Normalerweise ist Joel Matip ein Mann für Standardsituationen. Wenn Schalkes Innenverteidiger trifft, dann meist mit dem Kopf. Am Mittwoch im entscheidenden Gruppenspiel der Königsblauen in der Champions League gegen den FC Basel war alles anders.
Es war kurz vor 22 Uhr, die 57. Spielminute lief. Als Jefferson Farfan zu einem Freistoß aus halbrechter Position antrat und den Ball in den gegnerischen Strafraum flankte, rückte die komplette Basler Elf, bis auf Keeper Yann Sommer, plötzlich wie auf Kommando vor. Eine klassische Abseitsfalle, die auch zugeschnappt hätte, wenn Schiedsrichter Paolo Tagliavento und sein an der Seitenlinie mit an sich gutem Blick aufs Spielfeld postierter Assistent Andrea Stefani nicht einen völligen Blackout gehabt hätten.
Denn nicht nur Matip, sondern gleich vier weitere Schalker standen deutlich im Abseits. Allein die italienischen Unparteiischen sahen die Szene anders und ermöglichten Matip so das kurioseste Tor seiner Profikarriere. "Ich war sehr überrascht, dass ich auf einmal total frei stand und habe gedacht: Wo sind die Gegner?", erklärte der Kameruner und führte aus: "Ich habe aber keinen Pfiff gehört und erst einmal geguckt, was hinter meinem Rücken los ist. Dann habe ich überlegt, ob ich quer rüber spiele, habe aber dann den Ball einfach ins Tor geschossen."
Trainer Jens Keller erklärte nachher, Matip habe ihm "ein bisschen leid getan, wie er da plötzlich so allein stand". Schließlich ist der 22-Jährige nicht gerade für ein besonders stabiles Nervenkostüm bekannt, sodass für einen langen Moment wohl jeder in der Arena fürchtete, Matip würde diese riesige Chance nicht zum zweiten Treffer für Schalke nutzen. "Wenn man allein vor dem gegnerischen Tor steht, erwartet jeder, dass der Ball rein geht", wusste Matip. "Das war ganz sicher das kurioseste Tor meiner Karriere."