So viel Fantasie wagte vor kurzem noch niemand. Die Verbandsentscheidung für ein möglichen Finale im Oberhausener Stadion Niederrhein machte Rot-Weiss Essens Wunsch nach einem letzten Flutlichtspiel zuhause zunichte. Wer wollte schon daran glauben, dass der Noch-Drittligist am SV Hönnepel-Niedermörmter scheitern würde. Doch der Rest ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Spieler und Verantwortliche der Essener sahen mit eigenen Augen, wie der Niederrheinligist die Sensation bewerkstelligte.
In verfrühte Euphorie verfällt vor dem Endspiel am Mittwochabend (19.30 Uhr) genau deshalb auf Seiten des Favoriten aber niemand. Die überraschend starke Vorstellung der Mannschaft von Georg Mewes sei Warnung genug, betont RWE-Trainer Wrobel: "Ich habe gegen Oberhausen eine Mannschaft gesehen, die nicht unverdient ins Finale eingezogen ist. Wenn wir arrogant werden und vorher schon glauben, wir hätten das Spiel gewonnen, dann bekommen wir Probleme."
Man muss zudem noch nicht einmal besonders abergläubisch sein, um bei der Konstellation des Regionalligisten gegen den zwei Klassen tiefer spielenden Dorfklub an die letzten beiden Endspiele um den Diebels-Niederrheinpokal erinnert zu werden. 2009 gegen den VfB Speldorf und ein Jahr später gegen Schwarz-Weiß Essen blamierte sich RWE und verpasste den Einzug in den DFB-Pokal.
Die aktuelle Mannschaft hat jedoch wenig mit den damaligen Protagonisten gemein. Der Finalfluch soll nach dem Sieg in Velbert im Vorjahr Geschichte bleiben. Kapitän Timo Brauer spricht schon seit der ersten Runde des Turniers von der Titelverteidigung. Schließlich stehen nicht nur gute 100.000 Euro auf dem Spiel, sondern natürlich die Teilnahme am DFB-Pokal. Ein Erlebnis, das sich nach dem Triumph über Union Berlin im Vorjahr bei den Essener Spielern eingebrannt hat. Wiederholung: ausdrücklich erwünscht. Mit einer Mischung aus Seriösität und Selbstbewusstsein soll, ja muss einfach auch der Sieg gegen Hönnepel-Niedermörmter gelingen. Brauer verspricht jedenfalls: "Wir werden uns nicht blamieren."
Dafür sollte allein schon Wrobel Sorge tragen, der seine Jungs auf die nicht ganz unkomplizierte Aufgabe einschwört: "Wir sind haushoher Favorit und nehmen diese Rolle auch an. Das letzte Flutlichtspiel im Georg-Melches-Stadion sollte mit einem Highlight enden." Dass dies gelingt, davon ist der 42-Jährige überzeugt: "Wenn die Jungs das abrufen, was sie können, dann bin ich sehr zuversichtlich."
Einen Vorgeschmack auf echte DFB-Pokal-Atmosphäre können die Essener schon am Mittwoch bekommen. Bis zum Dienstagnachmittag hat der Verein bereits 5500 Tickets für die Partie verkauft.