Deutschlands bitteres Aus im EM-Viertelfinale gegen Spanien (1:2 nach Verlängerung) sorgt auch am Tag danach für Gesprächsstoff. Genauer gesagt geht es um eine Szene: In der 106. Minute schoss Jamal Musiala aufs Tor. Der Spanier Marc Cucurella wehrte den Ball im Strafraum mit der Hand ab. Elfmeter? Fehlanzeige.
Der Ärger war riesig. So groß, dass Deutschlands Co-Trainer Sandro Wagner laut "Bild" rund eine Viertelstunde nach Abpfiff wutentbrannt in die Schiedsrichter-Kabine stürmte, wo sich der englische Referee Anthony Taylor aufhielt. Dort soll Wagner "seinen Emotionen über den nicht gegebenen Handelfmeter freien Lauf" gelassen haben.
Weiter berichtet das Blatt: "In der Umkleide beschimpft er Referee Anthony Taylor lautstark". Welche Worte genau gefallen sein sollen, bleibt jedoch unklar. Bis Samstagmittag, 6. Juli, gab es dazu auch noch keine offizielle Stellungnahme Wagners.
Für und gegen den Elfmeter in der 106. Minute gibt es Argumente. Was viele Fans auch erzürnte: Der den Fußball angeblich gerechter machende Videobeweis kam gar nicht zum Einsatz. Anthony Taylor nahm sich nicht die Zeit, sich die Szene noch einmal anzuschauen. Selbst wenn dem Ganzen möglicherweise eine Abseitsstellung vorausgegangen ist: Der Fan wurde im Unklaren gelassen.
Unmittelbar nach dem Spiel gab es auch unter den Experten wüste Diskussionen. Moderator Johannes B. Kerner regte sich im Stuttgarter Stadion auf. "Das kann ich nicht hören", sagte der erfahrene TV-Mann. Der Ermessensspielraum könne solch ein Spiel nicht entscheiden. Auch Ballack sah das so: "Es gibt keinen Interpretationsspielraum, diese Szene nicht zu überprüfen."
Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich war da auf Grundlage der Regeln anderer Meinung. "Man muss den gesamten Bewegungsablauf sehen", sagte er. Die Onfield-Entscheidung hätte auch der Videobeweis nicht zurücknehmen können. Es sei eine kann-aber-nicht-muss-Entscheidung gewesen.