Am Donnerstag dieser Woche wurden die Türen in der ersten Etage noch einmal kurz geöffnet - von einem Rechtsanwalt, der den Wert der Gegenstände taxieren soll. „Der ist überschaubar“, weiß Yves Eigenrauch.
Bis zur Schließung der Räumlichkeiten im Dezember war der frühere Schalker Kultkicker hier häufig anzutreffen. Im Frühjahr 2007 übernahm Eigenrauch in dem eingetragen Verein neben Gründungsmitglied Stuart Dykes das Amt des zweiten Vorsitzenden. Fast eine logische Konsequenz, nachdem er die Arbeit des 2001 aus der Schalker Fan-Initiative gegen Rassismus hervorgegangenen Projekts stets eng begleitet hatte.
Noch in seiner Zeit als Profi der Königsblauen war es Eigenrauch ein großes Anliegen, die Arbeit gegen Diskriminierung zu unterstützen. Nun stellt er fest, dass sein gutgläubiges Engagement in den Kollaps führte. „Finanzielle Probleme gab es immer, aber im letzten Jahr haben sie sich verschärft. Um den Betrieb weiter aufrecht halten zu können, hatte ich zwischenzeitlich auch eine Bürgschaft gestellt bzw. private Spareinlagen zugunsten des Projekts verpfändet“, berichtet der 37-Jährige.
Was war passiert? Dem inzwischen beurlaubten und mit einem Hausverbot belegtem hauptamtlichen Projektleiter Bodo Berg sei nach Aussage Eigenrauchs bei der Beauftragung der Neugestaltung der Internetseite www.demballegal.de ein Rechenfehler unterlaufen. Dadurch sei ein zusätzlicher, nicht unerheblicher wirtschaftlicher Schaden entstanden. „Wir kennen uns seit mehr als 15 Jahren. Da fällt es mir als Vorstand des Vereins natürlich schwer, ihm das Vertrauen zu entziehen. Ich unterstelle ihm keine böswillige Absicht, er hat augenscheinlich einfach einen unglücklichen Umgang mit Zahlen“, betont Eigenrauch. „Mein Name ist hier Programm, ich war zu naiv!“
Berg, dem Ende November die alleinige Vollmacht fürs Vereinskonto entzogen wurde, sieht das ganz anders. „Von Misswirtschaft kann keine Rede sein. Für das 2007 gestartete Projekt ‚Patenschaft, die Taten schafft‘ fehlten plötzlich 10.000 Euro, weil der DFB und die DFL ihre eigentlich zugesagte Förderung wieder zurückgezogen haben. Diese Unterdeckung haben wir bis weit ins vergangene Jahr mit rumgeschleppt, weil es uns nicht gelungen ist, das Geld waonders reinzuholen“, erklärt Berg.
Während er Eigenrauch vorwirft, den Verein „lieber platt machen zu wollen statt sich um Sponsoren zu kmmern“, könnten auf Eigenrauch und Dykes noch Forderungen der Sozialbehörden sowie des Finanzamts zukommen.
Berg hingegen hat Anfang Dezember vor dem Arbeitsgericht Gelsenkirchen eine Klage zur Zahlung der ausstehenden Monatsgehälter eingereicht. Die ehemalige Angestellte Jeanette Wilhelm, der für Mitte Dezember gekündigt wurde, arbeitet ehrenamtlich weiter, muss sich nun aber ebenfalls eine neue Betätigung suchen.
Dass der vom NRW-Innenministerium, vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration (MGFFI), dem DFB und der DFL sowie unter anderem von Schalke 04 geförderte Verein vom zuständigen Amtsgericht Essen in die Insolvenz geschickt wird, kann Eigenrauch nicht beurteilen: „Es kann auch sein, dass das Insolvenzverfahren mangels Masse gar nicht erst eröffnet wird.“
Für Berg sollen über 15 Jahre aktiver Kampf gegen Rassismus im Fußball aber nicht so schmählich im Nichts enden. „Das Projekt war mein Baby. Das ist mein geistiges Eigentum, das ich gerne weiter in dieser Sache einbringen möchte - wenngleich mit anderen Leuten.“