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RWO: Präsident Hajo Sommers im großen Interview
Rückblick, Ausblick und worst case

RWO: Präsident Hajo Sommers im großen Interview
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Aufregende Zeiten liegen hinter RWO. Seit dem Fast-Aufstieg in die erste Bundesliga ist es niemals ruhig geworden um die Kleeblätter. Es folgten zwei Abstiege und der Rücktritt des Präsidenten samt seiner Kollegen. Neue Entscheidungsträger wurden gefunden, die Oberliga konnte schnell wieder verlassen werden. Hajo Sommers wurde am 29. Juni 2007 vom Aufsichtsrat in den dreiköpfigen Vorstand gewählt und ist seitdem der „Boss“ der Oberhausener. Wie er das Jahr 2007 gesehen hat und welche Zukunft er sich für RWO ausmalt, verriet er im Gespräch mit RevierSport.

Hajo Sommers, wie war das Jahr 2007 für Sie?

Gut, jeder hat das Ziel, Platz zehn in der Liga zu erreichen. Wir haben jetzt ein paar Pünktchen Vorsprung. Das ist schon mehr als erwartet. Wir sind aber auch klar der Meinung, wir mussten uns in der Hinrunde vor niemandem verstecken. Da hat die sportliche Leitung etwas sehr gutes gebaut. Immerhin ist man mit weitem Abstand der beste Aufsteiger der Klasse. Wir haben zwar erwartet, um Platz zehn zu landen im Winter. Aber man konnte nicht erwarten, auf Rang drei in die Pause zu gehen.

Sie sind vermutlich einer der wenigen Präsidenten, der die Partien von der Gegentribüne aus betrachtet. Können Sie kurz erklären, warum Sie dort sind und auch dort bleiben möchten?

Ich möchte da bleiben, weil ich immer dort war. Ich bin auch nicht abergläubisch, denn ich habe dort auch schon die letzten beiden Abstiege erlebt. Ich sitze da gerne, weil um mich herum Menschen sitzen, die einfach Fußball besuchen. Normale Fans und Zuschauer, da spielt sich ein Teil dessen ab, was den Sport ausmacht. Und das gucke ich mir gerne an. Im Gegenzug höre ich mir auch das an, was schlecht ist. Direkt persönlich ohne den Briefkasten. Ziehen Sie aus diesen Momenten etwas für die tägliche Vereinsarbeit? Ein Teil tropft an mir ab. Aber man kann es schwierig beschreiben. Mir ist es wichtig, weil dort Leute sitzen, mit denen ich mich dort schon sehr lange aufhalte. Und meine feste Überzeugung ist, egal ob Steh- oder Sitzplatz, wenn man zwei oder drei Jahre lang die gleichen Leute trifft, dann ist das so, ohne blasphemisch klingen zu wollen wie sonntags ein Kirchgang. Man grüßt seine Gemeinde. Man fragt, ist alles klar. Es entstehen zwar keine Freundschaften, aber Bekanntschaften. Und jetzt bin ich nun einmal Ruhrgebietler und für die ist das einfach wichtig. Als Sie den Job angenommen haben, haben Sie Ihr Fußballwissen nicht sehr hoch gehängt. Hat sich da etwas geändert, haben Sie viel gelernt? Ich habe viel aufgenommen. Mittlerweile kann ich Teile einer Partie lesen. Wenn man sich jeden Tag im Vorstand und mit dem Coach unterhält, dann gibt es oft vier oder fünf Meinungen, aber daraus kann man was ziehen. Was war für Sie persönlich das Highlight 2007? Im sportlichen Bereich sicher der Aufstieg in die Regionalliga. Ansonsten sind für mich als Präsident die steigenden Zuschauerzahlen schon das größere Spektakel. Zudem freut mich, dass wir eine Präsenz und Akzeptanz in Oberhausen bekommen haben.

Zudem gab es zwei Rekorde. RW Essen wurde zwei Mal in einer Spielzeit besiegt. In diesem Match gab es die größte Kulisse in einem RWO-Heimspiel in der dritten Liga. Welche Rekorde haben Sie für 2008 ins Auge gefasst? Wir sind keine Rekordjäger. Aber rekordverdächtig wäre es schon, wenn wir uns da oben in der Tabelle halten könnten und die Zuschauerzahlen nochmals ansteigen. Besonders bei den jungen Leuten in der Stadt.

