Die Fußball-Bundesliga akzeptiert zähneknirschend die Zentralvermarktung des UEFA-Cups, ist darüber aber nicht glücklich. Das ergab eine Blitz-Umfrage des Sport-Informations-Dienstes (sid) unter den direkt und indirekt Betroffenen. Ingo Schiller, Geschäftsführer der KGaA bei Hertha BSC Berlin: `Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, die individuelle Vermarktung zu behalten und entsprechende Lizenz-Abgaben für den Solidartopf zu verlangen. Aber das muss die Zukunft zeigen.´ Der `Cup der Verlierer´, wie Franz Beckenbauer den UEFA-Cup einst respektlos bezeichnete, tritt am Donnerstag in eine entscheidende Phase. Und die Verlierer verlieren noch mehr - denn die UEFA lässt sie im Stich.
Während es in der Champions Leage von Beginn an eine lukrative Gruppenphase gibt, muss im UEFA-Cup erst eine K.o.-Runde gespielt werden - ein Irrtum, der in der Königsklasse seit dem Scheitern des 1. FC Kaiserslautern am FC Barcelona 1991 der Planungssicherheit der TV-Anstalten zuliebe abgeschafft wurde. Wie wenig die Europäische Fußball-Union (UEFA), die zur Jahrtausendwende den Europapokal der Pokalsieger abschuf und seitdem Zweitligisten im einstigen Messepokal mitwerkeln lässt, diesen Cup liebt, lässt sich an zwei Fakten ablesen. Selbst die Dritten - also die Verlierer - aus der Gruppenphase der Champions League werden noch ins Achtelfinale des UEFA-Cups verfrachtet. Und die Zentralvermarktung greift die UEFA nur mit spitzen Fingern an. Wolfgang Holzhäuser, Sprecher der Geschäftsführung bei Bayer Leverkusen: `Die haben sich die Rosinen rausgepickt und überlassen uns die Korinthen.´
Die Rosinen: Die UEFA vermarktet nicht die Gruppenphase, in der es zwei Auswärtsspiele ohne Rückspiel gibt, sondern nur die Spiele ab dem Viertelfinale. Viertelfinale im TV-Bereich. Im Bandenbereich erst ab Halbfinale. Robert Müller von Vultejus, Geschäftsführer bei Sportfive aus Hamburg und damit zuständig für die Vermarktung der Medienrechte von über 270 Vereinen aus Europa: `Ob der Ansatz, die Viertel- und Halbfinals zentral zu vermarkten, wirtschaftlich insbesondere für die deutschen Mannschaften sinnvoll ist, lasse ich dahingestellt. Fakt ist, dass wir wussten, was auf uns zukommt und haben uns entsprechend darauf eingestellt.´ Hart ins Gericht mit dem Vermarktungskonzept geht Heribert Bruchhagen, Vorstandsvorsitzender bei Eintracht Frankfurt: `Wir sind nach langen Jahren erstmals wieder dabei und haben deshalb kein Recht zu schimpfen. Aber dass ich meinen treuen Kunden, die mir bei 17 Bundesliga-Heimspielen und in den ersten Spielen des UEFA-Cups helfen, erklären muss, dass sie ab dem Viertelfinale nicht mehr dabei sind - das, also das halte ich für eine bedenkliche Konstruktion.´
Auch die einheitliche TV-Plattform hat der UEFA-Cup (deutsche Sieger: Borussia Mönchengladbach 1975, 1979, Eintracht Frankfurt 1980, Bayer Leverkusen 1988, Bayern München 1996, Schalke 04 1997) durch die Zentralvermarktung verloren. Das DSF wollte sich wie in der 2. Bundesliga als UEFA-Cup-Sender profilieren. Jetzt hat Pro7/SAT1 die `Rosinen´ mit dem Pauschalvertrag ab dem Viertelfinale weggeschnappt, allerdings noch nicht entschieden, auf welchem Sender der Familie Spiele mit deutscher Beteiligung ab dem Viertelfinale - sofern deutsche Klubs noch vertreten sind - gezeigt werden. Der UEFA-Cup hat keine Heimat mehr, irrt von Sender zu Sender, lässt sich damit immer schwieriger vermarkten. Oliver Reichert, Geschäftsführer beim DSF: `Bei der Vermarktung des Wettbewerbs geht es derzeit vornehmlich um Gewinn-Maximierung. Dazu müsste der UEFA-Pokal aber aus seiner Schieflage in der öffentlichen Wahrnehmung heraus. Unser überzeugendes Konzept wurde aus finanziellen Gründen nicht gewollt, obgleich die Bundesligisten überzeugt waren.´