Im Presseraum der osnatel-Arena hingen sie fein säuberlich zusammen mit einem Shirt des VfL eingerahmt, die Trikots des Hamburger SV und von Borussia Dortmund. Sie wirkten ein wenig wie Skalps und an der Wand war noch Platz für ein weiteres Opfer.
Doch da spielte der FC Schalke nicht mit. Trotz einer über weite Strecken dürftigen Leistung zog der Bundesliga-Dritte durch ein Tor von Kevin Kuranyi zum 1:0 ins Halbfinale des DFB-Pokals ein. Für den Tabellenführer der 3. Liga war am eiskalten Mittwochabend nach den Coups über Hansa Rostock sowie eben den Erstligisten HSV und BVB Schluss. „Man hat gesehen, warum Osnabrück schon zwei Bundesligisten aus dem Pokal katapultiert hat. Wir sind froh, dass wir hier 1:0 gewonnen haben und eine Runde weiter sind“, atmete Felix Magath auf.
Dabei sah es lange Zeit nicht nach einem Weiterkommen des Favoriten aus. Und Magath hatte doch genug vor dem Gegner gewarnt, der in der laufenden Cup-Runde schon so für Furore gesorgt hatte.
Doch seine Spieler schienen dem Meistermacher offenbar nicht gut genug zugehört zu haben oder kamen mit der galligen Spielweise des Drittliga-Spitzenreiters nicht klar. Insbesondere in der ersten Halbzeit spielte fast nur eine Mannschaft, und das waren die gastgebenden Lila-Weißen. Henrich Bencik war es, der in der 44. Minute die Führung auf dem Fuß hatte, doch der VfL-Stürmer zog aus 16 Metern knapp am Kasten von Manuel Neuer vorbei. Der Ball hätte nicht sitzen dürfen, sonst wäre die ohnehin sehr aufgeheizte Stimmung in dem engen Hexenkessel „osnatel-Arena“ erdrückend gewesen.
So aber schaffte Kuranyi mit der ersten guten Möglichkeit die Wende. Die Magath-Elf hatte sich gerade ein wenig in die Partie gekämpft, da kam die Führung wie gerufen. Vicente Sanchez tanzte am linken Strafraumeck seinen Kontrahenten Patrick Hermann aus und seine anschließende Flanke verwertete der S04-Goalgetter mit seinem erst zweiten Pokaltreffer zum 1:0 für Schalke. „Osnabrück hat gezeigt, warum es zwei Erstligisten rausgeschmissen hat“, äußerte sich Kuranyi wie Magath. „Wir haben 90 Minuten dagegen gehalten und das entscheidende Tor gemacht. Das war so, wie wir uns das vorgestellt haben.“
Für die Hausherren war dies das Signal, den Turbo noch einmal einzuschalten. Vor allem der eingewechselte Aleksandar Kotuljak machte noch einmal richtig Dampf und hatte in gleich zwei Szenen den Ausgleich auf dem Fuß. Als gut zehn Minuten vor dem Ende auch der ebenfalls frisch in die Partie gekommene Dennis Schmidt mit einem Kopfball das Ziel knapp verpasste, war der Traum der heimischen Fans von einer weiteren Sensation vorbei.
„Ich hoffe, wir machen es im Halbfinale nicht wieder so spannend“, versprach Manuel Neuer. „Es ist nicht einfach, wenn wir immer nur ein Tor schießen. Osnabrück war der erwartet starke Gegner. Es ist sehr schwer, die in ihrem Stadion zu schlagen“, gab Schalkes Nummer eins zu. „Jetzt sind wir schon im Halbfinale und wollen natürlich auch ins Endspiel nach Berlin. Und wenn wir dann da sind, wollen wir uns natürlich auch den Pott holen“, hat Neuer schon eine Hand am Goldpokal.