Wie wurden generell die Vereins-Aktionen angenommen, Stichwort Familienblock? Sehr positiv. Vor allem bei denen, die lange nicht mehr da waren. Wer seit 60 Jahren auf seinem Platz sitzt, dem muss man kaum noch mit neuen Dingen kommen. Danach zu urteilen, gibt es sicher auch noch Anhänger im Stadion, die schreien, warum bringt er den Libuda nicht.

Also fokussiert man sich zunächst auf den Nachwuchs. Ist das Potenzial dort vorhanden? Aber sicher, wir sind eine fußballbegeisterte Stadt. Wir haben einen Haufen von Teams, die Fußball spielen. Wenn RW Oberhausen in dieser Stadt eine Marke ist, dann ist das wie früher. Nur müssen wir diese leider noch neu bauen.

Wo Sie auch mitwirken können. Haben Sie sich Ihren Job eigentlich so vorgestellt oder gab es viele Überraschungen? Auf jeden Fall sehe ich die Zeit als sehr gut an. Wir haben Erfolg und solange man als Präsident erfolgreich ist, passt das schon. Warten wir mal ab, wenn es nicht so läuft. Dann fragen Sie nochmal, wie ich das finde.

Wir kommen drauf zurück. Bisher kommen Sie immer sehr locker rüber, wie beurteilen Sie Ihren eigenen Stil? Ich kann nicht anders als ich es mache. Ich bin jetzt 49 Jahre, ich werde in dem Bereich nichts mehr dazulernen. Solange man Leute an seiner Seite hat, die in ihrem Bereich einen Plan haben, wird man vielleicht mal sagen, man sieht etwas anders. Aber autoritär ist nicht mein Ding. Zumal man den Eindruck hat, im Vorstand und Aufsichtsrat funkt man auf einer Wellenlänge, ist das so? Ja. Wir haben neulich noch zusammen gesessen, da hat Herr Gieske (Aufsichtsratsvorsitzender, Anmerkung der Redaktion) einen schönen Satz gesagt. Er glaubt nicht, wenn Herr Gieske und Herr Sommers im normalen Privatleben aufeinander getroffen wären, sich diese beiden näher kennengelernt hätten. Und jetzt passt es sehr gut.

Was man auch an den Feiern ablesen kann. Wie war die Weihnachtsfeier 2007? Gut, aber nächstes Jahr würde ich noch was anders machen. Es war etwas steif, weil an der Struktur gearbeitet werden muss. Viele trauen sich nicht, aus sich rauszugehen, wenn Vorstand und Aufsichtsrat dabei sind. Es gab keine Ausfälle, wir kommen nicht mal auf der 11 Freunde-Seite für die schönsten Peinlichkeiten vor. Zurück zum Sport. Haben Sie einen Spieler der Hinrunde? Ja, die 20, die wir da gerade rumlaufen haben. Also wie bei der Wahl auf der RWO-Homepage, wo die Mannschaft zum Star der ersten Serie gewählt wurde? Ich kann niemanden hervorheben. Die Jungs finden das oft nicht gut, aber das ist so. Natürlich haben wir Führungsakteure, bei uns hat das gewechselt. Mal gibt es Partien, da steht ein Benny Reichert komplett im Mittelpunkt, dann vielleicht ein Markus Kaya oder ein Mike Terranova.

Kurzer Blick zurück, holt die Vergangenheit den Verein eigentlich noch ein. Oder ist das Kapitel abgehakt? Da ist in den letzten fünf Monaten nichts Neues passiert.

Dann kommen wir zum Ausblick. Läuft alles perfekt, geht es in Liga zwei. Werden die eigentlichen Ziele erreicht, läuft man in der dritten Bundesliga auf. Der schlimmste Fall wäre die Quali für die Regionalliga. Wie sehen Sie die Szenarien? Fangen wir mit Liga zwei an.

Das würden wir mitnehmen. Ich sehe keine Probleme mit Blick auf die TV-Gelder. Finanziell wären wir dort besser aufgehoben. Aber wir müssen da nicht hin. Wäre die dritte Liga schwieriger? Man hat den gleichen Aufwand wie in der der zweiten Klasse. Man fährt auch durch ganz Deutschland, nur gibt es weniger Kohle, aber man muss genau so professionell arbeiten wie eine Etage höher. Trotzdem wäre es nicht das Schlechteste, wenn es noch ein oder zwei Jährchen dauert mit dem Aufstieg.

