Und bezogen sich die „Quo vadis?“-Artikel bisher immer auf den Verein, so stellt sich in der jetzigen, traurigen Situation und vor allem bei der JHV am kommenden Sonntag erstmals auch die Frage: Und jetzt, Fans?
In den Foren wird bereits darüber diskutiert, wie wir rot-weissen Anhänger uns denn verhalten werden, wenn das Worst-Case-Szenario (Neuanfang in der Kreisliga C) oder eben der Hoffnungsschimmer (schuldenfrei in der NRW-Liga) eintritt. Die Meinungen gehen dabei stark auseinander: Von „RWE mein Leben lang, egal wie die heißen, ich bin auch ganz unten dabei“ bis zu „FC RWE 2010 ist dann nicht mehr mein Verein“ ist so ziemlich alles vertreten.
Und das ist völlig okay. Jeder Mensch geht mit Schicksalsschlägen anders um – und nichts anderes ist Lizenzablehnung und Insolvenzantrag bei seinem Lieblingsverein. Und genauso wenig wie man jemanden vorschreiben kann, wie er um jemanden trauert, genauso kann man bestimmen, wie ein RWE-Fan nun zu reagieren hat. Darum appelliere ich daran, die vereinzelt stattfindenden Kommentare á la „Wenn du in Kreisliga C nicht kommst, bist du kein echter Rot-Weisser!!“ bitte zu unterlassen. Was haben wir davon? Wichtig ist, dass wir Fans nun untereinander weiter zusammenstehen, denn je tiefer es geht, umso mehr Relevanz steht uns (wieder) zu.
Foto: firo.
Ich finde es beachtlich und lobenswert, wie einige Supporter nun weitermachen, sich aktiv einbringen: Wir steuern einen Mitgliederrekord an! Viele Fans haben sich beim Sponsorenlauf für den Verein engagiert! Mit Ralf Schuh wird ein Fankandidat für den Aufsichtsrat vorgeschlagen! Toll, wirklich großartig. Weiter so, denn genau diese Zeichen braucht es jetzt. Für die Vereinsverantwortlichen, für die (potenziellen) Sponsoren und auch für die Stadtvertreter (ohne die es einfach nicht weitergeht), diese Akteure müssen nun überzeugt werden und ein gutes Gefühl bekommen, RWE weiter zu unterstützen und trotz allem an dessen vielgepriesene Überlebensfähigkeit zu glauben. Daher gerne weitermachen mit diesem Engagement; und gleichzeitig diejenigen unter uns nicht anpöbeln, die noch ihre Ruhe brauchen, um den Schock zu verdauen.
Auch ich bin noch immer unschlüssig, was ich nun denken soll. Ich schwanke zwischen Resignation und neuem Mut, zwischen Schock und irritierender Emotionslosigkeit. Immer wieder drängt sich die Frage nach den Verantwortlichen auf und wie die jetzige Situation vielleicht hätte verhindert werden können. Dann steigt auch mal Wut in mir auf, denn irgendwie hat man das Gefühl, dass sowohl bei den Vereins- als auch den Stadtvertretern mehr die Eitelkeit als bloße Unfähigkeit uns dahin gebracht hat, wo wir nun sind. Das muss aufgearbeitet werden, wenn nicht bei der JHV, dann später.
Apropos JHV. Die mit der Einladung verschickte Tagesordnung ist wohl hinfällig, wurde sie doch vor dem „Schicksalstag“ verschickt. Man darf gespannt sein, was uns Mitgliedern am kommenden Sonntag aufgetischt wird. Werden wir vertröstet? Kann man uns unterschriebene Sponsorenverträge statt mündlicher Zusagen präsentieren? Erfahren wir mehr über den geplanten Etat, der diesmal – ganz neu für RWE – ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Ein- und Ausgaben aufweisen soll?
Vor allem die Personalfrage wird spannend: Mit welchen Akteuren werden die Schlüsselpositionen neu besetzt? Stadtvertreter werden es wohl hauptsächlich sein, so viel ist klar – aber sind es „bekannte“ oder gar „kompetente“? Und mit welchem Selbstverständnis tritt ein Herr Bückemeyer aufs Podium, der monatelang verschollen war, seiner Aufsichtspflicht nicht nachkam und dadurch eine massive Teilschuld trägt – ich nehme an, er ist sich keiner Schuld bewusst und zeigt sich als neuer Hoffnungsträger. Das Dilemma daran: Er hat Recht, ohne ihn und andere Stadtvertreter geht es (erstmal) nicht weiter! Insofern hoffe ich auf kritisch nachfragende, sich nicht alle Allgemeinplätze bieten lassende Fans am Sonntag, aber eben auch auf realistisch-besonnene Mitglieder: Wählt nicht von Rachegelüsten und Schuldzuweisungen getrieben, wählt für RWE!