Unsere Jungs haben alles in die Waagschale geworfen - am Ende hat es leider nicht ganz gereicht. Trotz einer über weite Strecken des Spiels starken Leistung und einem großen Kampf musste sich Borussia noch in der regulären Spielzeit geschlagen geben.
Nach und nach jedoch weicht die Trauer großem Stolz. Stolz auf eine fantastische Mannschaft, die vor allem in der Stunde der Niederlage wahre Größe bewies. Kein Dortmunder entschuldigte im anschließenden Interview-Marathon die Niederlage mit Fehlentscheidungen des Schiedsrichters, was durchaus angebracht gewesen wäre. Zwar hatte mit Robert Lewandowski auch ein Borusse Glück, keinen Platzverweis erhalten zu haben, doch hätte es bereits zuvor mit Ribery (Tätlichkeit gegen Lewandowski) und Dante (beim Foul gegen Reus, das zum Elfer führte) zwei Bayern zwingend "erwischen" müssen. Rein hypothetisch natürlich die Vermutungen, wie das Spiel dann verlaufen wäre - die Wahrscheinlichkeit auf einen Dortmunder Erfolg wäre jedoch zweifellos erheblich größer gewesen.
Vorbildlich und richtig "groß" auch das schwattgelbe Publikum vor Ort, das nicht nur in Deutschland seinesgleichen sucht. Wie die mitgereisten Anhänger der Mannschaft kurz nach dem Abpfiff mit Standing-Ovations applaudierten, trieb jedem, der es sah, Schauer über den Rücken.
Auch die Art und Weise, wie unsere Jungs dem großen Favoriten Paroli boten, ihn im ersten Durchgang teilweise beherrschten, nötigt mit Sicherheit auch jedem Nicht-Borussen allergrößten Respekt ab. Die zuvor eingeforderten Attribute wurden von den Schwattgelben in imponierender Art und Weise auf den Rasen gebracht. Mut, Wille, Leidenschaft - den Bayern wurde in der ersten halben Stunde regelrecht die Luft zum Atmen genommen. Angetrieben vom überragenden Gündogan setzte Borussia nicht nur Nadelstiche, sondern stellte die Abwehr des Redkordmeisters ein ums andere Mal vor große Probleme. Das einzige, was fehlte, war ein Tor. Chancen hatten unsere Jungs genug. Doch wie schon in einigen anderen Spielen zuvor, fehlte der letzte Killerinstinkt vorm gegnerischen Tor. Es ist müßig, darüber zu diskutieren, was wäre wenn gewesen - Fakt ist jedoch, dass ein Gegentor in der ersten halben Stunde den sichtlich irritierten und verunsicherten Bayern wahrscheinlich den Zahn gezogen hätte.
Bedenkt man weiterhin, dass mit Mario Götze ein ganz wichtiger Spieler komplett fehlte, dazu Hummels und der starke Piszczek angeschlagen ins Spiel gingen und Großkreutz trotz einer während des Spiels erlittenen starken Fußprellung bis zum Schluss auf die Zähne biss, verlangt einem die Leistung des BVB noch größeren Respekt ab.
Alles wenn und aber jedoch nützt nichts. Der Henkelpott geht an die Isar, der Ruhrpott weint. Und auch wenn's schwerfällt, so mussauch der Blogger den Bayern gratulieren - Glückwunsch an die Bazis. Denn trotz allen Lobes für unsere Jungs muss man auch klar und deutlich sagen, dass der Triumph der Roten nicht unverdient war. Borussia konnte sich bis zur Schlussminute auch und vor allem bei ihrem Torhüter bedanken, dass das Finale nicht eher als in der 89. Minute entschieden wurde. Weidenfeller entschärfte Großchancen der Bayern zuhauf und brachte vor allem den späteren Siegtorschützen Robben fast zur Verzweiflung.
Auch ohne den Titel hat Borussia gewonnen
Auch ohne den Titel hat Borussia jedoch Großes geleistet und etwas nicht Unwesentliches gewonnen. Nämlich Anerkennung und Reputation - nicht nur europaweit. Das Finale wurde weltweit übertragen und jeder Fußball-Fan in jedem Winkel des Planeten konnte sich ein Bild darüber machen, was "Fußball made in Dortmund" bedeutet.
Die Aufarbeitung einer alles in allem erfolgreichen Saison wird die Entscheidungsträger der Schwattgelben nun in den nächsten Wochen intensiv beschäftigen. Man darf gespannt sein, wie Borussia den durch die Abgänge von Götze und Santana sowie dem sich anbahnenden Abgang Lewandowskis entstehenden Krater im Spielerkader schließen wird. Dass er geschlossen und darüber hinaus der Kader auch in der Breite verstärkt werden muss, ist eindeutig und nicht diskutierbar - zumal auch Piszczek aufgrund einer bevorstehenden Hüft-OP in den ersten Monaten der neuen Saison fehlen wird.
In der Frage nach dem "Wie" ist von den BVB-Verantwortlichen Kreativität, Gespür und Fingerspitzengefühl gefragt. Dass sie diese Eigenschaften besitzen, haben sie in den vergangenen Jahren bewiesen.