Die übliche Kabinenansprache nach der Partie dauerte diesmal länger. Es gab viel zu besprechen bei den Handballern vom Tusem Essen, die erneut eine frustrierende und gefühlt unerklärliche Niederlage kassiert. Beim Tabellenletzten der 2. Bundesliga, Eintracht Hagen, unterlag die Mannschaft von der Margarethenhöhe mit 23:24 (12:11) -- trotz klarer Führung.
Dabei kam der Tusem motiviert nach Hagen und hatte rund 200 mitgereiste Fans zur Unterstützung im Rücken. Zunächst lief es auch gut, schnell machten die Gäste Lücken in der gegnerischen Deckung aus und spielten ihre schnellen Angriffe erfolgreich zu Ende. Doch nach der 3:0-Führung kamen die Essener aus dem Rhythmus. Ganz im Gegensatz zum örtlichen Trommelverein, der lautstark den Takt für die Eintracht vorgab. Und plötzlich waren die Hausherren im Spiel, schraubten das Tempo hoch und erwischte den Tusem eiskalt. Die anfängliche Unsicherheit war abgelegt, stattdessen kam die Mannschaft von der Margarethenhöhe nun ins Schwitzen und Nachdenken. Im Essener Angriff stockte es, immer wieder ärgerten sich die Tusem-Handballer über ihre Fehler. Trainer Jaron Siewert wechselte personell schon in der ersten Halbzeit viel durch und mit zunehmender Spielzeit kam der Rhythmus zurück. Vor allem dank – durchaus sehenswerten – Treffern von Tom Skroblien reichte es letztendlich doch noch zur knappen Pausenführung. Zufrieden war dennoch keiner, denn es war zwar ein ausgeglichenes, aber schwaches Spiel.
Tusem verliert die Kontrolle
Zu Beginn des zweiten Durchgangs zündete der Tusem den Turbo und überrollte Hagen völlig. Binnen weniger Minuten schraubten die Essener die Führung auf sechs Tore hoch und bogen auf die Siegerstraße ab. Ihre Fans feierten schon, nichts schien gegen den ersten Auswärtssieg zu sprechen.
Dann aber der komplette Bruch. Die Torflut ebbte ab. Hagen war eigentlich schon sportlich tot, doch die Gäste reanimierten die Hausherren wieder. Die Eintracht kämpfte sich zurück und konnte die Partie tatsächlich drehen. „Ihr werft zu früh“, schrie Trainer Jaron Siewert seinen Spielern zu. Da wusste er schon: Das kann noch schief gehen -- und es ging schief. Die Essener machten Tobias Mahncke zum Helden, warfen ihn insgesamt 19 Mal ab. Diese blauen Flecken nimmt der Torhüter gerne in Kauf, denn sie bescherten den Hagenern den zweiten Saisonsieg. „Das ist ziemlich katastrophal“, sagte ein sichtlich geknickter Carsten Ridder nach der Partie. Der Rückraumspieler des Tusem tat sich nicht leicht, Worte zu finden. „Hagen war eigentlich schon tot. Und dann kriegen wir drei Blitztore und das darf einfach nicht sein. Wir waren viel zu passiv in der Abwehr plötzlich. Ich bin unfassbar enttäuscht.“ Und auch Trainer Jaron Siewert war frustriert: „Das ist schon keine Enttäuschung mehr, das ist einfach nur bitter. Was wir an Bällen in der Offensive verwerfen, darf nicht passieren.“ Es bleibt also dabei: Führungen tun dem Tusem offensichtlich nicht gut.