"Ich habe eine Familie zu ernähren", betont Szargiej. Im gleichen Atemzug sagt er aber auch: "Der TUSEM bleibt weiter mein Verein. Ich sehe eine allerletzte Chance, da möchte ich die jungen Leute nicht im Stich lassen."
Da der Coach aber als Vollzeitkraft bei dem TUSEM-Sponsor wirken wird, wird er sein Engagement bei den Essenern wohl kaum im momentanen Zeitumfang fortführen können. Daher erscheint es denkbar, dass er sich bei manchen Einheiten vertreten lassen könnte. Ein Kandidat für diese Rolle wäre der derzeit verletzte Evars Klesniks, der zuletzt bei der knappen Niederlage in Gummersbach als "Offizieller" auf der Essener Bank Platz nahm. Noch ist diese Variante reine Spekulation. Aber Szargiej legt sich fest: "Ich möchte so schnell wie möglich Klarheit haben."
Das gilt auch für die verbliebenen Leistungsträger, die angesichts der deutlichen finanziellen Abstriche an der Margarethenhöhe nur zu gern einen ähnlichen Weg wie Gerrie Eijlers (zum HBW Balingen-Weilstetten) und Aljoscha Schmidt (zu GWD Minden) gehen würden. "Das Angebot des TUSEM ist natürlich weder sportlich noch finanziell richtig interessant. Das kann man nicht leugnen. Von anderen Vereinen liegt aber noch nichts auf dem Tisch", räumt Sergio Ruiz Casanova ein.
Währenddessen wird Jörg Lützelberger richtig deutlich. Der Kreisläufer, der seinen Kontrakt beim TBV Lemgo nicht verlängerte, weil er sich in Essen mehr Spielanteile bei gleichen Bezügen erhoffte: "Das ist Verarschung am Menschen. Ich bin hierher gekommen, um mir eine Zukunft aufzubauen. Jetzt stehe ich vor dem Aus." Das Gehalt des 23-Jährigen ist für den November noch durch das Insolvenzgeld abgedeckt, danach steht die Trennung an. "Mir wurde gesagt, dass sie mich nicht mehr bezahlen können. Das Angebot, dass sie mir machen könnten, würde mir nicht entsprechen. Das ist auf der einen Seite fair, aber für mich ist es eine Katastrophe. Einen neuen Verein zu finden, ist sehr schwer", bemerkt Lützelberger.
Dennoch dürften er und seine Mitspieler am heutigen Freitag (19.30 Uhr) gegen Melsungen nicht nur mit einiger Wut im Bauch antreten, sondern auch mit der Motivation, sich für einen neuen Arbeitgeber zu empfehlen. "Ich glaube nicht, dass wir uns abschlachten lassen werden", bemerkt Casanova mit dem Mut des starken Auftritts in Gummersbach. Und Lützelberger fügt an: "Der Galgenhumor wird groß geschrieben. Wir haben noch nicht mal die Punkte zu verlieren, die wir gewinnen würden, wenn wir gewinnen würden."
Um aufkommender Langeweile beim Publikum vorzubeugen, reagierte der Verein und senkte die Eintrittspreise für die ausstehenden Heimspiele um die Hälfte. Aktuelle Dauerkartenbesitzer erhalten für ihr Ticket in der kommenden Serie einen Rabatt von 50 Prozent.