten will, stellte KOS-Sprecher Goll grundsätzlich die Repressalien seitens des DFB infrage. "Geldstrafen gegen die Vereine sind wenig zielführend, da die Fans bei dem Thema ohnehin abwinken. Frei nach dem Motto: Die Vereine zahlen so viel Geld für Spieler, da kann ihnen so eine mickrige Geldstrafe ja nichts anhaben. Und die Stadionverbote sind in der Szene mittlerweile ein Biografie-Merkmal", sagte Goll.