Testspiele, das sagt schon der Name, sind Begegnungen, in denen geprobt und geübt wird. Deshalb sollte man Ergebnisse im Positiven wie im Negativen nicht überbewerten. Und doch, das 0:3 gegen Hessen Kassel am vergangenen Dienstag und das 1:4 gegen Charleroi am Samstag hat bei den Anhängern wieder einmal für Kopfschütteln gesorgt und die Gesichter der Verantwortlichen noch etwas länger gemacht.
Dass solche Partien an einem an sich spielfreien Wochenende in die „Hose gehen“, das mussten auch „Leidensgefährten“ wie Mainz (1:2 gegen Metz), Nürnberg (0:3 in Ingolstadt) oder Hertha BSC (3:2 gegen Türkyemspor, Regionalligist) erfahren. Alles nicht wirklich schlimm, doch angesichts der Tatsache, dass der VfL als Vorletzter unter massivem Druck steht, schon ein Ärgernis. Und so machte Sportvorstand Thomas Ernst zur Wochenmitte auch keinen Hehl daraus, wie sehr es ihn gewurmt hatte, was er von der 70. Minute an erleben musste: „Ich verstehe den Zorn der Fans. Was da passierte, das geht gar nicht.“
Wie sich der VfL nämlich in der Schlussphase eine 1:4-Klatsche einfing, war einfach nur peinlich. Fasst man das mit dem vorangegangenen Testspiel gegen Hessen Kassel zusammen, dann brachten beide Partien dem einen oder anderen Akteur zwar Spielpraxis. Aber den Trainer Heiko Herrlich kein Stückchen weiter. Erst recht verwirklichten sich nicht die Wünsche, dass sich vielleicht der eine oder andere mit einer spektakulären Vorstellung in den Vordergrund drängen könnte.
Auch Herrlich schaute am Mittwoch, darauf angesprochen, noch nachdenklicher aus der Wäsche. Nachdem er am Dienstag noch in aller Einzelheit auf die Fehler vom Samstag eingegangen war. Herrlich: „Bei aller berechtigten Kritik muss ich das eine oder andere relativieren.“ So war die 2:1-Führung der Belgier (72.) „der erste Schuss auf unser Tor in der zweiten Halbzeit, nachdem wir zuvor durch Hashemian die Riesenchance zur Führung hatten“. Dass danach fast gar nichts mehr lief, konnte der Coach erklären: „Wir hatten die ganze Woche ein knallhartes Trainingsprogramm durchgezogen. Nach dem 1:2 gingen die Köpfe runter, waren die Beine schwer. Das tut natürlich in der Außendarstellung verdammt weh.“
Klimowicz (l.) kann wieder trainieren, Dabrowski kat seine Sperre abgesessen (Foto: firo).
Doch ungeachtet dieser Debakel wird der Coach seine Linie durchziehen und sich in seiner Arbeit nicht beirren lassen. „Es gibt keinen Grund, plötzlich wieder alles auf den Kopf zu stellen.“ Wenn sich harte Arbeit auszahlt, dann müsste es in Hamburg deutlich aufwärts gehen. Denn bei der momentanen Talfahrt schränkt Herrlich ein: „Wäre Diegos Treffer gegen Freiburg anerkannt worden, wäre die Stimmung hier eine ganz andere.“
Dass der Coach zur Wochenmitte auch nicht annähernd sagen konnte, wie sein Team in Hamburg auflaufen wird, ist verständlich. Immerhin, Christoph Dabrowski und Shinji Ono haben ihre Sperren abgesessen. Ob Mimoun Azaouagh am Donnerstag ins Mannschaftstraining einsteigen kann (Verhärtung im Oberschenkel) ist noch offen. Dagegen konnte Diego Klimowicz am Mittwoch wieder trainieren. Natürlich zittert der Coach auch mit den Nationalspielern Anthar Yahia, Zlatko Dedic und Christian Fuchs, die am Mittwochabend allesamt international aktiv waren. Dabei hoffte der Trainer natürlich auf jede Menge Erfolgserlebnisse, denn „sie würden die Stimmung mit in die Kabine bringen“.