Ein Doppelpack von David Trezeguet lässt den deutschen Meister Bayern München wieder um den Einzug ins Achtelfinale der Champions League zittern. Der Franzose traf in der 61. und 85. Minute zum 2:1 (0:0)-Sieg des italienischen Rekordmeisters Juventus Turin gegen die Bayern, die damit nach dem vierten Spieltag auch die Tabellenführung in der Gruppe A an die punktgleichen Italiener (beide neun) abgeben mussten.
Bis fünf Minuten vor dem Ende hatten die Münchner noch klar auf Achtelfinalkurs gelegen, am Ende reichte das Ausgleichstor von Sebastian Deisler (66.) aber nicht zum verdienten Punktgewinn. Der Mittelfeldspieler hatte aus 38 Metern per Freistoß vorbei an Freund und Feind vorbei getroffen. Für den Nationalspieler war es ein ganz besonderes Erlebnis: vor fast genau einem Jahr hatte Deisler nach einem depressiven Rückfall vor der 0:1-Niederlage in Turin vorzeitig die Heimreise angetreten.
Stadio delle Alpi nur spärlich besucht
Durch die Niederlage vor lediglich 16.076 Zuschauern im spärlich besetzten Stadio delle Alpi verlängerte sich die sieglose Bayern-Serie in Italien. Der letzte Münchner Sieg bei einem Serie-A-Klub datiert vom 7. Dezember 1988 (3:1 bei Inter Mailand). Danach gab es jetzt fünf Niederlagen in Folge. Zudem blieben der Hamburger SV (2:1 und 3:1) sowie Borussia Dortmund (2:1) die einzigen Bundesliga-Klubs, die in Turin gewonnen haben.
"Jetzt müssen wir gegen Rapid Wien gewinnen, dann sind wir auch durch", sagte Manager Uli Hoeneß. Tatsächlich reicht den Bayern ein Sieg am 22. November gegen die Österreicher aber nur, wenn Turin gleichzeitig gegen den FC Brügge punktet. Die Niederlage bei "Juve", die ihren Torjäger Zlatan Ibrahimovic durch eine Gelb-Rote Karte (89./wiederholtes Foul) verloren, ärgerte den Bayern-Manager: "Juve hatte kaum eine Torchance, aber gegen diese Klassemannschaft ist eben jede Chance ein Tor." Trainer Felix Magath meinte: "Wir waren fast ebenbürtig, aber wir haben in zwei Aktionen etwas unglücklich agiert."
Bayern-Fans fielen negativ auf
Bereits vor dem Anpfiff fielen die Fans negativ auf: Wie schon im Vorjahr, als der deutsche Rekordmeister mit 0:1 bei Juventus Turin verlor, schossen Münchner Anhänger Feuerwerkskörper aufs Spielfeld. Wie in der letzten Saison müssen die Bayern nun wohl mit einer Strafe der Europäischen Fußball-Union (UEFA) rechnen.
Auch auf dem Spielfeld setzten zunächst die ganz in Rot spielenden Bayern, die Akzente. Schon nach vier Spielminuten musste "Juve"-Torhüter Christian Abbiati erstmals eingreifen. Einen Freistoß des agilen Deisler köpfte Turins Stürmer David Trezeguet gefährlich auf das eigene Tor, doch Abbiati klärte im letzten Moment.
Keine 60 Sekunden später hatte Trezeguet auf der anderen Seite aus 20 Metern die erste Chance für den italienischen Meister, bei dem der tschechische Mittelfeldstar Pavel Nedved etwas überraschend erst nach der Pause zum Einsatz kam. Doch Oliver Kahn im Bayern-Tor rettete per Faustabwehr sicher. Diese Möglichkeit der Gastgeber war jedoch untypisch für den Spielverlauf der ersten Hälfte, da ansonsten lediglich der FC Bayern in der ersten halben Stunde mutig und aggressiv nach vorne spielte. Vor allem Deisler setzte sich auf der rechten Seite immer wieder in Szene.
Makaay mit guten Tor-Möglichkeiten
So hatten die Bayern-Stürmer Roy Makaay und Claudio Pizarro, der für den am Kreuzband verletzten Roque Santa Cruz spielte, jeweils gute Einschussmöglichkeiten. Der in der 88. Minute ausgewechselte Makaay, der seit 1082 Minuten in Pflichtspielen ohne Torerfolg ist, verfehlte in der zwölften Minute das Tor aus 14 Metern nur um Zentimeter - es war seine einzige Chance bei einer insgesamt schwachen Vorstellung. Pizarro setzte einen Kopfball nach Deislers Freistoß knapp über das Gehäuse (16.).