Bremens früherer Trainer Otto Rehhagel kann sich freuen - die von ihm einst an der Weser kreierte "kontrollierte Offensive" soll in der Champions League am heutigen Mittwoch (20.45 Uhr/live bei Premiere) gegen Udinese Calcio seiner alten Liebe zum ersten Sieg in der diesjährigen "Königsklasse" verhelfen. "Vorne Druck entwickeln, hinten wenig zulassen", forderte der Rehhagel-Schüler und heutige Werder-Coach Thomas Schaaf von seinen Schützlingen, die vom letzten Tabellenplatz aus eine Aufholjagd starten müssen.
Auch ein erneutes Remis wie beim 1:1 im Hinspiel vor zwei Wochen ließe den Hanseaten noch eine theoretische Chance, doch nur ein Sieg gegen den ehemaligen italienischen Vize-Meister hilft den Platzherren auf dem Weg ins Achtelfinale wirklich weiter. Dabei fordert der vor zwei Wochen im Friaul gesperrte Ivan Klasnic viel Geduld - von sich, seinen Kollegen und vor allem auch vom Publikum: "Es wird ein richtig hartes Stück Arbeit werden, wir müssen einfach die Ruhe bewahren."
Bremen erwartet defensive Gegner
Man geht bei Werder fest davon aus, dass Udine überwiegend im Rückwärtsgang agiert und das Risiko weitgehend scheut. Umso schwieriger die Aufgabe der Grün-Weißen, das Bollwerk der Gäste zu knacken. "Viele Torchancen werden wir nicht bekommen, das wissen wir genau", sagte Mittelfeldregisseur Johan Micoud.
Udine-Coach Serse Cosmi macht auch gar keinen Hehl daraus, dass seine Defensive im Weserstadion besonders gefordert sein wird: "Schließlich ist die Gruppenkonstellation so, dass wir mit einem Unentschieden prima leben können."
Genau das kann der Bundesliga-Zweite nicht, und deshalb standen beim Bremer Abschlusstraining die Standardsituationen im Mittelpunkt. "Prinzipiell können wir mit dem, was wir dabei in den Pflichtspielen herausholen, nicht zufrieden sein", erklärte Schaaf seine Didaktik. Schließlich verhalf ein Standard auch im Hinspiel zur Führung: Udines Felipe verlängerte einen Freistoß mit dem Kopf ins eigene Tor.
"Am liebsten gewinnen wir aus eigener Kraft"
Werder-Torjäger Miroslav Klose möchte sich diesmal jedoch auf derlei Schützenhilfe nicht verlassen, denn: "Am liebsten gewinnen wir aus eigener Kraft." Eine leichte Wadenprellung hat der Nationalspieler auskuriert, wichtig für die Norddeutschen, denn der 28-Jährige hat in den drei bisherigen Begegnungen in der "Königsklasse" als einziger Bremer überhaupt für die Grün-Weißen getroffen.
Ein erster Sieg würde auch die seit Tagen in der Hansestadt kursierenden Rechenspiele mit vielen Unbekannten vereinfachen. Mittelfeldspieler Tim Borowski hatte schon nach dem ersten Vergleich mit Udine ganz bewusst den Rechenschieber zur Seite gelegt, im übertragenen Sinne natürlich: "Bevor wir weiter spekulieren, müssen wir überhaupt erst einmal ein Spiel gewinnen."