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Der Traum ist aus
Balotelli schießt DFB-Team raus

Deutschland: Balotelli zerstört den deutschen Traum
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Aus und vorbei: "Schreckgespenst" Italien hat Deutschland mit einer 1:2 (0:2)-Niederlage erneut brutal aus allen schönen Titelträumen gerissen.

Joachim Löw verpokerte sich bei der Rotation, und die deutsche Nationalmannschaft verspielte ihre Chance, im Finale am Sonntag (20.45 Uhr/ZDF) endlich Spaniens Herrschaft über den Weltfußball zu beenden. Das dürfen in Kiew nun die Italiener versuchen, die nach ihrem zweiten EM-Titel greifen. Dies konnte auch das späte Elfmetertor von Mesut Özil (90.+2) während der deutschen Schlussoffensive nicht verhindern.

Skandalnudel Mario Balotelli ließ vor 55.540 Zuschauern in Warschau schlimmste Erinnerungen an das Halbfinale der Heim-WM 2006 wach werden. Der Stürmer von Manchester City schockierte die ratlos wirkende deutsche Mannschaft mit zwei Toren in der ersten Halbzeit (20./36.). Bundestrainer Löw blies danach zum großen Sturmlauf, wechselte Marco Reus und Miroslav Klose ein, denen er vor dem Spiel überraschend Lukas Podolski und Mario Gomez vorgezogen hatte. Es war vor allem Reus, der für frischen Wind sorgte, sogar mit einem Freistoß aus gut 20 Metern beinahe getroffen hätte (62.). Es half nichts, der Traum vom vierten EM-Titel nach 1972, 1980 und 1996 platzte. Die Goldene Generation bleibt ohne Trophäe.


Italien, auch nach dem achten Turnierduell mit Deutschland ohne eine Niederlage, nutzte die Schwächen, die sich aus Löws "Pokerspiel" ergaben, gnadenlos aus. Die rechte Abwehrseite war zu lange verwaist, weil der in die Startelf gerückte Kroos Italiens genialen Strategen Andrea Pirlo auf Schritt und Tritt bewachen sollte. Doch Pirlo entzog sich, spielte einen 30-Meter-Pass mitten in die Schwachstelle: Antonio Cassano vernaschte Mats Hummels, Balotelli hielt seinen massiven Schädel in die Flanke - 0:1. Das 0:2 entstand aus einem genialen Pass des deutschstämmigen Riccardo Montolivo, Balotelli hämmerte den Ball in den Winkel, dass es fast das Tornetz zerriss.

Das war die große Ernüchterung. Dabei hatte der "Maulwurf" diesmal vergeblich gebuddelt, Löws Masterplan mit wieder mal einigen Knalleffekten sickerte nicht frühzeitig an die Medien durch. Gomez durfte wieder für Klose ran, Podolski für André Schürrle, Kroos für Reus. Das, so sollte sich schnell erweisen, waren gleich mehrere Fehler. Löw versuchte, sie in der Halbzeitpause zu korrigieren. Vergeblich. Italien blieb tiefenentspannt.

Immerhin schlug Kroos passable Eckbälle, dem ersten Versuch entsprang die erste Chance. Einen Schussversuch von Hummels wehrte der geistesgegenwärtige Pirlo mit dem angelegten linken Arm auf der Linie ab, erst dann konnte Torhüter Gianluigi Buffon zupacken (5.). Auch sonst stand Pirlo oft ziemlich tief, um dem Druck auszuweichen. Er zog dadurch die Fäden im italienischen Spiel wie gewohnt, Löws Gegenmaßnahme scheiterte.

Von Hochgeschwindigkeits-Fußball wie gegen Griechenland war die deutsche Mannschaft weit entfernt, obwohl sie die italienische Defensive in der zweiten Hälfte noch einige Male in große Schwierigkeiten brachte. Die Italiener wurden zwar müde, blieben jedoch über Balotelli (56.) und Claudio Marchisio (67./75.), der zweimal aus guter Position verzog, jederzeit gefährlich. Der Glaube an eine wundersame Wende schwand in der DFB-Auswahl von Minute zu Minute.

Dabei hatte sich Löws Auswahl zunächst nicht beeindrucken lassen und war zu guten Chancen gekommen. Buffon und der ehemalige Wolfsburger Andrea Barzagli hätten nach einer Hereingabe von Jerome Boateng fast ein Eigentor produziert (12.), kurz darauf faustete Buffon einen Schuss von Kroos weg. Italien aber blieb lässig und schlug eiskalt zu, nachdem Montolivo und Cassano den bei beiden Toren chancenlosen Neuer mit Weitschüssen geprüft hatten (18./19.).

Erstmals seit dem Spiel um Platz drei bei der WM 2010 lag die deutsche Mannschaft also in einem Pflichtspiel in Rückstand, und ihre Reaktionen fielen nicht überzeugend aus. Özil bekam ein Schüsschen zustande, sonst jedoch keinen Zugriff auf das Spiel. Gomez hing in der Luft, hatte gegen Barzagli aber auch deshalb einen schweren Stand, weil die Anspiele auf ihn so gut wie nicht zu verwerten waren. Löw sah auf der Trainerbank spätestens nach dem 0:2 schockiert aus.

Auch Italien-Legionär Klose, der den Azzurri in der Serie A regelmäßig mit Lazio Rom begegnet, machte es nach der Pause nicht besser als der unglückliche Gomez. Deshalb ging Löw ab der 71. Minute höchstes Risiko, er wechselte den WM-Torschützenkönig Thomas Müller für Boateng ein. Am Ende jubelten aber doch die Italiener. Deutschland ist raus. Wieder einmal. Und wieder nach einem Duell mit Italien.

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