Lange war es ruhig um Zugänge bei Drittligist Rot-Weiss Essen. Die ersten Fans wurden nervös, weil die Konkurrenz im Keller der Tabelle zahlreiche Verstärkungen verpflichten konnte.
Dann wurden mit Dominik Martinovic und Klaus Gjasulazwei routinierte Akteure verpflichtet, die zeigen, dass RWE doch noch attraktiv ist, um auch gestandene Profis nach Essen zu holen.
Mit diesem Duo steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Rot-Weiss Essen die 3. Liga halten kann. Natürlich vorausgesetzt, dass die Zugänge gesund bleiben, auch sonst keine Verletztenserie über RWE hineinbricht.
Vor allem der Deal mit dem 35-jährigen Gjasula sollte fernab seines Alters betrachtet werden. Schlimme Verletzungen gab es bei ihm nie, ein Mittelfußbruch in der Saison 2016/17, dazu ein Muskelbündelriss im Jahr 2022, diese beiden Blessuren ließen den 35-Jährigen länger aussetzen.
Ansonsten fiel der Albaner vor allem durch zwei Sachen auf: seine Kompromisslosigkeit auf dem Platz und seine Führungsqualitäten. Zwei Faktoren, die RWE nach der dürftigen Hinserie, die auf Platz 18 endete, vier Zähler hinter dem rettenden Ufer, ganz dringend benötigt.
Denn die Mannschaft wirkte oft zu lieb, in entscheidenden Momenten nicht zwingend genug. Das soll und wird Gjasula, wenn er sich integriert hat, beheben können. Er ist der immer wieder geforderte Sechser, der seine Stärken nicht in der Offensive hat wie Torben Müsel, Ahmet Arslan oder Thomas Eisfeld. Drei Spieler, die alle ursprünglich als Zehner geholt wurden, zuletzt aber vor der Abwehr agieren mussten.
Gjasula fühlt sich im defensiven Mittelfeld zu Hause, er bringt unfassbar viel Erfahrung mit und wird nun - mit einem halben Jahr Verspätung - der Sapina-Ersatz, der der Mannschaft augenscheinlich so fehlte. Und er wird auch mit dem Druck umgehen können, dass viele im RWE-Umfeld von ihm erwarten, dass er der Leader auf dem Platz wird, der sagt, wo es langgeht.
Und Unkenrufen vereinzelter Anhänger, dass der 35-Jährige sportlich keine Ziele mehr haben dürfte, sollten eigentlich schnell zu den Akten gelegt werden können. Denn er hätte seinen Vertrag beim SV Darmstadt auch aussitzen können. Stattdessen entschied er sich für den Wechsel nach Essen, für den knallharten Abstiegskampf in der 3. Liga.
Das würde niemand machen, der das gleiche Salär auch einstreichen könnte, ohne großen Druck in Darmstadt...