Es wäre nach den Ereignissen der letzten Wochen so wenig taktvoll wie angebracht. Sollte der Plan, den Rot-Weiss Essen auf der Mitgliederversammlung vorgestellt hat, aber aufgehen – der Klub hätte dennoch allen Grund, die Korken knallen zu lassen. Vielleicht hätte man den Neustart sogar bewusst und früher wählen müssen. Durch den Entzug der Regionalliga-Lizenz hat RWE die vielleicht einmalige Chance, den gordischen Knoten jahrelanger Misswirtschaft und drückender Altlasten endgültig zu zerschlagen. Nach den Zusagen der Sponsoren kann die Stunde Null tatsächlich als kompletter Neustart begriffen werden.
Doch was soll, was muss nun eigentlich anders gemacht werden, um ein Dejá vù zu vermeiden: Nicht mehr ausgeben als man einnimmt? Auf Jugendarbeit und Spieler aus der Region setzen? Ehemalige in die Vereinsarbeit integrieren? Viel mehr als leere Phrasen sind das nicht. Zu oft gehört, zu wenig ist passiert. Und ganz so einfach verhält es sich dann vielleicht auch nicht, ist doch RWE das warnende Beispiel dafür, dass Erfolg sich eben nicht am Reißbrett entwerfen lässt. Dass nun ausgerechnet ohne den fast schon gewohnten finanziellen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz geplant werden muss, macht die Aufgabe nicht leichter.
Es bedarf neuer Ideen und einer Menge Einfallsreichtum. Vor allen Dingen sind deshalb nun echte Experten gefragt. RWE muss künftig cleverer, schneller und geschickter als die anderen arbeiten. Wo Wohlstand Trägheit verursachte, muss nun Not erfinderisch machen. Dann scheinen die Chancen den Verlusten zu überwiegen. Allein durch das Bemühen der alten Leier von Tradition und Potenzial wird RWE diese jedoch nicht nutzen. Der Verein muss die neue Bescheidenheit leben, ohne den eigenen Anspruch gänzlich zu verleugnen. Die NRW-Liga könnte sich als heilsamer Schock erweisen. Aber eben nur als Zwischenstation. Denn eine dauerhafte Perspektive bietet diese Spielklasse in keinem Fall.