Während der WM in Südafrika sollen wieder Millionen Fans auf den Straßen oder in Bars gemeinsam mit dem deutschen Team mitfiebern und das Land in eine große Partyzone verwandeln.
"Das Public Viewing wirkt wie ein Magnet auf die Fans. Sie erleben die Emotionen in der Masse viel intensiver als alleine oder nur mit der Familie vor dem Fernseher", sagte Fanforscher Gunter A. Pilz dem SID und erklärte das Phänomen: "Bei vielen steht nicht mehr das Spiel im Vordergrund, sondern der Eventcharakter."
Da zwischen Deutschland und Südafrika keine Zeitverschiebung besteht, erwarten die zahlreichen Veranstalter einen Riesenandrang. "Wir werden ein zweites Sommermärchen erleben - wenn das Wetter mitspielt", sagt Christian Keller, der das Public Viewing für bis zu 70.000 Menschen auf dem Heiligengeistfeld im Hamburger Stadtteil St. Pauli organisiert. "Nach den Spielen können die Fans auf die Reeperbahn weiterziehen. Es wird Party ohne Ende geben."
1500 Live-Übertragungen allein in Stuttgart
Deutsche Fans (Foto: firo).
Das behaupten auch die Organisatoren vom offiziellen FIFA-Fanfest in Berlin, das zunächst auf dem Olympiaplatz und ab dem 23. Juni auf der "Fanmeile", die seit der Heim-WM Kultstatus bei den Fans genießt, stattfindet. Die Hauptbühne wird nach einem Senats-Beschluss aber nicht am Brandenburger Tor, sondern an der Siegessäule stehen.
In München übernimmt die Rolle des "Fan-Mekkas" erneut der Olympiapark, der bis zu 60.000 Anhängern Platz bietet - ebenso wie die Arena auf Schalke, wo ebenfalls bei Spielen mit deutscher Beteiligung Public Viewing angeboten wird. Frankfurt bittet unter anderem auf dem Goetheplatz zum gemeinsamen Abfeiern. Zur Public-Viewing-Hauptstadt krönt sich jedoch laut dem Veranstaltungskalender venjoo.de die Stadt Stuttgart mit über 1500 Live-Übertragungen während der WM.
Ismayr legte sich mit der FIFA an - und gewann
Dass die Fans beim Public-Viewing-Ort unter Hunderten Anbietern die freie Auswahl haben, verdanken sie auch Johanna Ismayr. Die Betreiberin des "Bundespressestrandes" in Berlin legte sich im Streit um eine Public-Viewing-Genehmigung mit der großen FIFA an - und gewann den Machtkampf.
Eigentlich wollte der Weltverband Ismayr und vielen anderen gewerblichen Anbietern die Lizenz verweigern, doch nachdem die Berlinerin juristische Schritte androhte und viel Unterstützung aus Reihen der Politik, Wirtschaft und Medien erfuhr, knickte die FIFA ein. "Wir haben nicht zum ersten Mal David gegen Goliath gespielt. Früher haben die Ämter Probleme gemacht, jetzt die FIFA", sagte Ismayr und betonte: "Es war eine existenzielle Frage. Ohne die Liveübertragungen während der WM würde es für uns düster aussehen."
Die Lizenzgebühr von den kommerziellen Anbietern stiftet die FIFA dem Entwicklungsprogramm "2010 Centres for 2010", das afrikanischen Ländern unterstützt.