Franck Ribery sitzt wohl wieder nur auf der Bank, doch Rekordmeister Bayern München will das erste "direkte" Fernduell mit Spitzenreiter Bayer Leverkusen in der Rückrunde auch ohne seinen Superstar gewinnen und erstmals seit 629 Tagen zurück auf Rang eins. "Wir sind immer noch der Jäger und nicht der Gejagte. Aber das soll sich so schnell wie möglich ändern", sagt der Münchner Sportdirektor Christian Nerlinger vor dem Auswärtsspiel beim Meister VfL Wolfsburg am heutigen Samstag (15.30 Uhr/live bei Sky und Liga total).
Weil Bayer erstmals in der Rückrunde zeitgleich spielt - beim Abstiegskandidaten VfL Bochum - steht der Tabellenführer bereits gegen 17.20 Uhr fest. "Ausrutschen dürfen wir nicht", meint Nerlinger deshalb. Dass es bei der Neuauflage des denkwürdigen 1:5 der Vorsaison zu einer erneuten Pleite kommt, glaubt er gleichwohl nicht. "Die Mannschaft ist auf dem richtigen Weg. Man spürt den Zug im Team und, dass sie Großes erreichen will - und auch kann."
Äußerst forsche Töne schlägt auch Nationalspieler Philipp Lahm an. "Wenn wir unsere Leistung bringen, kann uns keine Mannschaft in der Bundesliga schlagen", behauptet er. Dennoch ist der Respekt vor den seit acht Ligaspielen sieglosen "Wölfen" groß, Trainer Louis van Gaal warnt vor einer "starken Mannschaft mit sehr guten Spielern". Trotzdem wird er in der Startelf vermutlich auf Ribery verzichten. "Mein Ziel ist es, die momentan beste Mannschaft aufzustellen." Und dazu gehöre Ribery derzeit (noch) nicht.
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Aus der Bayern-Mannschaft, die am 4. April 2009 in Wolfsburg 1:5 unterging, werden demnach nur Lahm, Bastian Schweinsteiger und Kapitän Mark van Bommel übrig bleiben. Auch deshalb glaubt van Gaal nicht, dass die Pleite noch in den Köpfen der Profis ist. "Leitwolf" Lorenz-Günther Köstner hat da indes Zweifel. "Wenn ein so großer Verein so gedemütigt wird, vergisst er das nicht", sagt er, doch er betont auch: "Das ist eine gute Erinnerung, aber Vergangenheit."
Köstner erwartet "giftige und bissige Bayern" und fordert: "Wir müssen kompakt dagegenhalten und dürfen keine Angst haben. Zurzeit glänzt alles bei den Bayern. In dieser Form führt die Meisterschaft nur über sie. Aber für jede Tür gibt es einen Schlüssel. In manchen Fällen muss man nur länger suchen. Wenn man will, kommt man in jedes Haus rein." Beim "Einbruch" ins Bayern-Haus können Neuzugang Rever (Handbruch) und Torwart Diego Benaglio (Knie-OP) nicht helfen.
Ohne Sorgen reist Bayer nach Bochum, wenngleich Trainer Jupp Heynckes warnt: "Bochum ist in der Rückrunde genauso ungeschlagen wie wir. Das ist eine Mannschaft, die mit Leidenschaft kämpft und hohe Moral hat. Das wird für uns wieder ein Prüfstein, und da müssen wir wieder eine Leistung abrufen, die überdurchschnittlich ist." Anders als Heynckes nimmt VfL-Coach Heiko Herrlich das Wort Meisterschaft in Verbindung mit Bayer in den Mund, für Leverkusen sei der Titel "in dieser Saison möglich", sagt er. Dennoch hält er einen Punkt für realistisch. "Aber es muss bei Leverkusen einiges nicht passen, damit wir erfolgreich sein können."
Von einem Erfolg träumen auch 1899 Hoffenheim und Hannover 96, die sich im Duell der schlechtesten Rückrundenteams begegnen. Beide haben seit Neujahr noch nicht gepunktet. "Ich hoffe, am Samstag beginnt für uns die Rückrunde, was Punkte und Tore angeht", sagt 1899-Coach Ralf Rangnick, der auf seinen "Ex-Freund" Mirko Slomka trifft. "Die Freundschaft ist zerbrochen", sagt Slomka, der einst unter Rangnick bei Schalke 04 als Assistent arbeitete.
Die "Knappen" wollen indes mit einem Sieg beim SC Freiburg an der Spitze dran bleiben. Seinen Höhenflug fortzusetzen hofft der VfB Stuttgart beim Vorletzten 1. FC Nürnberg (18.30 Uhr), der Hamburger SV tritt ohne Neuzugang Ruud van Nistelrooy beim 1. FC Köln an.