Zwischen Schock und Vorfreude bewegte sich die Stimmungslage beim FC Bayern München nach der Auslosung in der Champions League: Der deutsche Rekordmeister hat das schwerste aller Lose gezogen und muss sich im Viertelfinale mit dem FC Chelsea London auseinandersetzen.
Sieben mögliche Gegner gab es für die Münchner, ausgerechnet den Tabellenführer der englischen Premier League und die derzeit wohl beste Fußball-Mannschaft in Europa erwischten sie. "Wir wissen, dass wir nicht der Favorit sind, aber wir sind nicht chancenlos", sagte denn auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ungewöhnlich kleinlaut: "Ihre Stärke ist die individuelle Klasse, vor allem in der Defensive sind sie sehr stark. Trotzdem ist Chelsea ein Wunschlos für uns."
Immerhin dürfen die Münchner am Mittwoch, den 6. April, zunächst auswärts an der Stamford Bridge antreten, ehe nur eine Woche später am 12. April (Dienstag) das Rückspiel im Olympiastadion steigt. "Ich bin froh, dass das erste Spiel in London ist. Das kommt uns entgegen", betonte Trainer Felix Magath und und verbreitete trotz des schweren Gegners gelassene Zuversicht.
Magath: "Bayern konditionell besser drauf"
"Der große Vorteil für deutsche Mannschaften ist die Winterpause in England. Wir sind momentan konditionell sicher besser drauf als Chelsea", behauptete der Bayern-Coach: "Ich glaube nicht, dass Chelsea noch in der Verfassung wie vor einem Vierteljahr ist. Die haben in ihrer Liga Kräfte gelassen. Wir spielen gegen sie zum richtigen Zeitpunkt und ich bin überzeugt, dass wir eine Runde weiterkommen werden."
Sollte sich der Tabellenzweite der Bundesliga gegen den Verein des russischen Öl-Millardärs Roman Abramowitsch tatsächlich durchsetzen, ginge es allerdings genauso unangenehm weiter. Im Halbfinale (26./27. April und 3./4. Mai) träfen die Bayern auf den Sieger der Begegnung zwischen dem italienischen Rekordmeister Juventus Turin und dem englischen Rekordmeister FC Liverpool, der im Achtelfinale Bayer Leverkusen aus dem Wettbewerb warf. Gegen "Juve" hatten die Münchner in der Champions-League-Vorrunde beide Spiele 0:1 verloren.
Besondere Brisanz birgt das Viertelfinale zwischen Turin und Liverpool, da beide Vereine erstmals seit der Katastrophe von Brüssel am 29. Mai 1985 aufeinandertreffen. Vor 20 Jahren waren beim Landesmeister-Finale bei schweren Ausschreitungen 39 Menschen im Heysel-Stadion ums Leben gekommen. Damals gewann "Juve" 1:0 durch einen Strafstoß von Michael Platini.
Stadtderby in Mailand
In den anderen beiden Viertelfinals kommt es zum spektakulären Stadtderby zwischen dem AC und Inter Mailand sowie zum Treffen der Außenseiter zwischen Werder Bremen-Bezwinger Olympique Lyon und dem niederländischen Vertreter PSV Eindhoven.
Keine allzu rosigen Aussichten also für die Bayern, dennoch gaben sie sich am Tag vor dem Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen Hansa Rostock demonstrativ entspannt. "Ich habe mir Chelsea auswärts gewünscht, genauso ist es gekommen", verkündete Trainer Uli Hoeneß mit stoischer Miene: "Chelsea ist der Favorit, so eine Ausgangslage ist für uns nicht allzu oft der Fall. Wir sind klarer Außenseiter. Aber wenn du weit kommen willst, musst du jeden schlagen."
"Wachsen an großen Gegnern"
Vor allem aus dem jüngsten Achtelfinal-Triumph gegen Arsenal London (3:1, 0:1) schöpften die Bayern Mut für die zwei Spiele gegen die Elf des extravaganten portugiesischen Trainers Jose Mourinho, der zuletzt mit dem deutschen Schiedsrichter-Chef Volker Roth ("Er ist ein Feind des Fußballs") aneinandergeraten war. "Unsere Mannschaft wächst an großen Gegnern. Das hat man an Arsenal gesehen, wo sie zu Hause eine sensationelle Leistung geboten hat", sagte Hoeneß. "Wir haben eher Probleme mit Mannschaften, die man unterschätzt. Das wird bei Chelsea definitiv nicht passieren."