Mit einem selbst entwickelten Aminosäurepräparat machte der studierte Mediziner auf sich aufmerksam. 2007 beendete Warnecke von heute auf morgen seine Schwimmkarriere. Im Gespräch mit RevierSport erzählt der Arzt über sein Unternehmen, Gedanken an ein Comeback und die falschen Strukturen im DSV.
Herr Warnecke, dass Sie plötzlich Geschäftsmann werden und Aminosäuren vertreiben würden war reiner Zufall, oder?
Absolut. Am Anfang habe ich nur für den Eigengebrauch gemischt, geforscht und abgepackt. Mit der Diät angefangen habe ich Ende 2004, im Frühjahr 2005 wurde ich dann auf Wettkämpfen angesprochen.
Ein gefundenes Fressen für die Presse, oder?
Wenn man da mit unbeschrifteten Beuteln sitzt und sich weißes Pulver in die Getränke mischt, dann sorgt das für Aufsehen. Ich bin ein Junge aus dem Revier und hatte keine Probleme damit, von dem Produkt zu erzählen. Das hat die Presse gerne aufgenommen. Kurz danach hatte ich schon 50 Bestellungen in meinem E-Mail-Eingang.
Wie sind Sie denen nachgekommen?
Ich habe lange Zeit zuhause Tüten verpackt, hatte Hilfe im Freundes- und Familienkreis. Die Postangestellten haben aber schon schnell die Krise bekommen, wenn ich mit meinen Päckchen angekommen bin.
Sie mussten gerade zu Beginn einiges an Kritik einstecken.
Vorwürfe wie Geldmacherei machen mich immer noch richtig wütend. Aber ich versuche es mittlerweile als Kompliment zu sehen, denn wenn viel darüber geredet wird, heißt es doch, dass es funktioniert.
Heute zählen etliche Profisportler, darunter der deutsche Ruderachter, aber auch viele Hobbyathleten zu Ihrem Kundenstamm. Auch und vor allem Menschen, die keinen Sport betreiben, aber abnehmen wollen. Denn ich habe es schließlich auch im Rahmen meiner Diät erfunden. Keinen Sport zu treiben ist ohnehin eine ganz falsche Ausrede für Übergewicht.
Aber Sport steht einer Diät nicht im Wege, oder?
Nein, unterstützend ist Bewegung immer richtig. Aber wenn ich zu dick bin, dann liegt das daran, dass ich mehr Kalorien zu mir nehme, als ich verbrauche. Sitze ich nur auf meinem Hintern, aber gönne mir Abends auf der Couch eine Tüte Chips, ist das sicher nicht produktiv.
Finden Ihre Worte als Ernährungswissenschaftler und Ex-Sportler Gehör bei den Diätwilligen?
Ich habe am Anfang eine Anfrage bekommen, mit der Bitte meine Diät zu erklären. Ich war zunächst überrumpelt, dann habe ich zu jeder verschickten Packung eine kleine Broschüre gelegt, die verschiedene Rezepte und Tipps beinhaltete. Die kam allerdings aufgrund der kleinen Schrift nicht wirklich gut an, also habe ich zusammen mit einer Expertin ein Diätbuch erstellt.
Leben Sie selbst danach?
Ab und zu überkommen mich die Sünden. Aber im Prinzip weiß ich natürlich, was in den Kühlschrank gehört und was nicht.
Warum nehmen Sportler, die an ihrem Körper nicht arbeiten müssen, Ihre Produkte?
Mit „AM Sport“ gleicht man den Mangel an Aminosäuren aus, der bei extremer Belastung entsteht. Das bewirkt eine schnellere Regeneration und beugt Verletzungen vor.
Wie halten Sie sich selbst fit?
Gar nicht.
Kein Schwimmbad mehr von innen gesehen?
Ich war seit meinem Karriereende weder im Wasser noch Laufen oder ähnliches. Ich verliere natürlich an Ausdauer, aber meine Kraft bleibt unglücklicherweise erhalten.
Warum deprimiert Sie das?
Ich wäre lieber drahtig. Wenn man Masse mit sich rumträgt, schränkt das auch ein. Deshalb verstehe ich auch Leute nicht, die bewusst auf Masse trainieren.
Dara Torres, eine Ihrer Kundinnen, hat bei den Olympischen Spielen im Alter von 41 Jahren noch auf sich aufmerksam gemacht. Ist ein Comeback für Sie ausgeschlossen? Im Moment würde ich die Zeit dafür gar nicht finden, aber so ein wenig reizt mich dieser Gedanke schon. Ich gehe auch davon aus, dass ich mit hartem Training schnell wieder in die deutsche Spitze zurückschwimmen könnte.
Vermissen Sie das Wasser?
Nein, das überhaupt nicht. Denn ich bin nie gerne nass gewesen, habe mich möglichst lange vor dem Start am Beckenrand aufgehalten. Das hört sich paradox an, aber an meiner Disziplin hat mich vor allem die Technik fasziniert. Ich habe jeden Zug genau gespürt, versucht noch mehr aus den Bewegungen herauszuholen. Ehrlich gesagt, habe ich jetzt schon Ideen, wie ich mich verbessern könnte. Der Schwimmsport ist noch längst nicht ausgereizt.