Trainer Martin Schmidt, der im Sommer nach reiflicher Überlegund auch die schwere Mission Oberliga-Klassenerhalt am Badeweiher antrat, sieht die Sache anders. RevierSport erkundigte sich wenige Tage vor dem Kellerduell gegen Heven (Sonntag, 14.30 Uhr, Stadion am Badeweiher) beim VfB-Coach nach dem Hülser Innenleben.
Martin Schmidt, ganz einfach gefragt: Wie ist die Stimmung im Team und die Situation am Badeweiher aus Ihrer Sicht? Wenn man sechs mal hintereinander verloren hat, liegen sich nicht alle in den Armen und schunkeln 'ne Runde. Es ist keine Weltuntergangsstimmung, aber die Jungs sind sehr betrübt, dass es in den letzten Wochen nicht zu Punkten gereicht hat. Wir schleppen natürlich immer noch die Ereignisse vom Sommer mit uns herum. Wir haben im Sommer viel Qualität verloren und kurzfristig eine Mannschaft zusammengestellt, die sicherlich sehr willig ist, aber im Moment fehlende Cleverness und auch fehlende Qualität zeigt. Daran arbeiten wir Woche für Woche. Es ist nicht so, dass die Jungs nicht wollen, die sind schon willig. Wir haben auch am Sonntag in Beckum kein schlechtes Spiel gemacht. Die Jungs wollten das Ding noch drehen. Letztlich haben uns vorne dann aber auch die Mittel gefehlt.
In der Vereinseigenen Mitteilung zum Spiel beim SC Roland äußerte Teammanager Engin Yavuzaslan Unverständnis darüber, dass Elvis Shala den Elfmeter schoss. Außerdem wurde dort der Umgang der Spieler untereinander kritisiert. Stimmt es intern nicht? Ich kann das so nicht bestätigen. Ich habe das mit dem Elfmeter - und als Trainer bin ich ja dafür verantwortlich - ganz anders gesehen. Tayfun Cakiroglu wurde gefoult, Elvis Shala hat sofort die Verantwortung übernommen und gesagt: "Okay, dann schieße ich!" Er hat dann verschossen, das ist aber auch schon ganz anderen passiert. Während der Partie war Elvis noch einer der Eifrigsten, was das Spiel nach vorne anging. Da gibt es von meiner Seite überhaupt keinen Vorwurf an Elvis, das war auch kein Streitpunkt auf dem Platz.
Trotzdem gab es den Vorwurf, dass das, "was so zwischenzeitlich auf dem Feld ablief und wie die Spieler untereinander reden oder sich verhalten für die Außendarstellung und den Namen des VfB Hüls ganz schlecht" gewesen sei. Ist das aus Ihrer Sicht ebenfalls etwas übertrieben? Ja, das muss man auch relativieren. Dass sich die Jungs nach fünf Niederlagen und einem Rückstand im sechsten Spiel nicht in den Armen liegen, ist ja wohl mehr als selbstverständlich. Auch dass auf dem Platz mal das ein oder andere schärfere Wort fällt, ist normal...
...wenn die Spieler überhaupt nicht gefrustet wären, wäre das ja auch ein schlechtes Zeichen, oder? Absolut, so sehe ich das auch. Nach dem Spiel war es in der Kabine sehr still. Jeder hatte erstmal mit sich selbst und seiner Leistung zu tun. Da ist keiner auf den anderen losgegangen. Das war alles halb so wild. Wenn es verbal mal ein bisschen schärfer zugeht, dann ist das nach dem Spiel auch wieder vergessen. Es braucht sich keiner um das Innenleben dieser Mannschaft Gedanken zu machen.
Zumal Geschlossenheit in Hüls nun mehr denn je gefragt ist. Dadurch dass wir vier Verletzte haben, sind wir jetzt ein ziemlich kleiner Haufen geworden. Wir lassen uns da nicht auseinanderdividieren und werden uns nun nicht gegenseitig in Frage stellen. Wir arbeiten jetzt konzentriert auf den Sonntag hin. Die Jungs werden von mir geschützt; das heißt, sie bekommen von mir maximales Selbstvertrauen eingeflößt, damit es am Sonntag gegen Heven zum Sieg reicht.
Das Spiel hat für Heven mit Sicherheit wegweisenden Charakter. Auch für den VfB Hüls? Natürlich. Wir wissen auch, dass es am Ende der Saison wohl nicht bei zwei Absteigern bleiben wird, es können durchaus vier werden. Deshalb geht es weniger um den Abstand auf Heven, sondern mehr um den Abstand zu den Plätzen, die aus meiner Sicht das rettende Ufer sind. Es geht darum, nicht abreißen zu lassen. Diesen Abstand sollten wir bis zur Winterpause zumindest nicht noch größer werden lassen.
Der kommende Gegner wittert nach dem Trainerwechsel und dem ersten Saisonsieg wieder Morgenluft. Hat der TuS Heven am Sonntag sogar einen moralischen Vorteil? Oder beschäftigen Sie sich nur mit dem eigenen Team? Mir persönlich ist es sogar lieber, dass der TuS Heven jetzt den ersten Saisonsieg gelandet hat. Wir haben ohnehin schon nicht viel Selbstvertrauen. Würde dann noch jemand denken: "Heven hat ja bisher immer verloren, die schlagen wir im Vorbeigehen", dann wäre es doppelt schwierig geworden. So haben meine Jungs gesehen, dass Heven zurecht in dieser Liga spielt und ein ganz unangenehmer Gegner sein wird. Somit ist der erste Sieg des TuS für uns eher von Vorteil.