Was bedeutet vierte Liga?

Das wäre der worst case. Bis man da wieder rauskommt, sind wir alle 20 Jahre älter, vielleicht auch nur zehn. Es gibt einen Aufsteiger, finanziell gibt es einen Alimenteneinbruch, es wird schwieriger Sponsoren zu finden. Auch für uns würde das bedeuten, die Strukturen müssten zurückgefahren werden. Es gibt einen Notfallplan, aber daran verschwenden wir aktuell wenig Gedanken. Ein bedeutender Schritt wäre sicher ein neues Stadion. Wie weit ist das Thema im Zuge des Emschergenossenschafts-Projektes? Da müsste man die Stadt anrufen, um eine genaue Antwort zu bekommen. Wir sind in sofern betroffen, gäbe es ein neues Stadion, dann wird das eins der Stadt Oberhausen sein. Aber das wäre total wichtig, auch für die Generation, die jetzt kommt. Jeder kennt die Stadien mit Service, die Ascheplatz-Generation ist da ein bisschen weg. Kann das bis 2010 klappen? Wir hoffen, dann würden wir attraktiver. Und wenn man schaut, wie in den Nachbarstädten der Besucherschnitt nur wegen der neuen Arenen nach oben gegangen ist, dann weiß man, was das bedeuten würde. Denn Fußball ist zum Beispiel auch für Frauen interessant geworden. Und wenn sie unsere öffentliche Damentoilette sehen, dann haben sie da ein Problem. Grundsätzlich muss ich sehen, was für ein Fanaufkommen will ich haben. Und da haben die Zahlen bei den Frauen zugenommen, das wird noch mehr werden. Dann gibt es Stadien, da sind es nur fünf oder sechs Prozent, zum Beispiel bei uns. Was wollen Sie tun? Wir, in dem Fall der Vorstandskollege Thorsten Binder und ich, haben das Thema in der Winterpause auf der Agenda gehabt. Wir haben beschlossen, wir werden zumindest eine Damentoilette auf dem Vorplatz in Eigeninitiative auf Vordermann bringen. Wie viel Zeit haben Sie dafür veranschlagt? Wenn wir noch jemanden finden, der aus der Sanitärabteilung kommt, müssen wir da wohl drei Tage ran.

Wenn man den Gesamtverein betrachtet, was müsste da noch besser werden? Schön wäre es, wenn die Zweitvertretung den Aufstieg in die Verbandsliga schafft. Was verbessert werden muss, ist der Jugendbereich, da sind wir bei. Da geht es auch ohne Geld nicht mehr. Wenn man anständige Trainer haben will, die sportlich und pädagogisch was drauf haben, muss man denen auch etwas bieten und zwar mehr als ein Schokoticket. Es geht nicht um Unsummen, der Ansatz ist da. Bedeutet, wir haben einen Cheftrainer, der unterhält sich auch mit den Coaches aus der Jugend und der Reserve. Und das wollen wir weiterentwickeln.

Wie wichtig ist es in dem Zuge, einen neuen Hauptsponsor zu finden? Dann könnte die evo ihre Beiträge etwas umschichten zu Gunsten der Jugend.

Ein Trikotsponsor wäre klasse. Wir unterhalten uns mit so vielen Leuten, aber es gibt nichts Neues. Es gibt Aussagen, wenn ihr dritte Liga spielt, dann können wir uns das vorstellen. Aber es gibt auch Leute, die sich engagieren, weil sie sagen, wir finden gut was bei euch passiert. Wie ist die generelle Sponsorenlage? Wir haben immer noch ein überschaubares Loch im Co-Sponsorenbereich, aber im Vergleich zu dem, was wir im letzten Jahr gestrickt haben, stehen wir ganz gut da. In Kürze steht das Trainingslager in der Türkei auf dem Programm. Sind Sie mit vor Ort?

Ich versuche, zwei Tage dort zu sein. Genau in der Zeit habe ich die Kulturbörse in Freiburg. Das ist die Messe für alle Kleinkunst- und Kabarettnummern. Eine Art Pflichtveranstaltung seit 13 Jahren. Thorsten Binder und Jürgen Luginger sind aber da, zudem der Aufsichtsrat mit vier oder fünf Personen.

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