Dort hat die Munich Re in einem palastähnlichen Gebäude mit Schmuckhof ihren Hauptsitz. Bei der größten Rückversicherungsgesellschaft der Welt hat die FIFA die WM-Spiele gegen Verschiebung und Verlegung versichert - für 292 Millionen Euro. Das sind 16 Millionen Euro mehr als die Munich Re in Südafrika im abgelaufenen Geschäftsjahr eingenommen hat. Junior John Ngulube bleibt trotzdem entspannt. "Wir sind nicht nervös, sowas gehört zu unserem Geschäft. Außerdem halten wir die Risiken rund um die WM für überschaubar", sagt der Afrika-Chef des Rückversicherers.
Der Fußball-Weltverband denkt da offenbar ähnlich. Die FIFA hat ihr Turnier gegen einen Total-Ausfall, Verschiebungen oder einen nötigen Gastgeber-Wechsel "verursacht durch Terrorismus, Krieg, Naturkatastrophen oder Unruhen" versichert, wie ein Sprecher betont. Vom "worst case" geht jedoch keiner aus. "Auch wenn die WM, aus welchen Gründen auch immer, für einige Tage unterbrochen werden muss, ist es doch äußerst unwahrscheinlich, dass sie komplett abgesagt wird", sagt der FIFA-Mann. Auch Ngulube betont, dass "die Wahrscheinlichkeit für eine komplette Absage zwar nicht bei Null" liege, "aber sie ist doch auch nicht gerade hoch". Doch schon im Falle vergleichsweise kleinerer Störungen würde der Weltverband bis zu 543 Millionen Euro kassieren. Die Munich Re trägt 54 Prozent der Summe. Auch die Allianz, die Hannover Rück, die Schweizer Rück und weitere kleinere Anbieter müssten bezahlen. Weil sich auch die Teams, der Gastgeber und zahlreiche an dem Turnier beteiligte Unternehmen gegen diverse Unbilden abgesichert haben, dürfte die im schlimmsten Falle fällige Gesamtsumme über vier Milliarden Euro betragen. Die Munich Re etwa hat auch Stadienbau und -Renovierung, Flughäfen und Straßen sowie den Gautrain, die erste afrikanische Hochgeschwindigkeitsbahn, versichert.
Kein anderes Unternehmen haftet mit einer derart hohen Summe wie die Münchner, die aber auch über eine größere WM-Erfahrung als jeder teilnehmende Spieler verfügen. Schon 1974 war das Unternehmen dabei, seit 1990 hat es alle Endrunden komplett versichert. Nur 2006 sicherte die FIFA die Einnahmen über den Kapitalmarkt ab, weil nach den New Yorker Anschlägen kein Versicherer das Risiko tragen wollte. Ähnliche Sorgen bezüglich des aktuellen Gastgebers hält Ngulube für überzogen. "Wir sollten doch das Bild der Öffentlichkeit von der Wirklichkeit trennen", sagt er. Die südafrikanischen Behörden geben ihm recht: Die Meldung, radikale Islamisten planten einen Anschlag, wiesen sie kürzlich als "Spekulation" zurück.
Unruhiger wird Polizeichef Bheki Cele nur, wenn er hört, dass US-Präsident Barak Obama sich neuerdings für "Soccer" interessiert. Der Schutz des mächtigsten Mannes der Welt wäre aufwändiger als der aller anderen bisher angemeldeten Staatsoberhäupter. Gegen ein Attentat auf Obama würde nicht einmal die Munich Re versichern. "Not at all", auf gar keinen Fall, betont Ngulube lachend.