Auch das ist schon ein gewohntes Bild, schließlich durfte sich der Weltklasse-Akteur in Bamberg bereits zum fünften Mal die Gold-Medaille für den Deutschen Meister umhängen lassen. Warum er sich darüber dennoch nicht so sehr freuen kann und wie sein Leben als Minigolfer aussieht, beschreibt Erlbruch im RS-Interview. Harald Erlbruch, kann man sich nach vier Deutschen Meister-Titeln über den fünften immer noch so sehr freuen? Mir bedeutet jeder Titel etwas, aber es ist nicht zu vergleichen mit einem Mannschaftserfolg. Wenn es auf einer Einzel-Meisterschaft ganz gut läuft, ist es in Ordnung. Aber wenn man mal nicht so eine gute Phase hat, ist es viel schwieriger, sich aus so einem Loch herauszuholen. Schließlich spielt man im Endeffekt nur für sich selber. Deshalb ist das für mich auch kein Prioritätsziel. Konnte Sie die Gold-Medaille in Bamberg ein wenig über den verpassten Titel mit dem Team hinweg trösten?
Überhaupt nicht. Wie ich schon beschrieben habe, steht für mich immer die Mannschaft im Vordergrund. Die Einzelwettkämpfe sind bei mir einfach nicht so hoch angesiedelt. In der Truppe macht es mehr Spaß.
Wieso hat es denn nicht geklappt mit dem zehnten Bundesliga-Titel in Folge? Das ist schwierig zu sagen. Es gibt mit Sicherheit mehrere Punkte, wo man ansetzen kann. Wir haben in diesem Jahr als Team nicht so gut funktioniert, wie man das von uns kennt. In den entscheidenden Situationen haben wir nicht zugebissen. Dabei hat uns genau das in den letzten Spielzeiten immer ausgezeichnet. Schon nach dem ersten Spieltag in Leipzig war uns klar, dieses Jahr wird es mit der Titelverteidigung ganz schwer.
Waren Sie und Ihre Kollegen schlechter vorbereitet als die Jahre zuvor? Nein, im Gegenteil, wir waren vor dem Auftakt-Turnier so häufig beim Training wie selten vor einer Saison. Ich bin mir sicher, dass wir besser aufgestellt waren als sämtliche Konkurrenten. Dementsprechend wussten wir auch nachher nicht, warum wir so schlecht waren. Also blieb Ihnen nach dem letzten Spieltag in Uerdingen nichts anderes übrig, als dem neuen Deutschen Meister, MGC Brechten, zu gratulieren. Genau, man muss sagen, dass sich die Jungs das verdient haben. Wenn denen vorher jemand gesagt hätte, ihr schnuppert an den ersten drei Rängen, wären sie glücklich gewesen. Am Ende standen sie ganz oben. So geht das manchmal. Die Brechtener haben alles in allem die konstanteste Leistung gezeigt, hatten keinen richtigen Ausrutscher.
