"So eine Diskussion ist nie gut, beschäftigt mich momentan allerdings nicht. Ich konzentriere mich nur auf den sportlichen Bereich, das ist meine Aufgabe", sagte Slomka am Montag. Manager Andreas Müller betonte erneut, dass Slomka "unser Trainer" sei und man Vertrauen zu ihm habe. Ansonsten wollte Müller auf der Pressekonferenz zu keinen weiteren Fragen rund um das Thema Stellung beziehen: "Die Antworten werden mir sowieso falsch ausgelegt." Slomka muss seinen Kampf mit stumpfen Waffen führen, denn sein Handlungsspielraum nach dem peinlichen 0:1 bei Energie Cottbus ist äußerst begrenzt. "Aufgrund der Verletzungen habe ich wenig Möglichkeiten, auf einzelne Spieler Druck auszuüben", bekannte der Coach.
Neben den verletzten Christian Pander, Lewan Kobiaschwili, Halil Altintop und Gustavo Varela fällt auch Kevin Kuranyi mit einer Oberschenkelblessur aus. Der Einsatz von Gerald Asamoah (Kniereizung) und Fabian Ernst (grippaler Infekt) ist zudem fraglich. "Die Unruhe schwelt schon länger. Sie wird sich zu 100 Prozent an mir entzünden", meinte Slomka. Der 40-Jährige, der sein Team am Samstag zur Krisensitzung bat, präsentiert sich seit dem sportlichen Offenbarungseid in Cottbus der Öffentlichkeit noch nervöser, gereizter und unsicherer als in den Wochen zuvor. Er scheint erkannt zu haben, dass ein Kunstgriff, wie er ihm mit dem Torwartwechsel von Frank Rost zu Manuel Neuer in ähnlich prekärer Stimmungslage vor fast genau einem Jahr vor dem Spiel gegen Rekordmeister Bayern München gelungen war, weit und breit nicht in Sicht ist.
Auch das Treuebekenntnis von Präsident Josef Schnusenberg trug wohl nicht gerade zur Besserung seiner Stimmung bei. Der Schalke-Boss betonte zwar, dass man den Trainer auch im Falle von Niederlagen gegen Chelsea und gegen den Hamburger SV am Samstag nicht entlassen werde. Schnusenberg ließ sich allerdings Handlungsspielraum für spätere Aktionen: Sollten die Saisonziele verfehlt werden, "müssten wir auch damit leben, Konsequenzen ziehen zu müssen. Manchmal kann man nicht anders".
Mit einer zweiten Niederlage gegen Chelsea - das Hinspiel vor zwei Wochen hatten die "Blues" 2:0 gewonnen - könnte ein weiteres dieser Ziele allmählich außer Sichtweite rücken: die erstmalige Qualifikation für eine K.o.-Runde in der "Königsklasse". In der Liga hat der Möchtegern-Meister auf Platz sieben bereits zehn Zähler Rückstand auf Tabellenführer Bayern München - die Abstiegsränge liegen einen Punkt näher. Zumindest die Spieler scheinen noch gemeinsam mit Slomka an einem Strang zu ziehen. "Wir haben in London eine gute Partie gezeigt, wieso sollten wir nun nicht auch zu Hause eine Chance haben - egal, wie das in Cottbus gelaufen ist", sagte Jermaine Jones. Nationalspieler Gerald Asamoah sieht in der Truppe von Teammanager Avram Grant zwar eine "Ansammlung von Stars", betonte aber: "Wir stehen nicht auf dem Rasen, um unsere Gegner zu bewundern. Wir wissen, dass wir eine solche Mannschaft auch schlagen können. Das spornt uns an."
Manager Andreas Müller, der Slomka im Januar 2006 fast im Alleingang in den Cheftrainersessel befördert hatte und dem ehemaligen Co-Trainer seitdem stets zur Seite stand, glaubt trotz der Pleite in Cottbus und der jüngsten Negativserie von vier Ligaspielen ohne Sieg vor dem Duell mit dem englischen Pokalsieger noch fest an die Unterstützung der Fans. "Wir haben in unserer Arena die Zuschauer im Rücken, daher ist auch gegen eine Spitzenmannschaft wie Chelsea alles möglich", sagte Müller.