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Real - Juve
Buffon legt nach: "Ein Verbrechen"

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Turins legendärer Torhüter fällt nach dem K.o. in Madrid über den Schiedsrichter her. „Er hat den Zynismus eines Killers und am Platz des Herzens einen Mülleimer“

Gianluigi Buffon kam nach Mitternacht, mit Sonnenbrille am bis über die Brust geöffneten Hemd. Dieser große Torwart ist ja längst auch Stil-Ikone, er verkörpert Coolness mit Substanz, eine Lebenshaltung. Nie versteckt er sich hinter Phrasen, immer kann er die Wahrheiten des Fußballplatzes zu Weisheiten überhöhen. Bei einem Pokalkick in der italienischen Provinz wie im Estadio Santiago Bernabéu von Madrid nach einem der größten Dramen der Champions-League-Geschichte. Denn auch dort stand er seinen Mann, obwohl die Stimme zitterte und sich fast überschlug, als er auseinandernahm, was er die „Apotheose der Unfähigkeit“ nannte.

Die 93. Minute also, in der Michael Oliver aus Ashington in Nordengland die Regie übernahm. Bis dahin folgte das Drehbuch dem Willen von Buffons’ Turinern, die das „Undenkbare“ geschafft hatten, wie es Abwehrchef Giogio Chiellini ausdrückte. Bei Titelverteidiger Real Madrid hatten sie ein 0:3 aus dem Hinspiel ausgeglichen, sie waren mit „gesundem Irrsinn“ (Chiellini) auf dem Weg zu einem der größten Coups der Fußballgeschichte. Bis der ungesunde Irrsinn kam, aus Sicht der Juve jedenfalls, und Oliver tat, was jedem Erstsemester-Drehbuchschreiber in Hollywood aus dem Skript gestrichen würde: Ohne Not machte er die ganze Story kaputt.

Ronaldo verwandelt Elfmeter

Sicher, man konnte nach dem rohen Körpereinsatz des kantigen Mehdi Benatia gegen den kleinen Lucas Vázquez schon Elfmeter pfeifen. Aber man musste es nicht. Oliver selbst wurde erst von seinem Torrichter dazu bewogen. Die Situation war nicht schwarz und nicht weiß, sie war grau, Interpretationssache, und bei einer solchen verhängt man in der 33. oder in der 63. Minute vielleicht Elfmeter, aber nicht in der 93. – das war die Argumentationslinie von Buffon, die er verkürzt („Fahr’ zur Hölle“) auch Oliver mitteilte, weshalb der ihm zu allem Überfluss auch noch die Rote Karte zeigte. Gegen Buffons Stellvertreter Wojciech Szczesny verwandelte Cristiano Ronaldo dann souverän.

Das mit der Hölle präzisierte Buffon später, nachdem er dargelegt hatte, dass kleinkarierte Gemüter wie Oliver nicht auf den Platz gehörten, sondern auf „die Tribüne mit Chips, Orangensaft, Coca-Cola, Sprite und der Familie“. Als das Tremolo in seine Stimme kam und er Sätze losließ, die wie Donner durch die Katakomben des Bernabéu hallten: „Diese Entscheidungen sind von einem Zynismus, den nur ein Killer haben kann, ein wildes Tier, jemand, der am Platz des Herzens einen Mülleimer hat.“ Zugetragen habe sich ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Sport“.

Wer dürfte so etwas schon sagen, außer dieser 40-Jährige nach diesen Geschehnissen. Diesem „Raub“, so Teamkollege Chiellini, der den Real-Spielern mit imaginären Geldscheinen entgegenwedelte und fragte: „Was habt ihr bezahlt?“ Wie die Bayern vorige Saison verließen die Turiner das Bernabéu im Gefühl, verpfiffen worden zu sein. Präsident Andrea Agnelli erhob Verschwörungstheorien („Immer gegen die Italiener“), Trainer Max Allegri legte sich mit dem gesperrten Real-Kapitän Sergio Ramos an, der unerlaubt im Spielertunnel war, weshalb ihm nun eine weitere Sperre droht. Immerhin, spät in der Nacht fand Chiellini noch Trost: „Eines Tages werden wir für unsere Opfer belohnt werden.“

Mit Buffon? Unternimmt er jetzt doch noch einen letzten Anlauf auf die Champions League, die sich ihm immer versagte? Das war natürlich bald die Frage. Bisher geht die Tendenz klar zum Rücktritt, für sein Lebenswerk wurde er vom Publikum trotz der hitzigen Stimmung mit Ovationen verabschiedet, und dieser Abend werde nichts an seiner Entscheidung ändern, betonte er. „Für mich ist es kein Pro-blem, so zu gehen.“

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