Im Fußball sei es wie in der Natur: Die Starken fressen schnell die Schwachen weg. Als Heiko Herrlich bei seiner Antrittsrede in Bochum umständlich aus dem Tierreich fabelte, klang das zunächst reichlich ungelenk. Weite Teile des Profifußballs lassen sich aber auf diese Formel herunterbrechen.
Fußballvereine weisen sich im Profigeschäft als Wirtschaftsunternehmen aus – und gehorchen den kalten Prinzipien des Kapitalismus. Sie sind scheinbar sogar der moralischen Fesseln ledig, mit denen sich die Finanzjongleure in den Raubtierbanken herumplagen. Schließlich ist Fußball auf den ersten Blick nur ein Spiel. Das gilt es zu gewinnen – koste es, was es wolle. Das Prinzip ist einfach: Nur, wer es unter die ersten Sechs schafft, kommt in die Gewinnausschüttung. Der Rest muss überleben und kontrazyklisch investieren, im Vorgriff auf Erfolge teure Spieler kaufen und schicke Stadien bauen. Alles in der Hoffnung auf kräftige Rendite bei der nächsten Ausschüttung.
Wo TV-Gelder exorbitante Gewinne versprechen, speicheln Vereine ein wie pawlowsche Hunde und gehen unverantwortlich ins Risiko. Zementiertes Zeugnis gieriger Großmannssucht sind die Prachtbauten des kleinen Mannes in Duisburg oder Bielefeld. Alemannia Aachen hat das Millionengrab Tivoli sogar gleich ganz in die Pleite getrieben hat. Gewinnversprechende Immobilien bester Ausstattung und Lage, die zu Geisterstadien verkommen sind, in denen wenige Unvergraulbare der fußballerischen Tristesse trotzen. Karge Realitäten, wo einst blühende Landschaften versprochen wurden. Auf sportlichen Erfolg zu wetten, ist zum Scheitern verurteilt, denn Fußball ist zu 50 Prozent Glück – und zu 50 Prozent Pech. Fragen Sie den Buchhalter Ihres Misstrauens.
Man kann nun beklagen, dass der Fußball zur Karikatur einer Höher-Schneller-Weiter-Gesellschaft verkommen ist. Es geht aber ja eigentlich um Sport, ist da der radikale Wettbewerb nicht sinnstiftend? Nur bedingt. Mit der Pleite von Fußballvereinen sind nicht schließlich immer auch persönliche Schicksale verbunden. Die Klubs wirtschaften aber nicht nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Es gilt, den anderen auszustechen – um fressen und gefressen werden. Die Moral, sie parkt in zweiter Reihe.