In einem Punkt haben diejenigen, die das BVB-Heimspiel gegen den FC Augsburg nicht besucht haben, völlig recht: Ihr Stadionboykott hat zumindest den Zweck erfüllt, die Belange der Fans auf die Agenda zu setzen. Die Mehrheit der BVB-Fans ist dem Boykottaufruf zwar nicht gefolgt, aber das soll die Berechtigung von Kritik bei aller Meinungsverschiedenheit nicht schmälern.
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So viel Kritik wie jetzt mit dem Boykott in Dortmund und wie vorige Woche mit Tennisbällen in Frankfurt muss die Bundesliga aushalten können. Denn auch das gehört zur Wahrheit: Den Streit um die Montagsspiele haben sich die Klubs, auch Borussia Dortmund, mit ihrem einstimmigen Votum pro Montag selbst eingebrockt. Sie haben die Missbilligung im Fanlager ganz einfach unterschätzt.Dass der Fanprotest durchweg friedlich verlief, in Dortmund wie in Frankfurt, ist ein Verdienst der Organisatoren in den Fan- und Ultragruppierungen. Das Verhalten verdient maximale Anerkennung und größten Respekt. Darum tun die Klubverantwortlichen und Liga-Bosse gut daran, nicht beleidigt auf die Meinungsäußerung zu reagieren. Fußball und Fans sind eine Familie.
Der TV-Vertrag schreibt noch exakt 18 Montagsspiele bis 2021 vor. In dieser Zeit muss es eine offene Diskussion geben, wie weit Spieltage gespreizt werden dürfen. Man mag die paar Spiele montags nicht für außerordentlich schlimm erachten (der Autor dieser Zeilen gehört dazu). Diskussionswürdig sind Montagsspiele aber allemal, wenn der Nutzen kleiner als die Akzeptanz ist.
Notfalls gehören Montagsspiele abgeschafft. Denkverbote darf es jedenfalls nicht geben; übrigens auf beiden Seiten nicht. Und das sei auch klargestellt: Bereitschaft zur Diskussion und in manchen Punkten zur Tolerierung unliebsamer Entscheidungen, auch zum Schutz Andersdenkender, gehört im Fanlager dazu. Anders kommt unser Fußball nicht weiter.