Torhüter - so heißt es immer, wenn ein heißblütiger Vertreter der Zunft mal wieder einen Schuh auf seinem Tor abgelegt oder per Kung-Fu-Einlage einen Gegner verängstigt hat - müssen ein wenig verrückt sein. Wenn es wirklich danach ginge, müsste Marc Ziegler allerdings ein ziemlicher schlechter Keeper sein - denn der 33-Jährige ist alles, nur nicht verrückt.
In Dortmund ist der Torhüter, den man eher mit Adjektiven wie „höflich“, „zuvorkommend“ und „wohlerzogen“ in Verbindung bringt, so etwas wie die gute Seele der Mannschaft. „Wir hören ihm zu, wenn er etwas sagt“, berichtet etwa der zwölf Jahre jüngere Neven Subotic, und meint das spürbar ehrfürchtiger als es zunächst klingt.
Wenn ein junger Spieler einen Rat braucht, ist Ziegler zur Stelle. „Das macht mir Spaß. Das entspricht wohl auch meinem Typ“, versucht der „Oldie“ im Kader von Jürgen Klopp seine Fürsorge zu erklären: „Ich habe ja auch selbst drei Kinder.“
Am kommenden Samstag und an den drei darauffolgenden Wochenende wird der frühere Stuttgarter allerdings nicht als „Schulter zum Anlehnen“, sondern als zuverlässiger Keeper benötigt. Nach Roman Weidenfellers Verletzung muss er wieder einmal für seinen Konkurrenten, der inzwischen viel mehr ein Freund ist, einspringen.
In Köln, als er nach 20 Minuten ohne Vorwarnung ins kalte Wasser geschmissen wurde, löste er seine Aufgabe prächtig. „Marc war überragend“, lobte ihn anschließend BVB-Coach Klopp: „Wir sind froh, dass wir ihn haben. Er ist ein sehr wichtiger Teil der Mannschaft.“
Ziegler genießt das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wird, und zahlt es zurück, sobald seine Dienste im Spiel benötigt werden. Auch deshalb ist er mittlerweile im dritten Jahr bei der Borussia - nur in Stuttgart hielt er es noch länger aus.
„Ich habe von Anfang an gespürt, dass es passt“, findet der Goalie, der auch schon in der Türkei und in Österreich das Tor hütete, eine einfache Erklärung für seinen langen Aufenthalt: „Es gibt doch nichts Besseres als dieses Stadion und diese Fans. Hier fühle ich mich einfach wohl.“
Bis 2011 ist Ziegler noch an die Borussia gebunden. Ob er danach die Torwarthandschuhe an den Nagel hängt oder dem Klub noch ein oder zwei Saison erhalten bleibt, ist noch offen. Nur eins steht fest: „Ich beende auf jeden Fall in Dortmund meine Karriere.“
Am Samstag steht er zum 20. Mal für den BVB in der Bundesliga auf dem Rasen - und zum 100. Mal insgesamt. Aus Zahlen wie diesen macht er sich jedoch nichts. Nur eine bedeutet ihm etwas: die Null - und so verabschiedet er sich auch mit einem Lächeln und den Worten: „Hoffen wir, dass sie am Samstag gegen den HSV steht.“