Ein riesiger Stein ist Trainer Ralf Rangnick nach dem 2:0-Erfolg des FC Schalke 04 in der Champions League gegen Fenerbahce Istanbul vom Herzen gefallen. "Wir sind sehr, sehr froh über den Sieg", so der Coach im Interview. Die Nerven hätten seiner Elf im zweiten Durchgang einen Streich gespielt, als das Niveau des ersten Durchgangs in Überzahl nicht gehalten werden konnte. "Den Spielern saß die Angst im Nacken. Der Druck in der zweiten Halbzeit war spürbar, fast greifbar."
Frage: "Fünf Pflichtspiele ohne Sieg, die letzten drei sogar ohne Torerfolg. Wie groß ist bei Ihnen die Erleichterung nach dem 2:0-Sieg in der Champions League gegen Fenerbahce Istanbul?"
Ralf Rangnick: "Wir sind sehr, sehr froh über den Sieg. Er war hochverdient nach einer überragenden ersten Halbzeit, der besten ersten Halbzeit der gesamten Saison. Die Mannschaft hat alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Wir waren richtig gut in den Zweikämpfen und haben praktisch jeden zweiten Ball gewonnen. Fenerbahce konnte sich eigentlich überhaupt nicht befreien."
Frage: "Aber in der zweiten Halbzeit war ihre Mannschaft plötzlich von der Rolle, selbst nach den Platzverweisen der Fenerbahce-Spieler Fabio Luciano und Marco Aurelio. Warum?"
Rangnick: "Nach den beiden Platzverweisen war es ein völlig anderes Spiel. Es wäre mir lieber gewesen, Lincoln hätte anstelle der aus der Notbremse resultierenden ersten Roten Karte für Istanbul das 2:0 geschossen. Das hätte unserem Spiel besser getan."
Frage: "Aber fast hätte Fenerbahce mit nur acht Feldspielern kurz vor Schluss noch den Ausgleich erzielt. Warum hat Schalke die Dezimierung des türkischen Meisters und Tabellenführers nicht nutzen können?"
Rangnick: "Da haben die Nerven mitgespielt. Den Spielern saß die Angst im Nacken. Der Druck in der zweiten Halbzeit war spürbar, fast greifbar. Wir haben einfach nicht die richtigen Mittel gefunden. Alles, was wir in der ersten Halbzeit richtig gemacht haben, haben wir in der zweiten Halbzeit falsch gemacht. Ich kann mich als Trainer an eine Hand voll Spiele erinnern, wo wir trotz nummerischer Überlegenheit in Schwierigkeiten geraten sind. Unterm Strich zählt am Ende nur der Sieg."
Frage: "Der Sieg stärkt ihre Position und ist wichtig für die Moral der Mannschaft. Aber die gute Laune dürfte Ihnen der gleichzeitige 1:0-Sieg des PSV Eindhoven gegen den AC Mailand verdorben haben, oder?"
Rangnick: "Nach dem vierten Gruppen-Spieltag kann noch jeder weiterkommen, jeder kann in dieser Hammergruppe auch Vierter werden."
Frage: Wie lautet Ihre Hochrechnung, um den Einzug ins Achtelfinale der Champions League zu schaffen?"
Rangnick: "Wir sind im Geschäft und wollen unsere Chance nutzen. Es gibt für uns noch zwei Endspiele gegen Eindhoven und in Mailand. Das wird eine schwere Nummer für Schalke. Das 1:0 von Eindhoven über Milan zeigt, dass wir bei unserer 0:1-Niederlage in Holland nicht gegen Laufkundschaft verloren haben. Milan ist nicht unschlagbar. Das habe ich schon vor den Gruppenspielen gesagt."