Und zwar nach dem Dortmunder 1:1 gegen den VfL Wolfsburg: „Das Spiel hätten wir gewinnen müssen!“ Sowohl BVB-Coach Jürgen Klopp als auch sein Gegenüber, VfL-Trainer Lorenz-Günther Köstner, hatten ihr Team besser gesehen - doch wie es das Ergebnis vermuten lässt, lag die Wahrheit irgendwo dazwischen.
Die Dortmunder waren mit der Aussicht angetreten, sich bei einem Sieg noch einen Fünkchen Hoffnung auf die Champions League machen zu dürfen. Für die „Wölfe“ ging es dagegen im Jahr eins nach der ersten gewonnen Meisterschaft nur noch um die goldene Ananas. Doch wer vorab gehofft hatte, die Gäste würden das Match auf die leichte Schulter nehmen, wurden bereits früh eines besseren belehrt. Der VfL spielte diszipliniert und bot dem BVB keine Räume. Chancen blieben daher auf beiden Seiten zunächst Mangelware.
„Dortmund war in dieser Phase feldüberlegen“, analysierte Köstner anschließend korrekt, während Klopp die in blau gekleideten Wolfsburger für ihr Auftreten lobte: „Sie haben es uns wirklich nicht leicht gemacht.“ Erst als Kevin Großkreutz nach einer Berührung mit Jonathan Santana im Strafraum der Gäste zu Boden ging und Schiedsrichter Dr. Felix Brych - sehr großzügig - auf Elfmeter entschied, nahm die Partie an Fahrt auf.
Wenn auch nicht in der vom BVB gewünschten Form. Denn es war ausgerechnet der bis dahin überragende Nuri Sahin, der mit seinem eigentlich gut geschossenen Strafstoß an VfL-Keeper Diego Benaglio scheiterte und dem Spiel damit den „Hallo wach“-Effekt bescherte. Fortan bestürmten die Borussen das Tor - ohne es jedoch zu treffen. Gleichzeitig boten sich für das stets gefährliche Sturmduo der Wolfsburger, Edin Dzeko und Grafite, Räume zum Kontern.
„Der Elfmeter und die anschließende Dortmunder Drangphase hat unsere Angriffslust herausgekitztelt“, frohlockte ein zufriedener Köstner, als er seine Sicht zum Führungstreffer durch Dzekos 21. Saisontor (69.) schilderte: „Allerdings hätte Edin das Spiel danach allein entscheiden können.“
Doch der Bosnier tat seinem Trainer diesen Gefallen trotz mehrerer hochkarätiger Möglichkeiten nicht - und hielt den BVB damit unfreiwillig in der Partie. Es dauerte jedoch bis zur 75. Minute, ehe die Borussia aufwachte - und weitere sechs Minuten, ehe der eingewechselte und erst 19 Jahre alte Marco Stiepermann den Ausgleich erzielen konnte (81.).
„Es hat gepasst, dass ausgerechnet der Jüngste auf dem Feld das Tor gemacht hat. Das Spiel war wie ein Spiegelbild der gesamten Saison. Wir haben einen Riesenaufwand betrieben und sind dafür belohnt worden. Am Samstag mit einem Punkt, insgesamt mit der Europa League“, sinnierte Klopp, und machte damit bereits deutlich, dass sich sein Frust über das definitive Aus aller Champions League-Träume in engen Grenzen hielt: „Natürlich ist eine gewisse Enttäuschung da, denn wir hätten unseren Fans gerne eine Perspektive für das letzte Spiel gegeben. Doch das Match hat gezeigt, was für ein Kämpferherz in uns steckt. Die Mannschaft hat in diesem Jahr wahnsinnige Erfahrungswerte gesammelt.“
Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke teilte die Einschätzung des 42-Jährigen. Schmunzelnd gestand er ein: „Mir hat die innere Überzeugung ohnehin etwas gefehlt. Denn ich bin nicht davon ausgegangen, dass Bremen in Gelsenkirchen verliert. Ich muss der Mannschaft und dem Trainerteam ein großes Kompliment machen. Wir haben die Erwartungen nicht nur erfüllt, wir haben sie sogar übertroffen.“
In einer Woche, wenn der BVB zum Saisonausklang beim gesicherten SC Freiburg antritt, geht es im Kern nur noch um eins: die erfolgreiche Verteidigung des fünften Tabellenrangs - und um eine schöne Verabschiedung von den Fans, die den Signal Iduna Park in der letzten Viertelstunde in einen echten Hexenkessel verwandelten. „Das war das Beste, was ich hier atmosphärisch erlebt habe“, freute sich Klopp über die Unterstützung: „Die Fans waren unser 12., 13. und 14. Mann. Wir werden in Freiburg unser wahres Gesicht zeigen, damit die, die uns begleiten, ihren Spaß haben.“ Na, wenn das mal kein Versprechen ist...