Genau darüber würden wir gerne mit Ihnen sprechen: Wie bereitet man sich auf so ein einmaliges Spiel vor? Höwedes: Das macht jeder anders. Ich gehe zum Beispiel gerne am Vorabend gegen 23 Uhr ins Bett, stehe dann am Morgen gegen 9 Uhr auf und frühstücke.
Schlafen Sie ruhig oder verfolgt Sie so ein Spiel schon vorher im Schlaf? Höwedes: Ich schlafe wie ein Baby. Allerdings mag ich es auch nicht, zu lange vor so einem Spiel zu schlafen.
Bleiben Sie den ganzen Tag fokussiert oder versuchen Sie sich abzulenken? Höwedes: Besonders bei einem Abendspiel braucht man am Tag ein bisschen Ablenkung, um den Kopf frei zu bekommen. Ich schaue mir zum Beispiel gerne am freien Vormittag Serien an.
Welche Serie steht vor dem Frankreichspiel auf dem Programm? Höwedes: Vikings. Die hat mir unser Medienmann Uli Voigt empfohlen. Das ist so eine Mittelalterserie, so ähnlich wie Game of Thrones. Allzu viele Folgen schaffe ich aber nicht. Wir haben dann ja eine Anschwitzeinheit, ein bisschen Fußballtennis. Nachmittags lege ich mich noch einmal kurz hin und schaue vielleicht noch eine Folge. Der Tag vor so einem großen Spiel zieht sich. Irgendwann fängt dann die Konzentrationsphase an.
Wie sieht die aus? Höwedes: Ich mache ein paar Konzentrationsübungen, ein bisschen mentales Training, ein wenig Stretching. Dann schaut man sich noch mal ein paar Videos zum Gegner an.
Nutzen Sie dafür die extra für die Nationalmannschaft entwickelte App? Höwedes: Ja, da kann man sich gezielt Videos über seinen Gegenspieler abrufen. Wie bewegt sich der Stürmer? Was für Abläufe hat er? Hat er irgendwas, was er immer macht. Solche Dinge.
Gegen Frankreich dürfte Oliver Giroud Ihr direkter Gegenspieler sein. Höwedes: Genau. Natürlich schaue ich mir alle Offensivspieler an. Aber ein besonderes Augenmerk gilt Giroud.
Sie sind sich ja schon mal in der Champions League begegnet… Höwedes (lacht): Champions League ist bei Schalke ja schon eine Weile her.
Darauf wollten wir natürlich nicht anspielen. Aber erinnern Sie sich? Höwedes: Dunkel. In der Saison 2012/13 haben wir gegen Arsenal London gespielt. In London haben wir gewonnen. 2:1, glaube ich. Kann das sein?
2:0. Höwedes: Um so besser. Und im Heimspiel müsste das ein 2:2 gewesen sein.
Stimmt. Arsenals Torschütze: Giroud. Höwedes: Oha. Aber er ist nun mal auch ein ziemlich guter Stürmer. Besonders im Abschluss ist er unglaublich stark. Unsere Aufgabe muss es sein, ihn möglichst gar nicht erst zum Abschluss kommen zu lassen.
Die Italiener hatten auch gute Stürmer, waren aber sehr ausrechenbar. Die Franzosen rotieren dagegen permanent. Höwedes: Die Italiener waren tatsächlich ausrechenbar, aber gleichzeitig bärenstark. Deswegen war aus meiner Sicht auch unsere Wahl der Dreierkette genau die richtige. Das ist aber ein anderes Thema.
Benedikt Höwedes wird bei dieser EM nicht nur für seine perfekten Haltungsnoten gelobt (Foto: firo).
Ein interessantes Thema. Höwedes: Das kann ich mir denken. Aber ehrlich gesagt weiß ich noch gar nicht, ob wir jetzt noch mal mit einer Dreierkette spielen oder nicht. Gegen Italien war es jedenfalls genau die richtige Idee. Wir wollten einfach nicht so naiv sein wie Spanien und uns nur auf unsere eigenen Stärken besinnen. Italien hatte nur eine einzige Torchance im ganzen Spiel. Frankreich spielt allerdings ganz anders als Italien. Viel variabler, viel weniger Schema F. Jogi Löw wird uns sicher top auf die französische Elf vorbereiten – auch dank der Arbeit von Urs Siegenthaler und der gesamten Scouting-Abteilung.
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