"Ohne zwölf", aber mit neuer Motivation und alten Europacup-Tugenden plant die B-Elf von Borussia Dortmund den nächsten Coup im heimischen Westfalenstadion. Trotz der Glücksgefühle nach einem gewonnenen Spiel am vergangenen Sonntag gegen den Hamburger SV (3:2), dass eigentlich schon verloren war, bleibt Trainer Matthias Sammer auch vor dem Zweitrunden-Hinspiel des UEFA-Pokals am Donnerstag (20.30 Uhr/live in der ARD) gegen den FC Sochaux ein nüchtern analysierender Realist: "Die Gefahr des Absturzes ist angesichts der Verletztenliste noch nicht gebannt."
HSV-Sieg als Mutmacher
Nach dem Bundesliga-Sieg gegen den HSV, als das letzte schwarz-gelbe Aufgebot innerhalb von 308 Sekunden das Spiel nach einem 0:2 drehte, schöpft der BVB-Coach jedoch die Hoffnung auf eine Signalwirkung. "Wenn wir mit der gleichen Moral auftreten, können wir auch gegen Sochaux bestehen", sagte Nationalspieler Christian Wörns, und Präsident Gerd Niebaum macht der Mannschaft vor dem 158. Europapokal-Auftritt Mut: "Ich war und bin der Auffassung, dass wir eine sehr starke B-Mannschaft haben."
Kader weiter dezimiert
Der Kader bleibt jedoch vorerst unvermindert dezimiert, obwohl der Brasilianer Flavio Conceicao und auch Tomas Rosicky wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen sind. Einzige Änderung gegenüber der Formation gegen Hamburg dürfte der Einsatz des in der Bundesliga gesperrten Sebastian Kehl sein. Für ihn wird vermutlich einer der Youngster, Salvatore Gambino oder David Odonkor, weichen müssen. Doch welche Spieler auch immer auf dem Platz stehen werden, für den BVB gilt weiterhin das Motto: Überwintern im Uefa-Cup und im Frühjahr mit genesenen Leistungsträgern zur Attacke blasen. Ein Scheitern ausgerechnet gegen einen international namenlosen Gegner wäre fatal, wirtschaftlich und auch für das Renommee des Traditionsklubs.
Sammer lässt keine Gelegenheit ungenutzt, um vor den Franzosen zu warnen. Akribisch hat er sich auf die Begegnung vorbereitet, den Gegner gleich mehrfach beobachten lassen - zuletzt beim 1:0-Sieg am vergangenen Wochenende in Metz. Angesprochen auf seine Eindrücke, holt Sammer tief Luft: "Das ist eine richtig gute Mannschaft, bärenstark und immer brandgefährlich." Ähnliches verriet auch der verletzte Ahmed Madouni über seine Landsleute. Besondere Aufmerksamkeit verdienen Pierre Alain Frau, Schütze des Siegtores in Metz, und Nationalspieler Oruma Pedretti im Mittelfeld.
"Erfolgreiche französische Tradition"
Doch der BVB setzt nicht nur auf den Kampfgeist seiner Rumpftruppe, sondern auch auf ein gutes Omen. "Spiele gegen französische Mannschaften haben eine gewisse Tradition, wir wissen um ihre technischen und taktischen Fähigheiten", meinte Sportdirektor Michael Zorc und verweist auf die positive Statistik, die fünf Siege, zwei Unentschieden und drei Niederlagen in den bisherigen Duellen gegen AJ Auxerre, Girondins Bordeaux und OSC Lille ausweist. Doch noch wichtiger ist die Erkenntnis, dass der BVB noch nie gegen einen französischen Vertreter aus einem Wettbewerb geflogen ist.