Doch die endgültige Entscheidung wird sich wohl erst kurz vor dem Auftaktspiel der Nationalmannschaft gegen Australien am 13. Juni in Durban entscheiden. "Ich glaube, dass sich Joachim Löw erst kurzfristig vor dem Turnier festlegen wird", orakelte Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn im Aktuellen Sportstudio des ZDF, nachdem sowohl Manuel Neuer, Tim Wiese als auch Jörg Butt am 34. Spieltag mit herausragenden Leistungen den Dreikampf um den Platz zwischen den deutschen Pfosten angeheizt hatten.
Für Bundestrainer Löw, der in seiner Heimat beim 3:1 des SC Freiburg gegen Borussia Dortmund keinen seiner T-Kandidaten live verfolgte, wird es laut Kahn "keine einfache Entscheidung." Der dreimalige Welttorhüter rechnet aber damit, dass es nach der Absage des in Südafrika als Nummer eins vorgesehenen Rene Adler in der Torwartfrage lediglich zu einem Zweikampf zwischen dem Schalker Neuer und Wiese von Werder Bremen kommt, den Adler-Ersatz Jörg Butt vom deutschen Meister Bayern München hat der frühere DFB-Kapitän nicht auf der Rechnung.
"Jörg hat eine Super-Saison gespielt, keine Frage. Aber ich denke schon, dass Löw Nummer 1 und Nummer 2 zwischen Wiese und Neuer ausmachen wird. Das sind die Torhüter, die auch in den letzten ein, zwei Jahren bei der Nationalmannschaft dabei waren. Ich denke, dass einer der beiden letztendlich das Rennen macht", sagte der 40-Jährige.
Zuvor hatten alle drei Kandidaten ihre Extraklasse bewiesen und damit beste Werbung in eigener Sache gemacht. Neuer setzte beim 0:0 der Schalke in Mainz ein Ausrufezeichen, hielt zur Krönung noch einen Foulelfmeter von Miroslav Karhan (74.), den er allerdings selbst verursacht hatte. Dass er von Schiedsrichter Babak Rafati (Hannover) für seine Attacke gegen Andreas Ivanschitz nur verwarnt wurde, bewerte DFB-Schiedsrichter-Lehrwart Eugen Strigel als regelgerecht.
Nach dem Abpfiff meldete Neuer einmal mehr seine Ansprüche für das WM-Turnier an: "Nach wie vor möchte ich spielen. Ich kann nur das zeigen, was auf dem Platz passiert. Heute habe ich gut gehalten und will das weiterhin auch machen und dementsprechend möchte ich auch spielen. Ich rechne mir schon große Chancen aus, aber entscheiden wird natürlich der Bundestrainer," sagte der Schalke-Zerberus, der es als kleinen Vorteil betrachtet, "dass ich als einziger der drei Torhüter die komplette Vorbereitung mitmachen kann."
Tim Wiese und Manuel Neuer (Foto: firo).
Für Wiese, der beim 1:1 im Nordderby zwischen Werder und dem HSV ebenfalls überragte, ist dies aber kein Kriterium. Schließlich kann er sich noch im Pokalfinale gegen Bayern München beweisen. "Ich kann nur meine Leistung von Woche zu Woche bestätigten, was ich immer mache", sagte der Bremer Keeper, der sich bei Liga total aber einmal mehr über die "fehlende Lobby" für sich "hier in diesem Land" beschwerte. Wiese heizte den Konkurrenzkampf dann noch einmal mit drastischen Worten kräftig an: "Ich kämpfe um die Nummer eins, bis ich aus den Ohren blute."
So weit ist Butt, der am Samstagabend seine erste deutsche Meisterschaft feierte, noch nicht. "Natürlich möchte ich gern spielen. Ich denke, ich kann der Nationalmannschaft auf jeden Fall helfen", sagte der 35-Jährige der Bild am Sonntag und kündigte an, dass er im Nationaltrikot auch Elfmeter schießen würde, "wenn es von mir verlangt wird".
Butt betonte aber auch, dass die WM für ihn derzeit noch weit weg ist. "Wir haben noch zwei Endspiele vor uns, deshalb mache ich mir jetzt noch keine Gedanken über die Nationalmannschaft. Das mache ich erst ab dem 22. Mai", sagte der dreimalige Nationalspieler, der noch im DFB-Pokal-Finale sowie im Endspiel der Champions League mit den Bayern gegen Inter Mailand punkten kann.
Löw, sein Assistent Hansi Flick und Torwarttrainer Andreas Köpke werden ab kommenden Mittwoch, wenn sich die Nationalmannschaft zum Start der WM-Vorbereitung in Düsseldorf trifft, mit dem Thema intensiv beschäftigen. Klar ist, dass Neuer im Benefizspiel gegen Malta am Donnerstag in Aachen (18.00 Uhr/live in der ARD) in der Startelf stehen wird.