Zum internationalen Geschäft: Nun stehen die Europameisterschaften im finnischen Tampere auf dem Programm. Was erwarten Sie? Ich gehe davon aus, dass wir den Titel nach Deutschland holen. Mit diesem Ziel fahre ich immer zu Welt- und Europameisterschaften. Wir haben diesmal den Vorteil, dass wir bis auf eine Veränderung mit haargenau der gleichen Mannschaft nach Finnland fahren, die auch schon in der vergangenen Saison an der WM teilgenommen hat. Die Harmonie zwischen den einzelnen Leuten ist auf jeden Fall vorhanden. Wer gehört neben Deutschland zu den führenden Minigolf-Nationen? Ich habe auf jeden Fall die Schweden auf der Rechnung. Die anderen Teams kann ich schlecht einschätzen, aber auch die Schweizer und die Österreicher sind traditionell für eine Medaille gut. Ich bin sehr gespannt, wer noch eine gute Rolle spielen kann. Sie haben als Minigolfer eigentlich alles erreicht. Was reizt Sie, trotzdem Jahr für Jahr so einen Aufwand zu betreiben? Man möchte immer noch einen draufsetzen. Wenn man elf Mal mit der Mannschaft die Bundesliga gewonnen hat, möchte man auch noch den zwölften Titel. Wenn diese Motivation nicht mehr da wäre, würde ich den Schläger an die Wand nageln. Aber davon bin ich momentan weit weg. War der Gedanke auch noch nie da? Wenn im Herbst die Saison vorüber ist, werfe ich meinen Schläger auch erstmal in die Ecke und habe die Schnauze voll. Schließlich war man dann seit März nahezu jedes Wochenende auf dem Minigolfplatz. Dann will man seine Freizeit auch einfach mal für andere Hobbies nutzen. Aber spätestens im Dezember kribbelt es schon wieder leicht. Hört sich nach einer Sucht an. Das Wort würde ich selber nicht benutzen. Viel mehr ist es für mich ein Riesen-Spaß. Nicht nur der Sport an sich, sondern man kann bei uns in der Bundesliga wirklich von einer großen Familie reden. Natürlich gibt es gesunde Rivalität, aber so etwas wie Hass ist bei uns gar nicht zu finden. Durch eine Umstrukturierung fängt im Herbst schon wieder die neue Saison an. Wie lauten die Hardenberger Ziele? Das ist doch ganz klar, wir wollen uns den Titel zurückholen. In diesem Jahr geht es zunächst einmal darum, das abzurufen, was wir können, damit wir nicht nach dem Winter der Musik hinterherlaufen müssen.
Mit Alexander Geist von der SG Darmstadt-Arheilgen kommt ein weiterer Nationalspieler zu Ihrem Team. Wie bewerten Sie diese Neuverpflichtung? In jeder Hinsicht ist Alex bombig. Er ist nicht nur ein klasse Minigolfer, sondern passt auch menschlich hervorragend zu uns. Seine Teamplayer-Fähigkeiten bringen uns auf jeden Fall weiter.
Wen haben Sie als Konkurrenten auf der Rechnung? Brechten wird als Titelverteidiger ein Riesen-Laster mit sich herumschleppen. Deshalb werden die ihre Ziele nicht so hoch stecken. Ansonsten wird man gespannt sein dürfen, wie sich die Teams aus Mainz und Arheilgen verstärken. Wie sind Sie eigentlich zu dem ungewöhnlichen Sport Minigolf gekommen? Über die Familie. Meine Eltern haben schon früher gespielt, ich wurde im Kinderwagen mit zum Platz genommen. Und dann wurde mir natürlich auch ein Schläger in die Hand gedrückt und es hat mir direkt Spaß gemacht. Bei meinem älteren Bruder Walter sah das genauso aus. Wir sind einfach damit groß geworden. Sie bekommen kein Geld, investieren aber unheimlich viel Zeit. Können Sie verstehen, dass es Leute gibt, die Ihren Aufwand nicht nachvollziehen können? Aber selbstverständlich. Ich bekomme auch häufig zu hören: Was du im Sommer treibst, ist doch krank. Doch wie ich schon erwähnt habe, ist der Spaßfaktor unfassbar groß. Hinzu kommt, dass ich keine Frau, keine Kinder und keinen Hund habe, sodass ich auch niemanden vernachlässige. Das Einzige, was ein bisschen darunter leidet, sind Freundschaften abseits des Minigolfs.
Wie begegnen Ihnen Menschen, denen Sie zum ersten Mal von Ihrer Leidenschaft erzählen? Natürlich wird schon mal darüber gelacht, aber wenn man ins Detail einsteigt und erklärt, dass es eine Ligenstruktur und eine Nationalmannschaft gibt, werden die Leute plötzlich ganz interessiert und stellen immer mehr Fragen. Der Vorteil ist, dass eigentlich jeder schon mal einen Schläger in der Hand gehalten hat. Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass sich die Öffentlichkeit nicht so sehr für den Sport Minigolf interessiert? Ich denke, uns fehlt ein Großsponsor, der richtig Kohle mitbringt. Dann würden auch die Medien mehr auf uns aufmerksam. Aber soweit sind wir leider noch lange nicht.