Das muss man sich mal vorstellen: Da spielt der FC Carl Zeiss Jena bisher eine tadellose Saison in der Regionalliga Nordost und es wird nur über die Ultras gesprochen, die sich größer machen als der Verein.
Fünf Spiele, fünf Siege, Spitzenreiter mit vier Punkten Vorsprung vor dem 1. FC Lok Leipzig. Auch im Pokal hat Jena sich von der besten Seite gezeigt - also auf dem Rasen. Beim 0:1 hatte man den Deutschen Meister Bayer Leverkusen lange am Rande einer Überraschung.
Einer, der bisher zum Erfolg beigetragen hat, ist Kay Seidemann. Drei Ligaspiele, ein Tor, eine Vorlage. Der 24-Jährige ist sportlich angekommen, seit seinem Sommerwechsel aus Erfurt nach Jena.
Doch der Schein trügt: Denn die Ultras lehnen Seidemann rigoros ab. Der Grund: Als Erfurt-Spieler hat er in den Sozialen Medien einen Anti-Jena-Beitrag auf Social Media positiv kommentiert.
Bereits im Juni, als sich der Wechsel anbahnte, machten die Ultras klar, dass sie Seidemann in Jena nicht sehen wollen, der Wechsel verzögerte sich, kam dann doch zustande. Die Ultras legten nach uns schrieben: "Wir werden Kay Seidemann im FCC-Trikot nicht akzeptieren.“
Und das ziehen die Ultras durch. Nach dem Sieg gegen den Chemnitzer FC wurde Seidemann beim Gang in die Kurve beleidigt. Daraufhin verließ die gesamte Mannschaft die Kurve.
In Jena ging das nun so weit, dass Geschäftsführer Patrick Widera eine Ansage machte, wie er der "Bild" sagte: "Ich habe dazu eine schriftliche Dienstanweisung gegeben. Er wird nicht mehr mit der Mannschaft zu den Ultras gehen.“
Seidemann ist also vom Gang in die Fankurve befreit, was für eine traurige Entwicklung. Man kann gespannt sein, wie der Rest der Mannschaft reagiert. Denn eigentlich ist es unvorstellbar, dass nach einem Sieg die Mannschaft mit der Kurve feiert und gleichzeitig ein Abgelehnter alleine in die Kabine geht. Das wäre ein fatales Zeichen.
Immerhin galt die Choreo im Rahmen des Pokalspiels gegen Leverkusen (gezeigt wurde ein überdimensionaler Mittelfinger) nicht dem Spieler Seidemann. Die Ultras verkündeten vor dem Spiel: "Zu Beginn der zweiten Halbzeit wird es heute eine spezielle optische Aktion in der Südkurve geben. Achtet bitte genau auf den Wortlaut und die Botschaft im oberen Teil, um Missverständnisse gerade in der aktuellen Situation zu vermeiden.“
Der Hintergrund, den die "Ostthüringer Zeitung" erklärt: Die Ultras wollen in der Südkurve stehen, bei der Planung des Stadions sei das aber nicht angedacht gewesen. Später wurde als Kompromiss ein Sitzplatzblock in einen Stehplatzbereich umgebaut.