Goldener Pokal für die "Rote Furie": Die Nationalmannschaft von Spanien hat ein Stück Fußball-Geschichte geschrieben. Der Europameister krönte sich durch ein 1:0 (0:0, 0:0) nach Verlängerung im Endspiel der WM in Südafrika gegen die Niederlande erstmals zum globalen Titelträger - zugleich gewannen die Spanier als erste Mannschaft aus Europa außerhalb des Alten Kontinents. Für Oranje dagegen bleiben WM-Endspiele ein Albtraum: Schon zum dritten Mal nach 1974 und 1978 ging die Elftal als Verlierer vom Platz.
Andres Iniesta wurde in der 116. Minute vor den Augen der jubelnden Königin Sofia und des spanischen Kronprinzenpaares Felipe und Letizia zum neuen Helden des spanischen Königreichs. Zuvor allerdings hatten die 84.490 Zuschauer im Stadion "Soccer City" von Johannesburg ein Spiel mit wenigen Torchancen, aber vielen Fouls gesehen. Noch nie wurden in einem WM-Finale so viele Gelbe Karten verteilt wie diesmal vom guten Schiedsrichter Howard Webb. John Heitinga (Niederlande) sah in der 109. Minute sogar noch Gelb-Rot wegen wiederholten Foulspiels.
Ehe Iniesta traf, hatte die größten Chancen des gesamten Spiels zunächst Arjen Robben besessen. Der Angreifer von Bayern München scheiterte aber zweimal freistehend nach einem Sololauf an Torhüter Iker Casillas (62./83.). Cesc Fabregas schoss in einer ähnlichen Szene Torhüter Maarten Stekelenburg an (99.). Erst als dritte Mannschaft nach Deutschland und Frankreich ist Spanien nun gleichzeitig Welt- und Europameister
Nach gutem Beginn bekamen die Spanier, die im Halbfinale Deutschland mit 1:0 besiegt hatten, zunehmend Probleme mit der rauen Gangart der Niederländer. Beide Mannschaften neutralisierten sich über weite Strecken des Spiels, auch die bisherigen WM-Stars Wesley Sneijder und David Villa traten selten in Erscheinung.
Der erste Höhepunkt des Endspielabends war der Kurzbesuch von Nelson Mandela am Ende der Schlussfeier, der erste große sportliche Aufreger kam nach fünf Minuten. Nach kurzfristigem Abtasten beider Mannschaften besaßen die Spanier nach einem Freistoß von Xavi bei einem Kopfball von Sergio Ramos eine hochkarätige Gelegenheit zur schnellen Führung, Stekelenburg im Tor der Niederländer reagierte allerdings prächtig.
Beide Mannschaften traten in Bestbesetzung an, Oranje aber fand zunächst nur mühsam ins Spiel. Der Europameister dagegen kam sofort auf Touren. Xavi war im Mittelfeld Dreh- und Angelpunkt. Und früh besaßen die Spanier eine weitere Möglichkeit zur Führung. Zunächst klärte Heitinga mit großem Risiko eine Hereingabe von Sergio Ramos knapp über das eigene Tor, nach dem folgenden Eckball traf David Villa das Außennetz (11.).
Nach dem ersten Angriffswirbel gerieten Spanier auch durch das harte Einsteigen von Oranje außer Tritt. Beide Mannschaften kämpften um ihren ersten WM-Titel und die Aussicht, als achter Weltmeister in die Geschichte einzugehen - für die Iberer war es aber das erste Finale. Bei zuvor 12 WM-Teilnahmen waren sie über Rang vier 1950 nicht hinausgekommen.
Nach dem schwungvollen Beginn der Spanier wurde die Begegnung von Minute zu Minute ruppiger, vor allem die Niederländer langten ordentlich hin. Schiedsrichter Webb rückte in den Mittelpunkt. Sergio Ramos, Carles Puyol, Mark van Bommel und Robin van Persie sahen noch vor Ablauf der ersten halben Stunde Gelb, gleiches galt für Nigel de Jong, der für seine Kung-Fu-Aktion gegen die Brust von Xabi Alonso aber auch gut und gerne die Rote Karte hätte sehen können (30.).
Erst in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit wurde es nochmal gefährlich - Robben schoss aus 16 Metern, Casillas wehrte zur Ecke ab, ein Spielchen, das sich in der 52. Minute wiederholte. Und auch ansonsten blieb alles wie gehabt: Das Passspiel der Spanier klappte nicht wie gewohnt, weil die Niederländer hart und konsequent auf den ballführenden Mann gingen, die Spanier standen ihrerseits sicher im Defensivverbund - Oranje fand dort kaum Lücken.
Aufgrund der vielen Fouls ergaben sich die Chancen auf beiden Seiten zumeist aus Standardsituationen, die jedoch ebenfalls nur für wenig Gefahr vor den jeweiligen Toren sorgten - Ausnahme war die Szene in der 62. Minute, als Robben alleine auf Casillas zulief, aber an dessen rechtem Fuß scheiterte. In der 83. Minute pflückte ihm der spanische Torhüter in einer ähnlichen Situation den Ball vom Fuß.