Die einen prophezeien ihm die Hölle, die anderen hegen Rachegefühle - doch der Neu-Frankfurter Michael Thurk blickt dem drohenden Spießrutenlauf in seiner alten Heimat Mainz gelassen entgegen. `Ich habe keine Angst und brauche auch keine Ohrstöpsel gegen die Pfiffe´, betonte Stürmer Thurk vom Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt vor seiner `Rückkehr´ zum FSV Mainz 05 am Sonntag (17.00 Uhr/live bei arena).
Ein bißchen Öl goss der 30 Jahre alte Seitenwechsler aber vor dem brisanten Rhein-Main-Derby dann doch noch ins ohnehin seit Wochen lodernde Feuer. `Natürlich ist es ein ganz besonderes Spiel für mich. Und ich will unbedingt gewinnen´, meinte der gebürtige Frankfurter Thurk mit funkelnden Augen: `Es macht doch Spaß, am Ende die Arme hochzureißen zu können.´ Besonders in dem ihm vertrauten Stadion am Bruchweg - und besonders nach den Vorkommnissen der vergangenen Wochen. `Ich will die Mainzer ärgern und ihnen im Spiel weh tun. Ich weiß ja, wo dort die Tore stehen´, erklärte Thurk, der für den so genannten Karnelvalsverein in 184 Spielen insgesamt 60 Treffer erzielte.
Mittlerweile gilt der nur 1,77 m große Angreifer in Mainz als Feindbild Nummer eins. Mit seinen stetigen Sympathiebekundungen für seinen Traumverein Eintracht Frankfurt hatte sich der Blondschopf bereits vor dem Transfer an den Main den Unmut der Fans zugezogen. Thurk werde `die verbale Quittung´ für sein Verhalten bekommen, kündigte der Mainzer Fan-Beauftragte Frank Trautwein einen heißen Empfang an. Unterstützung von den Ex-Kollegen gibt es diesbezüglich nicht, der Mainzer Nationalspieler Manuel Friedrich (`Thurk ist ein netter Kerl´) beispielsweise will nicht präventiv einschreiten. `Ich werde den Fans keine Vorschriften machen, wie sie sich gegenüber Michael zu verhalten haben.´
Thurk indes nutzte nach dem sich wochenlang hinziehenden Wechsel fast jede Gelegenheit zum Nachtreten. Besonders FSV-Trainer Jürgen Klopp stand beim Vollblutsstürmer in der Kritik, weil dieser seinen besten Torjäger der Vorsaison nicht wie beispielweise Friedrich öffentlich für die Nationalmannschaft empfohlen hatte. `Seitdem war das Tischtuch zwischen uns zerschnitten´, befand Thurk, der auch für die Motivationskünste Klopps nicht mehr viel übrig hatte: `Dieses ständige Fröhlichsein, immer einen flotten Spruch draufhaben. Vieles von dem, was er sagt, konnte ich einfach nicht mehr hören.´
Die Mainzer schlugen auf ihre Weise zurück. Präsident Harald Strutz behauptete unlängst, die Rheinhessen hätten die Eintracht `vom Image her längst geschluckt´. Fortsetzung folgt am Sonntag. Für Thurk allerdings lief die Generalprobe für das besondere Duell alles andere als gut. Bei seinem Heimdebüt in der Frankfurter Arena am vergangenen Wochenende gegen den VfL Wolfsburg (0:0) vergab der 1,5-Millionen-Euro teure Neuzugang gleich ein halbes Dutzend hundertprozentiger Torchancen und musste sich sogar die Pfiffe der Eintracht-Fans gefallen lassen. `Wenn ich jetzt gegen Mainz treffe, dann kann man wirklich sagen, dass ich mir die Tore dafür aufgehoben habe´, meinte Thurk, der vor knapp neun Jahren bei einem Probetraining vom damaligen Eintracht-Trainer Horst Ehrmantraut für nicht tauglich befunden wurde.