Startseite » Mehr Sport » Behindertensport

VBGS, Fliedner und Rembergschule setzen Akzente
Soziale Vorreiter

Behindertensport: VBGS, Fliedner und Rembergschule setzen Akzente in Mülheim
FC Schalke 04
FC Schalke 04 Logo
18:30
Hannover 96 Logo
Hannover 96
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | Hilfe unter www.buwei.de | -w-

VBGS, Fliedner und Rembergschule - Sie sind Aushängeschilder des Mülheimer Sports. Die breite Öffentlichkeit erfährt davon jedoch nur wenig. Trotz zahlreicher Preise und Erfolge fristet der Behindertensport - nicht nur in Mülheim - immer noch ein Schatten-Dasein. Zu Unrecht, wie Thomas Wein zeigt.

Die Förderung der gesellschaftlichen Integration ist eine inflationär benutzte Phrase, wenn es um das Leitmotiv im Sport vor allem im Behindertensport geht. In Mülheim ist dies zweifellos nicht anders. Geringschätzig soll und darf diese Erkenntnis nicht klingen, gewinnt man doch bei genauerer Betrachtung der Behindertensportlandschaft der „Stadt am Fluss“ einen überraschenden Eindruck von Wert- und Nachhaltigkeit der breiten Angebotspalette für Menschen mit einer Behinderung.

An vorderster Front steht ein Verein, dessen Führungspersönlichkeit seit je her für die Belange von Menschen mit Behinderung in seiner Stadt kämpfend mittlerweile als Urgestein einer Integrations-Bewegung gelten kann. Alfred Beyer ist den politischen Kreisen Mülheims bestens bekannt, weil er für Barrierefreiheit und Teilhabe auf vielen gesellschaftlichen Ebenen schon seit Jahrzehnten leidenschaftlich einsteht. Als Vorsitzender und Mitbegründer des Vereins für Bewegungsförderung und Gesundheitssport (VBGS) Mülheim konnte er im November letzten Jahres eine hohe Auszeichnung für die Arbeit „seines“ Vereins entgegennehmen: Im Wettbewerb „Der integrative Sportverein“, der vom Landessportbund mit Unterstützung der RWE Rhein-Ruhr AG initiiert wurde, belegte der VBGS in der Wettbewerbsklasse II (bis 300 Mitglieder) den ersten Platz. Eine Ehrung, die einmal mehr die besonderen gesellschaftlichen Verdienste des Mülheimer Vorzeigevereins in den Vordergrund stellt.

„Gelebte Integration bedeutet für uns, dass wir uns um das Wohl behinderter wie nicht-behinderter Menschen bemühen und uns ebenso um Menschen mit Migrationshintergrund kümmern“, fasst Alfred Beyer den ganzheitlichen Ansatz der von bemerkenswert großer Ehrenamtlichkeit getragenen Vereinsarbeit zusammen. In der Praxis werden diese Leitgedanken neben vielfältigen Sportangeboten durch eine barrierefreie Beratungs- und Begegnungsstätte, ein behindertengerechtes Internet-Café sowie einen Arbeitsplatz für einen schwerbehinderten Mitarbeiter umgesetzt. Der Sport bietet somit als egalisierendes Medium den Ausgangspunkt für eine progressive, gesellschaftliche Entwicklung innerhalb Mülheims.

Über die Grenzen Mülheims hinaus wirkt eine weitere Behindertensport-Initiative, die von der Fußballmannschaft der Fliedner Werkstätten 2007 ausging. In enger Kooperation mit dem überregionalen Netzwerk FUBA-NET baute der Trainer und Mannschaftsbetreuer Dennis Loss eine Liga für Menschen mit geistiger Behinderung auf. In der mittlerweile dritten Saison konnte so ein regelmäßiger Spielbetrieb von acht leistungshomogenen und gleichgesinnten Teams aus Essen, Oberhausen, Solingen und sogar aus Köln und Düsseldorf gewährleistet werden. „Der Leistungsgedanke wird im Fußballsport Geistigbehinderter sehr kontrovers diskutiert. Wesentlich ist aber, dass viele Betroffene sehr wohl einen gewissen Anspruch haben und sich mit anderen messen wollen. Dies ist wiederum ein besonderer Anspruch an das soziale Umfeld und uns Betreuer, die stets zwischen Fürsorge und Selbstbestimmung auspendeln müssen“, beschreibt Loss die besondere Herausforderung an die noch junge FN-Liga-Gemeinschaft.

In beeindruckender Manier ist auf Mülheimer Boden ein weiteres Fußball-Projekt gewachsen, das den Leistungsanspruch aufgrund einer völlig anderen Ausgangslage bewusst in den Hintergrund stellt. Seit knapp zwei Jahren bilden Spieler der Rembergschule für Menschen mit geistiger Behinderung eine Trainings- und Spielgemeinschaft mit Fußballern des Gymnasiums Luisenschule. Angeregt wurde die Gründung der einzigartigen Fußball-Truppe durch das integrativ angelegte und regelmäßig in der Mülheimer RWE-Sporthalle ausgerichtete Fußballturnier FUBA-NET Cup, wo Menschen mit und ohne Behinderung verpflichtend in einem Team stehen. Das Umfeld und die beiden wegbereitenden Lehrer beider Schulen, Lars Metelmann und Joern Wenzel, sind begeistert: „Die Entwicklung innerhalb der Gemeinschaft ist sehr überraschend. Das hätten wir so nicht erwartet“, stellt Metelmann fest und Wenzel ergänzt: „Unterschiede in der Spielintelligenz sind natürlich da, aber von außen betrachtet verschwimmen die Grenzen. Vor allem der Umgang untereinander ist beeindruckend und der eigentliche Wert des Projektes.“ Begegnungen über den Sport zu schaffen, die im sozialen Miteinander einzigartige Früchte tragen, wird im Mülheimer Behindertensport eindrücklich unter Beweis gestellt. Eine Tatsache, die in jedem Fall mehr öffentliche Wertschätzung erfahren sollte, als sie es tatsächlich tut.

Deine Reaktion zum Thema
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel