Borussia Dortmund, der VfL Bochum, Schalke 04, Rot-Weiss Essen, MSV Duisburg, Rot-Weiß Oberhausen – das Ruhrgebiet ist reich an Fußballhistorie. Doch keiner davon ist der erste Verein des Reviers. Diese Ehre gebührt wohl einem weit weniger bekannten Verein – dem Wittener FC 92.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts schwappte der Fußball von England herüber nach Deutschland. Vier Brüder, die alle ein Wittener Realgymnasium besuchten, hatten Verbindungen auf die Insel und gründeten am 1. Juli 1891 einen Schülerverein. Offiziell wird allerdings der 12. April 1982 als Gründungsdatum des Vereins genannt.
Diesem konnten zunächst nur „gehobene Bürger“ beitreten, also Menschen, die eine höhere Schule besucht oder schon abgeschlossen haben. Fußball galt zu Beginn nämlich als „Vergnügen des gehobenen Bürgertums“. Offizielle Vereinsgründer waren daher später Offiziere, Unternehmer und auch Ärzte. Dies änderte sich erst im Jahr 1900, sodass – zumindest in Theorie – Volksschüler zu Mitgliedern werden konnten.
Fünf Jahre später trat der Verein dem Rheinisch-Westfälischen Spielverband bei. Nur zwei Jahre später, also 1907, spaltete sich der FC Westfalia Witten ab, der später zur SuS Witten und dann zum VfL Witten (der es später sogar bis in die oberste Spielklasse schaffte) wurde.
Kein nachhaltiger Erfolg – trauriges Ende für den „Pionierverein“
Trotz seiner Vorreiterrolle spielte der Verein nie in der obersten Liga, war aber zumindest häufiger dritt- und teilweise sogar zweitklassig. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs verlor der Verein aber den Anschluss, da der oben schon genannte VfL Witten in die damals erstklassige Oberliga West aufgenommen wurde – der FC jedoch nicht.
Dies passt den Verantwortlichen nicht, man warf dem VfL vor, bessere Kontakte zu den britischen Besetzern zu pflegen und sich damit einen unfairen Vorteil erarbeitet zu haben, indem man bessere Spieler bekam. Witten spielte über Jahre in den Kreis- und Bezirksklassen.
Der vielleicht bekannteste Name ist der des Trainers Dieter Attern, unter dem ein Aufstieg in die Bezirksklasse gelang. Der 2021 verstorbene Attern spielte in seiner aktiven Laufbahn unter anderem für den VfL Bochum, für den er in 51 Partien zwölf Tore erzielen konnte.
Auch eine Fusion mit dem VfB Witten zur SpVgg Witten 92/30 brachte keinen nachhaltigen Erfolg. Ganz im Gegenteil wurden die letzten Mannschaften, die 2015 in der Kreisliga C spielten, zurückgezogen und der Verein abgemeldet. Ein trauriges Ende für den Pionier des Fußballs im Ruhrgebiet.