Denn mit dem Startschuss der WM in Südafrika am 11. Juni werden wieder Millionen Menschen auf den Straßen, in Bars oder Zelten gemeinsam mit dem deutschen Team mitfiebern und das Land in eine große Partyzone verwandeln.
"Das Public Viewing wirkt wie ein Magnet auf die Fans. Sie erleben die Emotionen in der Masse viel intensiver als alleine oder nur mit der Familie vor dem Fernseher", sagte Fanforscher Gunter A. Pilz dem SID und erklärte das Phänomen: "Bei vielen steht nicht mehr das Spiel im Vordergrund, sondern der Eventcharakter."
Da zwischen Deutschland und Südafrika keine Zeitverschiebung besteht, Reisen zum Austragungsort aber teuer sind, erwarten die Veranstalter einen Riesenandrang. "Der Hype des Public Viewings ist ungebrochen. Wir erwarten ein volles Haus - sofern das Wetter mitspielt", sagte Anja Marx, die das Fanfest in Berlin, eines von sieben offiziellen Fifa-Fanfesten weltweit, organisiert.
Wer allerdings wie 2006 von Beginn an auf eine Riesenparty am Brandenburger Tor hofft, wird enttäuscht. Erst ab dem dritten WM-Gruppenspiel des deutschen Teams am 23. Juni gegen Ghana öffnet die Fanmeile, auf der sich vor vier Jahren insgesamt neun Millionen Besucher tummelten, ihre Tore. Zudem wird die Hauptbühne nach einem Senats-Beschluss nicht am Brandenburger Tor, sondern an der Siegessäule stehen. Zuvor wird der Olympische Platz am Olympistadion als Public-Viewing-Magnet der Hauptstadt fungieren.
In München übernimmt die Rolle des "Fan-Mekkas" erneut der Olympiapark, der Platz für bis zu 60.000 Anhänger bietet. Frankfurt bittet unter anderem auf dem Goetheplatz zum gemeinsamen Abfeiern. In Hamburg werden bei Spielen mit deutscher Beteiligung auf dem Heiligengeistfeld im Stadtteil St. Pauli bis zu 40.000 Menschen vor der Großbildleinwand sitzen. Zur Public-Viewing-Hauptstadt krönt sich jedoch laut dem Veranstaltungskalender venjoo.de die Stadt Stuttgart mit über 1500 Live-Übertragungen während der WM.
Dass die Fans beim Public-Viewing-Ort die freie Auswahl haben, verdanken sie auch Johanna Ismayr. Die Betreiberin des Bundespressestrandes in Berlin legte sich im Streit um eine Public-Viewing-Genehmigung mit der großen FIFA an - und gewann den Machtkampf. Eigentlich wollte der Weltverband Ismayr und vielen anderen gewerblichen Anbietern die Lizenz verweigern, doch nachdem die Berlinerin juristische Schritte androhte und viel Unterstützung aus Reihen der Politik, Wirtschaft und Medien erfuhr, knickte die FIFA ein. "Wir haben nicht zum ersten Mal David gegen Goliath gespielt. Früher haben die Ämter Probleme gemacht, jetzt die FIFA", sagte Ismayr und betonte: "Es war eine existenzielle Frage. Ohne die Liveübertragungen während der WM würde es für uns düster aussehen."
Die Lizenzgebühr von den kommerziellen Anbietern stiftet die FIFA dem Entwicklungsprogramm "2010 Centres for 2010", das afrikanischen Ländern zugute kommt.