Die Spvgg. Erkenschwick wurde am 18. Juli 1916 gegründet, damals noch unter dem Namen Sportverein Erkenschwick. Es folgten einige Fusionen und Trennungen, bis der Verein – nach einer Fusion mit Blau-Weiß Oer – am 5. August den Namen Spielvereinigung 1916 Erkenschwick-Oer annahm. Das Oer verschwand dann 1932 aus dem Vereinsnamen. Bereits 1934 wurde das Stimbergstadion eröffnet, bis heute die Heimspielstätte.
Der Klub spielte zunächst in den zweiten und dritten Ligen, doch 1943/43 feierte die Spvgg. die Meisterschaft in der Bezirksliga Recklinghausen und konnte sich in der Aufstiegsrunde zur Gauliga gegen Wattenscheid 09, Preußen Münster und Reichsbahn Wanne (heute ETuS Wanne 28) durchsetzen. Das Spiel in Wattenscheid musste damals wegen eines Fliegeralarms abgebrochen werden.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Erkenschwick der Landesliga Westfalen zugeordnet, die damals zweigleisig war. Erkenschwick gewann die eigene Staffel mit 25:7 Punkten (damals galt die Zwei-Punkte-Regelung), ein Spiel um die Westfalen-Meisterschaft wurde von britischen Militärbehörden verboten. 1947/48 war Erkenschwick Teil der neu gegründeten Oberliga West und gewann das Auftaktspiel bei der Alemannia aus Aachen mit 5:0 - somit war die Spielvereinigung erster Tabellenführer!
Die „Himmelsstürmer“ in der Erstklassigkeit
Ein Polizist soll die Mannschaft auf der Heimfahrt im Zug angesprochen haben. „Ihr seid die Erkenschwicker? Ich habe Euch in Aachen spielen sehen – Jungens, euch gehört der Himmel!“ Darauf begründete sich der Spitzname der Truppe – „die Himmelsstürmer“. Die ersten beiden Spielzeiten beendete Erkenschwick auf dem achten und neunten Tabellenplatz. Die Zusammenarbeit mit Ernst Kuzorra wurde nicht verlängert.
Stattdessen übernahm Torhüter Willy Jürissen als Spielertrainer. Der soll seine Mitspieler in der Halbzeit zum Duschen geschickt haben, um dem Gegner Frische vorzutäuschen. In der Hinrunde hielt sich der Verein auf Platz drei, sodass sogar Meisterschafts-Träume entstanden. Am Ende war Erkenschwick aber nur Siebter. 1950/51 wurde es kurios.
Im Heimspiel gegen Schalke 04 schoss Paul Matzkowski dem Erkenschwicker Kalli Matejka den vom Regen schweren Lederball in den Rücken, was dessen Frau dazu bewegte, den Schalker mit einem Regenschirm zu attackieren. Das Spiel wurde anschließend fortgesetzt.
Erkenschwick konnte sich bis zur Saison 1952/53 in der Oberliga halten, stiegt dann aber als Tabellenletzter mit 16:44 Punkten ab. In der 2. Liga hielt sich der Klub vier Jahre, stieg dann aber in die Verbandsliga ab – und im Jahr danach wieder auf.
1961/62 ging es dann aber erneut zurück in die Drittklassigkeit. Die ersten beiden Saisons tat sich Erkenschwick schwer und stieg im zweiten Jahr beinahe ab. 1964/65 wurde die Spvgg. überraschend Erster in ihrer Staffel und spielte somit gegen den VfL Bochum um die Westfalenmeisterschaft.
Beide Mannschaften gewannen ihre Heimspiele, der VfL mit 4:1, Erkenschwick mit 3:2. Ein Entscheidungsspiel musste also her, dies endete nach Verlängerung mit 1:1 - der Münzwurf musste entscheiden. Legenden besagen, dass die Bochumer schon jubelten, bevor die Münze den Boden berührte, wohl, um den Unparteiischen zu beeinflussen. Wie auch immer es ablief, der VfL gewann den Münzwurf und war damit Westdeutscher Meister.
1966/67 wurde Erkenschwick, punktgleich mit der SpVgg Herten (im Jahre 2000 aufgelöst), Meister seiner Gruppe. Das Entscheidungsspiel wurde mit 2:0 für sich entschieden. Es folgte die Aufstiegsrunde zu Regionalliga West teil. Vier Mannschaften nahmen teil, drei davon stiegen auf.
Doch Erkenschwick wurde mit 3:9 Punkten Letzter und verpasste den Aufstieg in die Zweitklassigkeit. In der gleichen Saison erreicht die Mannschaft im DFB-Pokal das Achtelfinale und war damit der erste Amateurverein, der diese Runde seit dem Zweiten Weltkrieg erreichte. Dem FC Bayern München unterlag man mit 1:3.
