Noch nie hatte es eine Mannschaft in der Bundesliga geschafft, eine 4:0-Führung aus der Hand zu geben - bis zum 18. September 1976.
Es war der 6. Spieltag der Saison 1976/77. Der VfL Bochum empfing den großen FC Bayern München im Stadion an der Castroper Straße. Besetzt mit Hochkarätern so weit das Auge reicht, betrat der FC Bayern den Platz. Gerd Müller, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, Franz Beckenbauer, Sepp Maier waren dabei, um nur einige zu nennen. Die Rollenverteilung war gesteckt.
Nach zwölf Spielminuten mussten die Bochumer bereits wechseln. Für den etatmäßigen Verteidiger Klaus Franke kam der Stürmer Harry Ellbracht in die Partie. Ein Wechsel, bei dem Trainer Heinz Höher ein goldenes Händchen beweisen sollte.
Für den FC Bayern München sollten absolute Horrorminuten folgen. Innerhalb von einer halben Stunde traf der VfL vier Mal. Harry Ellbracht vollendete doppelt (24. , 43.), Jupp Kaczor (39.) und Hans-Joachim Pochstein (53.) machten die 4:0-Führung perfekt. Noch nie hatte ein Verein in der Bundesliga ein 4:0 komplett aus der Hand gegeben. Die Vorzeichen standen perfekt für einen Sieg des VfL Bochum.
Die Gäste aus München zeigten sich jedoch völlig unbeeindruckt und erreichten in der Folge Historisches. Der Treffer von Rummenigge, nur eine Spielminute nach dem 0:4, leitete die Aufholjagd des FCB ein. Georg Schwarzenbeck verkürzte in der 56. Minute und ein Doppelpack von Gerd Müller egalisierte die 4:0-Führung.
Der Wahnsinn nahm seinen Lauf und fand mit dem 5:4 von den Bayern durch Uli Hoeneß ein aus Bochumer Sicht dramatisches Ende. Mit dem 5:5-Ausgleichstreffer durch Kaczor (80.) dachte der VfL, er könne wenigstens den Punkt noch retten. Der 6:5-Siegtreffer (Hoeneß, 86.) aus Sicht der Bayern machte diesem Vorhaben aber einen Strich durch die Rechnung.
Bayern schrieb mit dieser Aufholjagd Geschichte. Erstmals schaffte es ein Team in der Bundesliga, einen 0:4-Rückstand in einen Sieg umzuwandeln. Am Ende der Saison reichte es allerdings nur für Platz sieben. Meister wurde Borussia Mönchengladbach. Auf der anderen Seite der Medaille steht der VfL Bochum, der sich zwar als 15. rettete, doch auf ewig dieses Stück Bundesliga-Historie mit sich rumschleppen wird.