Mit viel Wut im Bauch, einem legendären Spiel im Hinterkopf und neuer Taktik auf dem Rasen bläst der Hamburger SV heute (19.00 Uhr/live im ZDF) zur Aufholjagd gegen Rapid Bukarest. Mit "kontrollierter Aggressivität" will Trainer Thomas Doll den 0:2-Rückstand aus dem Achtelfinalhinspiel des UEFA-Cups noch umdrehen und erstmals seit 16 Jahren in das Viertelfinale eines europäischen Wettbewerbes einziehen.
Van Buyten: "Sind total sauer auf Rapid"
Denn seine Spieler sind nach den Vorkommnissen in der rumänischen Hauptstadt so heiß wie selten auf einen Gegner: "Wir sind total sauer auf Rapid und die Geschehnisse rund um die Partie", erklärt Kapitän Daniel van Buyten. Spielmacher Rafael van der Vaart kündigte an: "Das Hinspiel ist nicht vergessen. Wir bestrafen Bukarest dafür mit 3:0 - und tschüs."
Von den Balljungen beleidigt, beim Training angepöbelt, auf der Anfahrt behindert und auch noch Stürmer Mustafa Kucukovic aus dem Spiel gefoult - die Hanseaten wollen Rechnungen begleichen. "Wir wollen das zurückgeben, was wir dort erlebt haben", sagt Doll.
Erinnerungen an 1980
Dass die Aufgabe gegen den Favoritenkiller aus dem Osten alles andere als leicht wird, ist allen klar. Bukarest hat schließlich bereits Feyenoord Rotterdam und Hertha BSC Berlin eliminiert. Und dem HSV gelang in seiner langen Europacup-Geschichte erst einmal ein Weiterkommen nach einer 0:2-Hinspielpleite: Der 5:1-Erfolg im Halbfinale des Meistercups 1980 gegen Real Madrid ist allerdings für alle HSV-Anhänger unvergesslich.
Damals "bebte" der Volkspark als die Hamburger das "königliche" Starensemble demontierten, und auf die Unterstützung der Anhänger baut Doll auch diesmal: "Wir müssen das Gefühl haben, dass uns nicht nur 40.000 sondern 100.000 unterstützen." Der souverän herausgespielte Erfolg gegen Kaiserslautern am Sonntag gab zudem neues Selbstvertrauen. "Wir wollen den Schwung aus der Bundesliga mitnehmen und die Rumänen weghauen", sagte David Jarolim, der im Hinspiel wegen einer Sperre fehlte.
Kein Trainingsplatz für Bukarest
Bukarest traf bereits am Montag in der Hansestadt ein, fand wegen der winterlichen Verhältnisse aber keinen brauchbaren Trainingsplatz. Erst am Dienstag übten die Rumänen zur Spielzeit in der Arena, die zuvor noch einmal von Schneeresten auf dem Dach befreit wurde. "Ein Tor in Hamburg ist Pflicht, das könnte entscheidend sein", sagte Trainer Razvan Lupescu: "Es wird eine sehr schwere und heiße Partie."
Ein ganz besonderes Spiel steht für Sergej Barbarez an, denn am Spieltag endet das Ultimatum der Vereinsführung zur Vertragsverlängerung. Der stolze Bosnier wird wohl ablehnen, die Zeichen stehen nach sechs Jahren auf Trennung. Barbarez lässt das nicht unberührt, er ist seit Wochen nicht in Form und hat sich schweigend in ein "Schneckenhaus" verkrochen: "Ich bin sauer."