Im Folgejahr erreichte die Spvgg. erneut die Aufstiegsrunde zur Regionalliga, doch erneut scheiterte man an Eintracht Duisburg, dem Bonner SC und dem SSV Hagen - Bonn und Duisburg stiegen schließlich auf. 1968/69 war es dann aber endlich so weit.
Obwohl man der DJK Gütersloh in der Gruppe den Vortritt lassen musste, profitierte man davon, dass Borussia Brand auf den Aufstieg verzichtete. Dadurch gab es ein Entscheidungsspiel zwischen den beiden westfälischen Vizemeistern, welches Erkenschwick mit 2:1 gegen den SSV Hagen gewinnen konnte. Die Schätzungen der Zuschauerzahl in dem Spiel schwanken zwischen 22.000 und 30.000.
In den Folgejahren konnte Erkenschwick mal mehr, mal weniger souverän die Klasse halten. Charakteristisch für den Verein war eine Auswärtsschwäche, was Torhüter Dieter Breuer im Januar 1972 beim Spiel bei Westfalia Herne dazu bewegte, das Tor zum Einsturz zu bringen. Er spekulierte auf einen Spielabbruch und einen Sieg am „grünen Tisch“. Herne schaffte es aber, ein Ersatztor aufzubauen – am Ende gewann die Spvgg. dennoch mit 1:0.
Erkenschwick qualifizierte sich für die neu geschaffene 2. Bundesliga Nord, stieg in der zweiten Saison allerdings in die Verbandsliga (später neu gegründete Oberliga) ab. Vier Jahre lang spielten die „Schwicker“ vorne mit, aber erst 1979/80 gelang ein weiterer Aufstieg in die 2. Bundesliga. Diese wurde nach der nächsten Saison eingleisig – als 21. verpasste die Spvgg. deutlich den Sprung in die Liga und war somit wieder in der Oberliga.
Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht von einem Dorfklub überraschen lassen.
Jürgen Sundermann
Mitte der 80er-Jahre wurde die Kokerei der Stadt geschlossen, was den Finanzen Erkenschwicks nicht guttat. Der Verein dümpelte lange im Mittelmaß der Oberliga herum. Einen Ausreißer gab es in der Saison 1986/87, in der Erkenschwick mit 44:16 Punkten vor Preußen Münster Meister wurde und an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga teilnahm.
In einer Gruppe mit BVL 08 Remscheid (heute FC Remscheid), SV Meppen, Hertha BSC und Arminia Hannover verpasste man als Vierter den benötigten zweiten Rang recht deutlich. Einziger Höhepunkt: Der 2:1-Heimsieg gegen Hertha BSC, dessen Trainer Jürgen Sundermann vor dem Spiel noch warnte: „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht von einem Dorfklub überraschen lassen.“
Der Verein verblieb also weiter in der Drittklassigkeit und war Gründungsmitglied der Regionalliga West/Südwest. Erkenschwick hatte aber finanzielle Probleme, mehrere Rettungsspiele durch Borussia Dortmund oder Schalke 04 sicherten den Spielbetrieb.
Dennoch reichte die Qualität nicht aus, zur Jahrtausendwende stieg der Verein zweimal in Folge ab und spielte zur Saison 2000/01 in der fünftklassigen Verbandsliga. In der Saison gelang beinahe der Wiederaufstieg, erst ein Entscheidungsspiel gegen den Hövelhofer SV (eine 1:2-Niederlage) sorgte für den Verbleib in der Liga.
Qualität reicht nicht aus, Insolvenz – geht es wieder bergauf?
Erst zur Saison 2004/05 gelang eine Rückkehr in die Oberliga, wo sich Erkenschwick mehrere Jahre im unteren Mittelfeld hielt. Am 10. Juni 2008 musste der Verein allerdings Insolvenz anmelden. Kleine Seitennotiz: Die U19 spielte in den Saisons 2006/07 und 2010/11 in der U19-Bundesliga.
Da die 3. Liga neu eingeführt wurde, spielte Erkenschwick erstmals in der sechsten Liga, war durch die Insolvenz aber schuldenfrei. Ein paar Aufstiege in die Fünftklassigkeit folgten (2009/10 und 2011/12), allerdings ging es auch immer wieder herunter (2010/11 und 2016/17).
2022/23 gelang erneut der Aufstieg in die Oberliga, ein Durchmarsch in die Regionalliga schien lange möglich. Die ganz großen Zeiten des Vereins sind aber lange her – weisse noch?